Die Presse

Grüner Zugewinn mit großem „aber“

Spitzenkan­didat Stefan Kaineder wollte nach der Wahl mit der ÖVP koalieren. Trotz Plus geht sich das aber knapp aus. Der „starke Auftrag“für das Klima blieb aus.

- VON JULIA WENZEL

Man hatte sich einen „starken Auftrag“und einen „starken Schritt für mehr Klimaschut­z“von den oberösterr­eichischen Wählern erhofft, am Ende fiel dieser aber kleiner aus, als sich viele Beobachter und Meinungsfo­rscher erwartet haben: Die Partei von Spitzenkan­didat Stefan Kaineder erreichte mit 12,2 Prozent (Stand 18.30 Uhr) zwar das beste Ergebnis der Grünen in Oberösterr­eich und ein Plus von 1,9 Prozentpun­kten.

Die Landespart­ei des 36-jährigen Kaineders, dessen Team sich für den Wahlkampf deutlich verjüngt hatte, bleibt damit aber dennoch hinter eigenen Erwartunge­n. Das erklärte Wahlziel Kaineders, auf dem die grüne Erzählung im Wahlkampf großteils gesetzt hatte, war eine Koalition nach dem Vorbild der Bundesregi­erung mit der Partei von Landeshaup­tmann Thomas Stelzer von der ÖVP. Diese geht sich wohl aus. Das Zünglein an der Waage sind die Neos, die es am Ende, knapp aber doch, mit 4,2 Prozent in den Landtag geschafft haben. Die Grünen erhalten ein weiteres Mandat hinzu. Eine Mehrheit für eine türkis-grüne Koalition geht sich mit einem Mandat Überhang aus. In der Landesregi­erung sitzt Kaineder – wie auch seine Kollegen von ÖVP, SPÖ und FPÖ – aufgrund des Proporzsys­tems der oberösterr­eichischen Landesregi­erung ohnehin.

Wie „stark“ist der Auftrag?

Abseits der blanken Zahlen dürfte das Plus vor dem Ergebnis der Grünen intern wohl zwar als „historisch­er“Erfolg wahrgenomm­en werden, aber dennoch etwas enttäusche­n. Zu Beginn des Wahlkampfs hatte sich so mancher Funktionär noch schmunzeln­d ein Ergebnis jenseits der 15 Prozent zugetraut.

Schon gar nicht ist das Ergebnis, das unter den Prognosen vieler Umfragen bleibt, jener „starke Auftrag“für mehr Klimaschut­z, den Kaineder im Wahlkampf mantraarti­g einfordert­e. Nach außen aber reagierte man am Sonntag erwartungs­gemäß positiv: Er freue sich „riesig“für das junge Team, sagte Kaineder im ORF. Sie sei „sehr stolz“, so Landesgesc­häftsführe­rin Ursula Roschger nach der ersten Hochrechnu­ng. Nun würde es die Chance geben, „den Weg vom alten Denken hin zum Zukunftsde­nken“zu gehen. Ob Stelzer diesen wirklich mitgeht, bleibt offen.

Der grünen Bundespart­ei dürfte der Sonntagabe­nd durchaus Rückenwind geben, nachdem auch die Grazer Stadtparte­i stark zulegen konnte. Das hat auch damit zu tun, weil Kaineder in der Bundespart­ei als Stellvertr­eter Werner Koglers gut vernetzt ist. Das führte auch dazu, dass sich die grüne Prominenz sehr intensiv im Wahlkampf engagiert hat. Von Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein bis zur Klubchefin Sigrid Maurer über Vizekanzle­r Kogler war sämtliche grüne Politpromi­nenz für Kaineder gelaufen. Klimaminis­terin Leonore Gewessler war Kaineders Einladung schon zum Wahlkampfs­tart in Steyr gefolgt.

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