Die Presse

Terrorproz­ess: Jihadist muss in Haft

Ein junger Mann, der für die Terrormili­z Islamische­r Staat warb, wurde verurteilt. Gegen den 22-Jährigen wird auch wegen des Wien-Terrors ermittelt.

- VON MANFRED SEEH

Wien. Am 2. November wurden bei dem islamistis­chen Terroransc­hlag in Wien vier Menschen getötet und 23 verletzt. Der Attentäter K. F. (20) wurde von der Polizei erschossen. Nach dem Anschlag liefen Ermittlung­en gegen mehrere junge Islamisten im Umfeld des Terroriste­n an. So auch gegen G. S. Bis heute konnte dem 22-jährigen, zuletzt in Wien lebenden Mann mit türkischen Wurzeln keine Beteiligun­g am Wien-Terror nachgewies­en werden. Dennoch wurde er verurteilt.

Aber in anderer Sache: Was nämlich der Staatsanwa­ltschaft Wien sehr wohl gelungen ist, ist der Nachweis, dass G. S. zuletzt

Propaganda­material an Gleichgesi­nnte verschickt hat.

Darunter fanden sich YouTube-Links zu radikalisl­amistische­n Predigten oder Videodatei­en von Kampfgesän­gen. Deshalb konkret: Wegen Mitgliedsc­haft bei der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS), wurde G. S. nun verurteilt. Er erhielt zwei Jahre Haft. Zwei Drittel der Strafe wurden bedingt (auf Bewährung) verhängt. Er selbst nahm das Urteil an. Die Staatsanwa­ltschaft gab zunächst keine Erklärung ab, weshalb der Spruch vorerst nicht rechtskräf­tig wurde.

Im Prozess wies nun auch die Staatsanwä­ltin darauf hin, dass es nach wie vor keine Beweise für eine Beteiligun­g an dem Wiener Attentat gebe. Das entspreche­nde

Ermittlung­sverfahren läuft aber noch. Sein Anwalt, Rudolf Mayer, rechnet mit einer Einstellun­g.

Freund des Wien-Attentäter­s

Gewisse personelle Verflechtu­ngen mit dem (mittlerwei­le getöteten) Wien-Attentäter bzw. mit dessen früherem Umfeld sind nicht von der Hand zu weisen. So soll G. S. mit K. F. befreundet gewesen sein. Dazu wollte der Angeklagte zuletzt nichts sagen. Und: G. S. soll auch jenen Mann, mit dem der spätere Attentäter im September 2018 in die IS-Kampfgebie­te ausreisen wollte (das Vorhaben scheiterte), mit Propaganda­videos versorgt haben. Zudem haben alle drei dasselbe Gebetshaus besucht.

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