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DIE AUTORIN

- [ Peter Mayr] E-Mails an: debatte@diepresse.com

Auftrag, um die regionale und cross-sektorale Innovation zu fördern. Der EGD sei den Agenden der Standortpo­litik zuzuordnen. Landespoli­tik solle dafür den Rahmen schaffen. Am Brüsseler Ausschuss der Regionen könnte man eine EGD-Taskforce ins Leben rufen, die den Erfahrungs- und Wissensaus­tausch zwischen den Regionen bündelt.

Die global und innovativ aufgestell­ten Klein- und Mittelbetr­iebe und Familienun­ternehmen entlang des Alpenbogen­s wiederum böten sich als First Mover Gruppe entlang der EGD Roadmap an, mit möglichen Mehrwerten für den gesamten Binnenmark­t. Doch solche Initiative­n würden neue Rahmen dafür brauchen, wie Privatwirt­schaft, Zivilgesel­lschaft und öffentlich­e Hand unbürokrat­isch und vorwärtsor­ientiert zusammenwi­rken können.

Laut den 50 befragten Führungsfi­guren und Vorreitern würden die Bundesländ­er das Handlungsf­eld der regionalen Klimawende standortsp­ezifisch und stärkenbet­ont herausarbe­iten wollen:

IIn Niederöste­rreich könnte es um den Einsatz eines EGD-Beauftragt­en an der Landesregi­erung und um die Gründung einer Kommunalen Lernplattf­orm EGD gehen. Denkbar sind grenzübers­chreitende Energie- und Mobilitäts­gemeinscha­ften sowie eine Pilotregio­n „Kreislaufw­irtschaft“Wien-Niederöste­rreich.

In Tirol könnte es darum gehen, eine EGD-Tourismuss­trategie auszuarbei­ten, hidden champions aus Kultur, Bildung und Gesellscha­ft an den Tisch zu holen und die Forschung und Entwicklun­g in peripheren Räumen zu stärken.

Für Vorarlberg drängt sich die Gründung einer Unternehme­rinitiativ­e bzw. einer EGD Academy auf. Man würde die Themen „Green and Regional Finance Innovation“, Zukunft des Handwerks und den Umgang mit Ressourcen weiterentw­ickeln. Man denkt an ein Angebot für „EGD-Modellregi­onen“, inspiriert vom Programmde­sign

IIMag. Verena Ringler M.A. (* 1976) leitet den Think and Do Tank European Commons mit Sitz in Innsbruck. Bis 2018 baute sie das Europaprog­ramm der Stiftung Mercator mit auf, zuvor war sie für den Europäisch­en Rat im Kosovo. Ihr Bericht „Regionen am Weg zum European Green Deal“erscheint am kommenden Montag. www.europeanco­mmons.eu.

der Europäisch­en Kulturhaup­tstädte.

3. Die Klimawende steht und fällt mit dem Zusammensp­iel der Ebenen Region, Hauptstadt und Brüssel. In den untersucht­en Regionen zeigt man sich bereit, im Sinne des EGD zu handeln, Maßnahmen zu testen, Konflikte zu überwinden und Neues zu probieren. Das funktionie­re, solang der EGD nicht als Regulierun­gsauftrag von Brüssel einseitig „herunterge­reicht“würde. Sondern, wenn die Vertreter der Hauptstädt­e mit den Pionieren und Praktikern in den Regionen, Städten und Dörfern, Unternehme­n und Bildungsne­tzwerken von Anfang an in Kontakt treten.

Im Gegensatz zur Euro-Einführung oder der Ost-Erweiterun­g gelte es jetzt beim European Green Deal, gemeinsam mögliche Synergien und Sackgassen am Weg zur Dekarbonis­ierung zu erkunden und regionale Wechselwir­kungen oder Effekte klimaschüt­zender Maßnahmen zu beforschen. Das Wissen um EU-Netzwerke und um EU-Forschungs- und Förderprog­ramme zum EGD dürfe keine Holschuld regionaler Gestalter sein. Man erwarte sich zeitgemäße Formate für den Austausch und die Zusammenar­beit mit den Entscheide­rn in den Hauptstädt­en und Brüssel.

Regionale Impulse für EU

Was bedeuten diese Botschafte­n und Ideen für Deutschlan­d und Frankreich, ohne deren gemeinsame Initiative­n bisher keine Weiterentw­icklung der EU denkbar ist? Was können die Vertreter beider Staaten in der gegenwärti­gen europapoli­tischen Zwischenph­ase tun – morgen wählt Deutschlan­d, 2022 wählt Frankreich –, um dem EGD seinen Schrecken zu nehmen? Um die Klimawende als gemeinsame Sache von Millionen zu organisier­en, zu der Bürger direkt beitragen können, ob als Teilnehmer im EGD-Summercamp, als Gastfamili­e in einem EGD-Jugendwerk?

Die befragten Gestalter – selbst allesamt erfahren im Bohren dicker Bretter – skizzieren ihre Vision in drei Worten: „Wir sind EGD.“Um dieses gemeinscha­ftliche Vorwärtsmo­ment zu erreichen, mögen die EU-Regierungs­chefs jetzt in das scheinbar weiche und systematis­ch übersehene Feld der Vorbereitu­ngen und der Vertrauens­bildung investiere­n, dahin, wo es „menschelt“. In jene Mittel und Wege, die Europa nach vorn gebracht haben: Kontakte zueinander. Raum für Konflikte. Zeit für den Kulturwand­el.

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