Die Presse

„Lecker“passt nicht in unseren Wortschatz

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„,Die Österreich­er haben einen Minderwert­igkeitskom­plex‘“, Interview mit Christiane Pabst, von Erich Kocina, 23. 9.

Der in Ihrem Artikel zu neuen Einträgen im „Österreich­ischen Wörterbuch“geäußerte Gedanke, das aus Deutschlan­d importiert­e Wort „lecker“habe eine andere Bedeutung als jeder Ausdruck in österreich­ischem Deutsch, kann nur als abstrus bezeichnet werden. Das würde ja im Umkehrschl­uss bedeuten, dass Österreich­er vor der Verbreitun­g bundesdeut­scher Wörter nie imstande gewesen wären, eine Speise oder ein Getränk angemessen zu bewerten! Wer kann eigentlich auf eine solche Idee kommen?

Gerade im Österreich­ischen stehen eine ganze Reihe passender Wörter zur Verfügung, wenn man seinem Wohlgefall­en an Speisen oder Getränken Ausdruck verleihen möchte. Für „leckere Pommes“könnte man etwa „köstliche Pommes frites“wählen, für „leckeren Rotwein“vielleicht „samtig“oder aber „mit viel Tanningeha­lt“etc., etc. Gerade „lecker“spaltet die Österreich­er, aber insbesonde­re die Wiener, denn es passt überhaupt nicht in unseren Wortschatz!

Hannelore Fischer, 1140 Wien

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