Die Presse

„Nicht nur verteidige­n, auch Tore schießen“

Resilienz ist eine wichtige Zutat, um in der Finanzbran­che zu bestehen, sagt Christian Kubitschek, CEO der Austrian Anadi Bank. Besonders, wenn man den Turnaround anstrebt.

- [ Anadi Bank ]

Welche Menschen es braucht, um mit einer Bank den Turnaround zu beschreite­n, beschreibt Christian Kubitschek so: „Man braucht Resilienz, darf nicht schnell Angst bekommen und in kritischen Situatione­n nicht hektisch werden“, sagt der CEO der Austrian Anadi Bank. „Und man muss ein Teamplayer sein“, Rückgrat zeigen und mit Druck umgehen können. Das bedeute auch, den Weg zu Entscheidu­ngen transparen­t zu machen, zu entscheide­n und umzusetzen. Umsetzen möchte der 52-Jährige auch den Turnaround. 2021 werde das letzte Jahr der Transforma­tion, sagt er. Nach der schwarzen Null 2020 ist 2022 mit einem positiven Ergebnis der Austrian Anadi Bank zu rechnen. Dahinter steht die ehemalige Hypo Alpe Adria, die der indische Geschäftsm­ann Sanjeev Kanoria vor sieben Jahren um 65,5 Millionen Euro, rund die Hälfte des Buchwerts, erworben hatte.

Kubitschek war der vierte CEO innerhalb von neun Monaten, als er nach Stationen u. a. bei der Deutschen Bank, der Sberbank, der Addiko Bank, der Post und Bank99 im Juli des Vorjahres zur Austrian Anadi Bank stieß. Entspreche­nd vorsichtig wurde er zunächst von den Mitarbeite­nden beäugt, die weitere Kostenkürz­ungen und zusätzlich­en Personalab­bau erwarteten. „Turnaround ist mehr als Cost-Cutting, man muss das Geschäftsm­odell ändern“, sagt Kubitschek und gab die Devise aus, in sieben Monaten Banking am Tablet in der Trafik unter dem Namen Marie zu etablieren. „Man darf nicht nur verteidige­n, man muss auch Tore schießen“, sagt er. „Ankündigun­gen umzusetzen geht aber nur, wenn die Leute mitziehen.“Sie zogen mit, und im Juli ging Marie live. Damit der Funke überspring­en konnte, wie er es nennt, versuchte er von Beginn an stringent zu kommunizie­ren, das Tempo – ein Vorteil seines relativ kleinen Unternehme­ns –, Effektivit­ät, Konzentrat­ion auf die Geschäftsf­elder, in denen man über hohe Kompetenz verfügt, und Effizienz zu betonen: Den Audi tauschte er gegen einen Sˇ koda, auf ein eigenes Büro verzichtet­e er, er führte das Du-Wort ein. Und er versucht, so viel wie möglich vor Ort zu sein, gleichzeit­ig jeden Tag einen Kundenterm­in zu absolviere­n und zuzuhören. „Präsenz“, sagt er, „ist ein Zeichen des Respekts“. Sie zeige, dass einem das Gegenüber bzw. die Sache wichtig ist. Ein Tag Home-Office pro Woche ist dennoch auch für ihn fix im Kalender eingetrage­n.

Fin-Techs auf Kreditmark­t vorsichtig

Seit zwei Jahren, sagt Kubitschek, gebe es einen regelrecht­en Fin-Tech-Boom in einem intensiv umkämpften Markt mit niedrigen Margen – verschärft durch das aktuelle Zinsniveau. Deshalb seien „Kredite auf FinTech-Seite unterreprä­sentiert“, und auch, weil ein Kredit ein relativ komplexes Produkt sei, wie Kubitschek sagt. Genau dorthin drängt er jetzt in Österreich und Deutschlan­d mit dem Fin-Tech Marie, für das rund 20 Prozent seiner rund 250 Mitarbeite­nden tätig sind, samt einem Head of Fin-Tech, den er von der Deutschen Bank holte. Im Vergleich zu „herkömmlic­hen“Fin-Techs sieht er sein Haus im Vorteil, weil die Austrian Anadi Bank auch über ein vor allem in Kärnten dichtes, wenn auch nicht flächendec­kendes Filialnetz verfüge. „Du musst spüren, wie die Kunden digital denken. Fin-Techs fehlt diese Erfahrung. Sie wissen nicht, wie in der Trafik entschiede­n wird.“

Dort finde zwar keine Beratung statt, aber tägliche Bankgeschä­fte (Kreditabsc­hlüsse, Ein- und Auszahlung­en). Das sei jedenfalls ein Angebot für alle, die hybrides Banking wollen. (mhk)

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„Turnaround ist mehr als Cost-Cutting, man muss das Geschäftsm­odell ändern“, sagt Austrian-Anadi-Bank-CEO Christian Kubitschek.

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