Die Presse

Die (einst) roten Bastionen im schwarzen Land

In Oberösterr­eich wird am Sonntag nicht nur der Landtag gewählt, sondern auch die Gemeinderä­te und Bürgermeis­ter. Linz und Steyr werden in SPÖ-Hand bleiben. Wels wird man wohl nicht von der FPÖ zurückhole­n können.

- VON JULIA NE U HAUSER U ND OLIVER PINK

Dicht an dicht drängen sich an den Orts- und Stadteinfa­hrten die Wahlplakat­e. Überlebens­groß werden die Politiker beworben. Darauf sind aber nur wenige (überregion­al) bekannte Gesichter zu sehen. Von den Werbetafel­n lachen neben den landesweit­en Parteispit­zen nämlich vor allem lokale Kandidaten.

Denn Oberösterr­eich wählt am Sonntag nicht nur den Landtag, sondern auch die Gemeinderä­te und Bürgermeis­ter. Und während sich das Land schwarz einfärbt, wird es in Linz, Wels und Steyr um den Erhalt bzw. die Rückerober­ung roter Hochburgen gehen. In Bad Ischl wird es überhaupt ein rotrotes Duell geben.

Linz. Den Ruf der staubigen Stahlstadt hat Linz längst abgelegt. Eine rote Hochburg ist Österreich­s drittgrößt­e Stadt aber bisher geblieben. Daran dürfte auch der kommende Sonntag nichts ändern.

Bürgermeis­ter Klaus Luger (SPÖ) wird nach fast acht Jahren im Amt eine Stichwahl aber wohl nicht erspart bleiben. In die musste er auch schon beim letzten Mal gehen. Es war damals die erste in der oberösterr­eichischen Landeshaup­tstadt aller Zeiten. Mit neun anderen Kandidaten wird es diesmal aber noch mehr Konkurrenz geben.

Die Dominanz der Roten hat zuletzt auch in Linz gelitten. Bei der vergangene­n Wahl hat man deutlich verloren. Die FPÖ ist zur zweitstärk­sten Kraft aufgestieg­en. Im Vergleich zur Landes-SPÖ konnte sich die Stadt-SPÖ aber noch halbwegs gut halten (32 versus 18 Prozent). Das spiegelt sich auch in den innerparte­ilichen Machtverhä­ltnissen wider. Luger gilt als eigentlich starker Roter.

Er zählt – ganz anders als Landespart­eichefin Birgit Gerstorfer – zum rechten Flügel der Partei. Nach der letzten Wahl hat er ein Arbeitsübe­reinkommen mit der FPÖ geschmiede­t. Wobei die blaue Stadtparte­i mit ihrer Nähe zu den Identitäre­n für Schlagzeil­en sorgte. Das Übereinkom­men wurde nach der Ibiza-Affäre aufgekündi­gt.

Wels. Als rote Bastion hat auch Oberösterr­eichs zweitgrößt­e Stadt immer gegolten. Doch Wels wurde 2015 umgefärbt. Seither ist die FPÖ stärkste Fraktion im Gemeindera­t (43,1 Prozent vs. 26,9 Prozent). Und die Arbeitssta­dt wird von einem blauen Bürgermeis­ter geführt. Seinen Sessel wird Andreas Rabl wohl auch nach Sonntag nicht räumen müssen. „Wenn ich nicht Bürgermeis­ter werde, trete ich zurück und gehe aus der Politik“, sagte er in den „Oberösterr­eichischen Nachrichte­n“selbstbewu­sst. Davon geht aber nicht einmal mehr die Konkurrenz aus.

Im Wahlkampf trat Andreas Rabl zuletzt als blauer Roter auf. Sein Werbevideo hat nämlich ganz stark an eines des damaligen roten deutschen Bundeskanz­lers, Gerhard Schröder, erinnert. Bildgestal­tung, Musik und Text waren über weite Strecken abgekupfer­t. Das sollte, wie Rabl selbst sagte, auch „ein Angebot an die Wähler der Sozia ldemokrati­e“sein.

In der Arbeiterst­adt mit hohem Migrantena­nteil war er damals mit Aussa gen wie We ls sei „abgesandel­t“und ein „Drogen-Hotspot“mit „Integratio­ns- und Sicherheit­sproblem“auf Stimmenfan­g. Seiner Linie ist der Jurist treu geblieben. Die Tonalität hat sich als Bürgermeis­ter verändert. Integratio­n will er nun „fordern und fördern“.

Eine gewichtige Rolle hat Rabl auch in der FPÖ. Er vertrat zuletzt Landespart­eichef Manfred Haimbuchne­r und durfte außerdem die Arbeitsgru­ppe zur inhaltlich­en Modernisie­rung der Partei leiten.

Steyr. In Oberösterr­eichs drittgrößt­er Stadt wird es nach der Wahl einen neuen Bürgermeis­ter geben. Das Amt wird aber – aller Voraussich­t nach – in roter Hand bleiben. Hier wird nur ein Generation­swechsel vollzogen.

„Neues mutig beginnen. Bewährtes sichern“, steht deshalb auf den Plakaten von Markus Vogl. Er

soll Gerald Hack l nach zwölf Jahren an der Spitze folgen. Für eine geordnete Übergabe wurde der frühere Nationalra­tsabgeordn­ete bereits zu Jahresbegi­nn als Stellvertr­eter installier­t.

Dem neuen Roten könnte eine Stichwahl drohen. Denn für den Bürgermeis­tersessel bewerben sich sechs weiteren Kandidaten. In Steyr gibt es bei der Gemeindera­tswahl – anders als in Linz und Wels – noch einen Vierer vorn zu verteidige­n. 42 Prozent waren es 2015. In den vergangene­n Monaten hat es in der Arbeiterst­adt eine große Bühne für Sozialdemo­kratie gegeben – und zwar nicht nur, als die Landespart­ei hier ihren Wahlkampfa­uftakt beging. Die drohende Schließung des MAN-Werks und die dann erfolgte Übernahme durch Siegfried Wolf hat für Präsenz von Gewerkscha­ft und Partei (von Bundesüber Landespart­ei abwärts) gesorgt. Das große Wahlkampft­hema ist MAN aber nicht gewesen. Vielleicht deshalb, weil die Zufriedenh­eit trotz abgewehrte­r Schließung überschaub­ar ist.

BAd Ischl. Die frühere kaiserlich­e Urlaubsres­idenzstadt ist, man glaubt es kaum, politisch tiefrot. Das könnte sich nun ändern. Ein wenig jedenfalls. Denn es stehen

si chein e Sozialdemo­kratin und ein Sozialdemo­krat gegenüber – allerdings ein mehr oder weniger von der ÖVP unterstütz­ter.

Bürgermeis­terin ist Ines Schiller von der SPÖ. Der Herausford­erer heißt Hannes Mathes, war früher Landesgesc­häftsführe­r der Salzburger SPÖ und ist im Streit um die Macht in der Partei von der Ischler SPÖ geschieden. Beim Wahlkampfa­uftak td er oberösterr­eichischen ÖVP war er sogar via Video zugeschalt­et. Und die ÖVP tritt in Bad Ischl diesmal gar nicht mehr an. Sie hat Platz gemacht für Mathes und seine Namenslist­e.

Bei der vorigen Gemeindera­tswahl war die regierende SPÖ auf

46,5 Prozent gekommen. Die ÖVP auf 21 Prozent. Die Freiheitli­chen lagen bei 22 Prozent. Die Frage ist nun, ob Mathes, ein Mann der Mitte, alle ÖVP-Stimmen vom letzten Mal auf sich vereinen kann und der linken SPÖ-Bürgermeis­terin genügend vormals sozialdemo­kratische Stimmen abnehmen. Auch für Ines Schiller, Lebensgefä­hrtin des vormaligen SPÖ-Bürgermeis­ters, der ins EU-Parlament gewechselt ist, ist es nämlich die erste Wahl als Spitzenkan­didatin.

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[ Hermann Wakolbinge­r ] Andreas Rabl (FPÖ) hat die einst rote Hochburg Wels blau eingefärbt. Er ist in der Stadt seit 2015 Bürgermeis­ter.
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