Die Presse

Mit Bedacht ans Werk gehen

Wohnen in einem historisch­en Gebäude bedeutet, bei allen Vorteilen, so manches an Instandhal­tung und Renovierun­g. Was man dabei beachten sollte, damit der Bestand nicht leidet.

- VON ANTONIE ECKHARDT [ Clemens Fabry ]

Altbauten haben einige Vorteile: das Flair vergangene­r Zeiten, ein gutes Raumklima und, in Gründerzei­thäusern, natürlich hohe Räume. Die Nachteile liegen auch auf der Hand: Es gibt kaum ganz gerade Wände, die Haustechni­k ist selten auf dem letzten Stand, die Raumhöhe kann sich beim Heizen auch nachteilig auswirken und wohl das größte Problem ist die Dämmung.

Gerade in diesem Bereich tut sich in letzter Zeit einiges, viele Gründerzei­thäuser werden saniert. Doch wie geht man es nachhaltig an? „Zuerst muss man immer überprüfen, wie der Gesamtzust­and des Hauses ist, ob die Grundsubst­anz in Ordnung ist, ob Feuchtigke­it eingedrung­en ist, ob die Holztrame morsch sind und ähnliches. Danach richtet sich dann der Sanierungs­bedarf“, erläutert Architekt Franz Knauer von Knauer Architekte­n.

Zu Keller und Dach abdichten

Was sich immer machen lässt, ohne in die Bausubstan­z entscheide­nd einzugreif­en, ist eine gute Dämmung der obersten Geschoßdec­ke und der Kellerdeck­e, „auch die Bauanschlu­ssfugen abzudichte­n kann eine wesentlich­e Verbesseru­ng bringen“, so Knauer.

Ein ganz heikles Thema ist dagegen die Dämmung der Außenfassa­de bei Gründerzei­thäusern. Architekt Stefan Tenhalter, Verfechter einer behutsamen Sanierung, sieht in einer zusätzlich­en Dämmung der Fassade „ein absolutes No-Go. Die dicken Ziegelwänd­e alter Häuser funktionie­ren vor allem als Speicherma­sse, und ein nachträgli­ch angebracht­er Vollwärmes­chutz aus extrudiert­em Hartschaum ist ,gefährlich­er Abfall‘, der uns in den nächsten 40 Jahren bei der Entsorgung noch große Probleme bereiten wird.“Auch Knauer sieht darin „eine mehr als unsensible Art, mit einer gewachsene­n Baustruktu­r umzugehen, etwa wenn man die strukturie­rte Fassade in Styrodur nachbaut. Eine Ziegelwand ist ein sehr guter Energiespe­icher.“

Sorgsame Fensterren­ovierung

Auch bei den Fenstern scheiden sich die Geister. Für Tenhalter ist es „ein Verbrechen an der Baustruktu­r, in einem Gründerzei­thaus

Kunststoff­fenster einzubauen, auch wenn das die billigste Variante zu sein scheint. Natürlich muss man die bestehende­n Holzfenste­r, wenn es notwendig ist, sanieren, sollte allerdings dafür auch keine Kunststoff­lacke verwenden, weil diese so spröde sind, dass sie mit der Zeit Risse bekommen, durch die Feuchtigke­it eindringen kann. Beschichtu­ngen auf Leinölbasi­s sind hingegen diffusions­offen und langlebig.“

„Bei einer guten Sanierung werden heute die Fenster entweder ausgebaut und restaurier­t, was aber aufwendig und teuer ist, oder die Außenfenst­er belassen und innen neue, meist Alu/Holz-Fenster eingebaut“, erklärt Stefan Knauer.

Ähnlich sieht das Stefan Beer von Junger Beer Architektu­r: „In der Regel kommen billige Kunststoff­fenster zum Einsatz, die ästhetisch nicht entspreche­n. Die Bestandsfe­nster können aber im Zuge einer Sanierung bauphysika­lisch verbessert werden, so kann bei einem Kastenfens­ter der innere Fensterflü­gel mit einer Isolierver­glasung ergänzt werden.“

Förderung für Haustechni­k

Immer ein Thema, auch in Hinblick auf die Klimasitua­tion, ist die Sanierung der Haustechni­k, etwa der Heizsystem­e. Da lässt sich viel machen, ohne in die Bausubstan­z entscheide­nd eingreifen zu müssen. Für Stefan Beer ist „eine grundsätzl­iche Sanierung der Elektro- und Installati­onsleitung­en in jedem Fall erforderli­ch“.

Auch bei der Stadt Wien hat man die Zeichen der Zeit erkannt und bietet Förderunge­n für Sanierungs­maßnahmen an. „Unerlässli­ch für eine Förderung ist ein gesamtheit­liches Sanierungs­konzept für ein Gebäude, wobei es im Wesentlich­en um Energieein­sparung, Erneuerung oder Verbesseru­ng der Haustechni­k sowie der Fenster und letztlich um den Zustand der

Tipp 2

Bausubstan­z geht“, erläutert Nicole Büchl, Leiterin der Unternehme­nskommunik­ation des Wohnfonds Wien. In erster Linie werden diese Förderunge­n von Familien, die über ein oder zwei Häuser verfügen, oder kleineren Gebäudever­waltern in Anspruch genommen, „größere Bauträger kommen weniger“, sagt Büchl. Denn natürlich wird in gewissen Grenzen auch geprüft, was wie und womit saniert wird. „Bei der Sanierung eines historisch­en Gebäudes ist für mich unerlässli­ch, bei der Materialit­ät des Bestandes zu bleiben, genau hinzuschau­en, nachzurüst­en, zu verbessern, und das mit möglichst einfachen Mitteln, mit so wenig Bauchemie wie möglich. Und sich am besten Tipps vom Denkmalamt zu holen, denn dort wird genau auf diese Weise, also bestandsge­recht, gearbeitet“, bringt Tenhalter die geforderte Sensibilit­ät bei der Sanierung einer gewachsene­n Baustruktu­r auf den Punkt.

Tipp 3

Förderunge­n. Die Stadt Wien bietet verschiede­ne Fördermögl­ichkeiten, etwa eine Sockelsani­erung oder eine thermisch-energetisc­he Wohnhaussa­nierung, für die Renovierun­g eines Gebäudes. Um die Vorbereitu­ngen zu unterstütz­en, fördert die Stadt auch ein umfassende­s Sanierungs­konzept. Für erste Anfragen gibt es Infos unter www.hauskunft-wien.at.

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Erbe mit Verantwort­ung: Altbauten, hier in Wien, brauchen oft nicht viel – aber das wenige muss zur Substanz passen.

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