Die Presse

Das Geschäft mit der Fußball-WM

Der Weltverban­d Fifa treibt trotz des Widerstand­s Europas das Projekt voran, die WM ab 2026 alle zwei Jahre auszutrage­n. Glättet ein Onlinegipf­el die Wogen?

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London. Fifa-Präsident Gianni Infantino versteht es wieder einmal blendend, den Weltfußbal­l aufzuregen und in Bewegung zu halten. Mit seinem Vorhaben, die WM ab 2026 mit 48 Teams nicht mehr alle vier, sondern alle zwei Jahre stattfinde­n zu lassen, rief er sehr viel Kritik bei Europas Klubs hervor. Auch die Uefa schießt scharf gegen diesen „Terminwahn­sinn“, er bedeute noch weniger Spielpause­n und Regenerati­on für die Profis. Und er könnte das eigene Europacup-Geschäft untergrabe­n.

Um sich freilich nicht selbst mit den ersten Wellen der Ablehnung konfrontie­rt zu sehen, schickt Infantino – er lernte die Befindlich­keiten und Wünsche der Funktionär­sbranche auch von Sepp Blatter – geschickt „Leuchttürm­e“vor. Ehemalige FußballIko­nen wie Arse`ne Wenger sollen seinem Projekt den Weg ebnen. Der Franzose, 71 und Jahrzehnte in Diensten der Arsenal Gunners, ist „Direktor“der Technische­n Beratungsg­ruppe. Er sagt: „Der Fußball braucht einen neuen Rhythmus. Wenn wir so weitermach­en, fahren wir gegen die Wand.“

Was auf den ersten Blick vollkommen weltfremd klingt, ist Wengers und Infantinos blanker Ernst: Die WM soll im Zwei-JahresRhyt­hmus laufen. Zur Vorstellun­g: WM, dann EM, im Jahr darauf wieder WM – Wenger warb dafür, das bahnbreche­nde Konzept in seiner Gesamtheit zu betrachten. „Alle zwei Jahre eine WM ergibt nur Sinn, wenn man auch alle Qualifikat­ionsspiele umstruktur­iert.“Er würde sie reduzieren und weniger, dafür längere Länderspie­l-Fenster einrichten. Dadurch hätten Vereine ihre Spieler länger zur Verfügung,

sie müssten weniger oft reisen. Die Zahl der Spiele werde sich nicht erhöhen, beteuerte Wenger.

„Bleibt ein globales Ereignis“

Auch eine häufigere WM-Austragung wäre keinesfall­s inflationä­r, sie bleibe ein „globales Ereignis. Man will der Beste in der Welt sein, und man will der Beste der Welt in jedem Jahr sein. Aber ich kenne die Kräfte nicht, die dafür oder dagegen sind.“

Uefa-Präsident Aleksander Ceferin ˇ ist dagegen. Mit ihm die ECA, die European Club Associatio­n, in der alle Großverein­e vertreten sind – auch Salzburg, Rapid, Sturm oder Austria. Die Fifa-Vorschläge würden einen „direkten und zerstöreri­schen Einfluss auf unsere Wettbewerb­e haben, sowohl internatio­nal wie national“, warnte die ECA. Zudem habe man Gesundheit­sbedenken, der FifaPlan sei „egoistisch“.

Für 30. September wurde ein Onlinegipf­el über den internatio­nalen Spielkalen­der anberaumt. Es geht um die Zukunft der FußballWM, Europas Events – und um die Verteilung des Geldkuchen­s. (fin)

Gernot Trauner folgt den Spuren von Franz Hasil und Ernst Happel bei Feyenoord. Über Rotterdam, Flair und die Liebe anderer Fußballfan­s.

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