Das bringt deutsche wahl den unternehmen
Viele Konzerne könnten vom Ausgang der Bundestagswahl profitieren. Vor allem jene, die sich dem Klimawandel widmen. Weil alle Parteien Investitionen vorantreiben wollen, gibt es auch hier potenzielle Gewinner.
Berlin. Die deutsche Bundestagswahl gibt Anlegern Grund zur Hoffnung und auch Anlass zur Sorge. Denn schon im Vorfeld haben die Parteien ihre Standpunkte klargemacht. Für Investoren sind sie nicht immer erfreulich – können aber auch Chancen bringen.
So könnte sich die parteiübergreifende Unterstützung für mehr Investitionen und eine strengere Klimapolitik als Segen für Aktien erweisen, insbesondere für Unternehmen, die auf den Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft setzen. „Die Bundestagswahl könnte ein Katalysator für Energiewendeunternehmen sein“, meint Roland Kaloyan von Soci t´ Ge´n rale.
Denn alle großen politischen Parteien „haben erklärt, dass sie eine ambitioniertere Klimapolitik wollen“, sagen auch die Strategen von Barclays. Der sich abzeichnende Konsens wird Aktien wie E.On, RWE und Encavis stützen. Barclays empfiehlt diese deshalb überzugewichten.
Auch die Experten der Socie´te´ Ge´n rale empfehlen einen Aktienkorb, der von der Dekarbonisierung Europas profitieren dürfte. Sanford C. Bernstein zählt Vestas Wind Systems, Siemens Gamesa und Nordex zu den wahrscheinlichen Gewinnern der Wahl. Sogenannte grüne Aktien könnten die Unterstützung auch gut gebrauchen: 2021 war ein bisher glanzloses Jahr für sie.
Die großen Parteien sind sich außerdem einig, dass Deutschland mehr Investitionen braucht. In den Programmen von SPD, CDU/CSU, Grünen und der Linken wurden die Bahn, der öffentliche Nahverkehr, Ladestationen für Elektroautos und Internetinfrastruktur als Bereiche genannt, in die mehr Geld fließen soll. Investitionsgüterund Technologie-Hardware-Unternehmen wie Infineon könnten davon profitieren, so UBS-Experte Felix Hüfner.
Während SPD und Grüne den jährlich benötigten Mehrbedarf der öffentlichen Kassen mit rund 50 Milliarden Euro beziffern, setzen CDU/CSU und FDP eher au Bürokratieabbau und Anreize für private Investitionen.
Die FDP will „Gigabit-Gutscheine“, was für die Telekommunikationsbranche ein Plus darstellen könnte, zum Beispiel für die Deutsche Telekom oder Vodafone, so Barclays. Die Soci te´ G ne´rale glaubt, die Gewinner der Investitionspläne finden sich unter kleineren deutschen Unternehmen aus SDAX und MSCI Deutschland Small Cap.
Südeuropa als Profiteur?
Eine von der SPD geführte Regierung wird die drakonische Haushaltsdisziplin der Union womöglich lockern, was zu Kursgewinnen an südeuropäischen Aktienmärkten führen könnte. Denn eine Regierung unter Olaf Scholz „wäre wahrscheinlich auch anderswo in Europa gegenüber den öffentlichen Finanzen eher nachsichtig“, so Wolfgang Bauer, Rentenfondsmanager bei M&G Investments.
Die Partei würde auch eine weitere Europäische Integration unterstützen , was „Risi koanlagen in der europäischen Peripherie einen weiteren Schub verleihen könnte“, sagte Bauer. Anleger, die auf eine weitere Integration setzen möchten, könnten auf den italienischen FTSE MIB setzen, so die Soci t e ´ G ne´rale.
Eine linkslastige Regierung könnte sowohl in Deutsc hland als auch in der EU den Weg für weitere fiskalische Impulse ebnen. Neben höheren Ausgaben könnte dies allerdings auch zu höheren Steuern, mehr Regulierung und höherer Inflation führen, heißt es bei Barclays. Ein solches Szenario wäre ein Schlag für die Autoindustrie, jedenfalls wenn es gleichzeitig eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns, eine härtere Klimapolitik und breite Steuererhöhungen gäbe. Von ein em höheren Mindestlohn könnten laut Soci t´ Ge´n rale aber Aktienwerte profitieren, die vom Binnenkonsum profitieren. (Bloomberg)