DIE AUTORIN
Auftrag, um die regionale und cross-sektorale Innovation zu fördern. Der EGD sei den Agenden der Standortpolitik zuzuordnen. Landespolitik solle dafür den Rahmen schaffen. Am Brüsseler Ausschuss der Regionen könnte man eine EGD-Taskforce ins Leben rufen, die den Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen den Regionen bündelt.
Die global und innovativ aufgestellten Klein- und Mittelbetriebe und Familienunternehmen entlang des Alpenbogens wiederum böten sich als First Mover Gruppe entlang der EGD Roadmap an, mit möglichen Mehrwerten für den gesamten Binnenmarkt. Doch solche Initiativen würden neue Rahmen dafür brauchen, wie Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft und öffentliche Hand unbürokratisch und vorwärtsorientiert zusammenwirken können.
Laut den 50 befragten Führungsfiguren und Vorreitern würden die Bundesländer das Handlungsfeld der regionalen Klimawende standortspezifisch und stärkenbetont herausarbeiten wollen:
IIn Niederösterreich könnte es um den Einsatz eines EGD-Beauftragten an der Landesregierung und um die Gründung einer Kommunalen Lernplattform EGD gehen. Denkbar sind grenzüberschreitende Energie- und Mobilitätsgemeinschaften sowie eine Pilotregion „Kreislaufwirtschaft“Wien-Niederösterreich.
In Tirol könnte es darum gehen, eine EGD-Tourismusstrategie auszuarbeiten, hidden champions aus Kultur, Bildung und Gesellschaft an den Tisch zu holen und die Forschung und Entwicklung in peripheren Räumen zu stärken.
Für Vorarlberg drängt sich die Gründung einer Unternehmerinitiative bzw. einer EGD Academy auf. Man würde die Themen „Green and Regional Finance Innovation“, Zukunft des Handwerks und den Umgang mit Ressourcen weiterentwickeln. Man denkt an ein Angebot für „EGD-Modellregionen“, inspiriert vom Programmdesign
IIMag. Verena Ringler M.A. (* 1976) leitet den Think and Do Tank European Commons mit Sitz in Innsbruck. Bis 2018 baute sie das Europaprogramm der Stiftung Mercator mit auf, zuvor war sie für den Europäischen Rat im Kosovo. Ihr Bericht „Regionen am Weg zum European Green Deal“erscheint am kommenden Montag. www.europeancommons.eu.
der Europäischen Kulturhauptstädte.
3. Die Klimawende steht und fällt mit dem Zusammenspiel der Ebenen Region, Hauptstadt und Brüssel. In den untersuchten Regionen zeigt man sich bereit, im Sinne des EGD zu handeln, Maßnahmen zu testen, Konflikte zu überwinden und Neues zu probieren. Das funktioniere, solang der EGD nicht als Regulierungsauftrag von Brüssel einseitig „heruntergereicht“würde. Sondern, wenn die Vertreter der Hauptstädte mit den Pionieren und Praktikern in den Regionen, Städten und Dörfern, Unternehmen und Bildungsnetzwerken von Anfang an in Kontakt treten.
Im Gegensatz zur Euro-Einführung oder der Ost-Erweiterung gelte es jetzt beim European Green Deal, gemeinsam mögliche Synergien und Sackgassen am Weg zur Dekarbonisierung zu erkunden und regionale Wechselwirkungen oder Effekte klimaschützender Maßnahmen zu beforschen. Das Wissen um EU-Netzwerke und um EU-Forschungs- und Förderprogramme zum EGD dürfe keine Holschuld regionaler Gestalter sein. Man erwarte sich zeitgemäße Formate für den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Entscheidern in den Hauptstädten und Brüssel.
Regionale Impulse für EU
Was bedeuten diese Botschaften und Ideen für Deutschland und Frankreich, ohne deren gemeinsame Initiativen bisher keine Weiterentwicklung der EU denkbar ist? Was können die Vertreter beider Staaten in der gegenwärtigen europapolitischen Zwischenphase tun – morgen wählt Deutschland, 2022 wählt Frankreich –, um dem EGD seinen Schrecken zu nehmen? Um die Klimawende als gemeinsame Sache von Millionen zu organisieren, zu der Bürger direkt beitragen können, ob als Teilnehmer im EGD-Summercamp, als Gastfamilie in einem EGD-Jugendwerk?
Die befragten Gestalter – selbst allesamt erfahren im Bohren dicker Bretter – skizzieren ihre Vision in drei Worten: „Wir sind EGD.“Um dieses gemeinschaftliche Vorwärtsmoment zu erreichen, mögen die EU-Regierungschefs jetzt in das scheinbar weiche und systematisch übersehene Feld der Vorbereitungen und der Vertrauensbildung investieren, dahin, wo es „menschelt“. In jene Mittel und Wege, die Europa nach vorn gebracht haben: Kontakte zueinander. Raum für Konflikte. Zeit für den Kulturwandel.