Mit Bedacht ans Werk gehen
Wohnen in einem historischen Gebäude bedeutet, bei allen Vorteilen, so manches an Instandhaltung und Renovierung. Was man dabei beachten sollte, damit der Bestand nicht leidet.
Altbauten haben einige Vorteile: das Flair vergangener Zeiten, ein gutes Raumklima und, in Gründerzeithäusern, natürlich hohe Räume. Die Nachteile liegen auch auf der Hand: Es gibt kaum ganz gerade Wände, die Haustechnik ist selten auf dem letzten Stand, die Raumhöhe kann sich beim Heizen auch nachteilig auswirken und wohl das größte Problem ist die Dämmung.
Gerade in diesem Bereich tut sich in letzter Zeit einiges, viele Gründerzeithäuser werden saniert. Doch wie geht man es nachhaltig an? „Zuerst muss man immer überprüfen, wie der Gesamtzustand des Hauses ist, ob die Grundsubstanz in Ordnung ist, ob Feuchtigkeit eingedrungen ist, ob die Holztrame morsch sind und ähnliches. Danach richtet sich dann der Sanierungsbedarf“, erläutert Architekt Franz Knauer von Knauer Architekten.
Zu Keller und Dach abdichten
Was sich immer machen lässt, ohne in die Bausubstanz entscheidend einzugreifen, ist eine gute Dämmung der obersten Geschoßdecke und der Kellerdecke, „auch die Bauanschlussfugen abzudichten kann eine wesentliche Verbesserung bringen“, so Knauer.
Ein ganz heikles Thema ist dagegen die Dämmung der Außenfassade bei Gründerzeithäusern. Architekt Stefan Tenhalter, Verfechter einer behutsamen Sanierung, sieht in einer zusätzlichen Dämmung der Fassade „ein absolutes No-Go. Die dicken Ziegelwände alter Häuser funktionieren vor allem als Speichermasse, und ein nachträglich angebrachter Vollwärmeschutz aus extrudiertem Hartschaum ist ,gefährlicher Abfall‘, der uns in den nächsten 40 Jahren bei der Entsorgung noch große Probleme bereiten wird.“Auch Knauer sieht darin „eine mehr als unsensible Art, mit einer gewachsenen Baustruktur umzugehen, etwa wenn man die strukturierte Fassade in Styrodur nachbaut. Eine Ziegelwand ist ein sehr guter Energiespeicher.“
Sorgsame Fensterrenovierung
Auch bei den Fenstern scheiden sich die Geister. Für Tenhalter ist es „ein Verbrechen an der Baustruktur, in einem Gründerzeithaus
Kunststofffenster einzubauen, auch wenn das die billigste Variante zu sein scheint. Natürlich muss man die bestehenden Holzfenster, wenn es notwendig ist, sanieren, sollte allerdings dafür auch keine Kunststofflacke verwenden, weil diese so spröde sind, dass sie mit der Zeit Risse bekommen, durch die Feuchtigkeit eindringen kann. Beschichtungen auf Leinölbasis sind hingegen diffusionsoffen und langlebig.“
„Bei einer guten Sanierung werden heute die Fenster entweder ausgebaut und restauriert, was aber aufwendig und teuer ist, oder die Außenfenster belassen und innen neue, meist Alu/Holz-Fenster eingebaut“, erklärt Stefan Knauer.
Ähnlich sieht das Stefan Beer von Junger Beer Architektur: „In der Regel kommen billige Kunststofffenster zum Einsatz, die ästhetisch nicht entsprechen. Die Bestandsfenster können aber im Zuge einer Sanierung bauphysikalisch verbessert werden, so kann bei einem Kastenfenster der innere Fensterflügel mit einer Isolierverglasung ergänzt werden.“
Förderung für Haustechnik
Immer ein Thema, auch in Hinblick auf die Klimasituation, ist die Sanierung der Haustechnik, etwa der Heizsysteme. Da lässt sich viel machen, ohne in die Bausubstanz entscheidend eingreifen zu müssen. Für Stefan Beer ist „eine grundsätzliche Sanierung der Elektro- und Installationsleitungen in jedem Fall erforderlich“.
Auch bei der Stadt Wien hat man die Zeichen der Zeit erkannt und bietet Förderungen für Sanierungsmaßnahmen an. „Unerlässlich für eine Förderung ist ein gesamtheitliches Sanierungskonzept für ein Gebäude, wobei es im Wesentlichen um Energieeinsparung, Erneuerung oder Verbesserung der Haustechnik sowie der Fenster und letztlich um den Zustand der
Tipp 2
Bausubstanz geht“, erläutert Nicole Büchl, Leiterin der Unternehmenskommunikation des Wohnfonds Wien. In erster Linie werden diese Förderungen von Familien, die über ein oder zwei Häuser verfügen, oder kleineren Gebäudeverwaltern in Anspruch genommen, „größere Bauträger kommen weniger“, sagt Büchl. Denn natürlich wird in gewissen Grenzen auch geprüft, was wie und womit saniert wird. „Bei der Sanierung eines historischen Gebäudes ist für mich unerlässlich, bei der Materialität des Bestandes zu bleiben, genau hinzuschauen, nachzurüsten, zu verbessern, und das mit möglichst einfachen Mitteln, mit so wenig Bauchemie wie möglich. Und sich am besten Tipps vom Denkmalamt zu holen, denn dort wird genau auf diese Weise, also bestandsgerecht, gearbeitet“, bringt Tenhalter die geforderte Sensibilität bei der Sanierung einer gewachsenen Baustruktur auf den Punkt.
Tipp 3
Förderungen. Die Stadt Wien bietet verschiedene Fördermöglichkeiten, etwa eine Sockelsanierung oder eine thermisch-energetische Wohnhaussanierung, für die Renovierung eines Gebäudes. Um die Vorbereitungen zu unterstützen, fördert die Stadt auch ein umfassendes Sanierungskonzept. Für erste Anfragen gibt es Infos unter www.hauskunft-wien.at.