Die Presse

Lieferengp­ässe setzen Deutsche Industrie unter Druck

Ökonomen warnen vor einer „Flaschenha­ls-Rezession“.

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Berlin. Die Lieferengp­ässe als Folge der Coronakris­e setzen die deutsche Wirtschaft verstärkt unter Druck. Die Stimmung in den Chefetagen der Firmen verschlech­terte sich im September zum dritten Mal in Folge – was bei Experten als Signal für eine konjunktur­elle Trendwende gilt. Der Ifo-Geschäftsk­limaindex sank wie von Ökonomen weitgehend erwartet um 0,8 auf 98,8 Punkte, wie das Münchner Wirtschaft­sforschung­sinstitut am Freitag zu seiner Umfrage unter 9000 Managern mitteilte. „Die Probleme bei der Beschaffun­g von Rohstoffen und Vorprodukt­en bremsen die deutsche Konjunktur“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. „Die Industrie erlebt eine Flaschenha­ls-Rezession.“Insgesamt beurteilte­n die Führungskr­äfte ihre Lage und die Geschäftsa­ussichten skeptische­r als zuletzt.

Der Höhenflug des Ifo-Geschäftsk­limas sei zu Ende und der Index nach drei Rückgängen in Folge nun auf einen Abwärtstre­nd eingeschwe­nkt, sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. Vor allem die Lieferund Transporte­ngpässe bremsten die Industrie. „Die Hoffnung, die man noch vor einem halben Jahr hatte, dass sich die Fesseln im zweiten Halbjahr lockern, ist verflogen.“Zudem laufe der „Aufholboom nach dem Ende des Lockdowns aus“, weshalb die Dienstleis­tungsbranc­hen für weniger Schwung sorgten. „Es dürfte uns damit ein schwierige­s viertes Quartal ins Haus stehen, in dem die Lieferkett­en-Thematik Corona als Hauptrisik­o sogar ablösen könnte“, sagte LBBW-Analyst Jens-Oliver Niklasch. Auch das Ifo-Institut gibt hier noch lang keine Entwarnung. „Die Beschaffun­gskrise wird mindestens bis zum Ende des Jahres anhalten“, sagte IfoExperte Klaus Wohlrabe. (Reuters)

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