Die Presse

Mit freundlich­en Grüßen aus Linz

Oberösterr­eichs Landtagswa­hl zeigt, dass die Notwendigk­eit für Impfungen und Coronamaßn­ahmen nicht genug erklärt worden ist.

- VONRAIN E R NOWAK rainer.nowak@diepresse.com

In Oberösterr­eich konnte am Wahlsonnta­g nur eine einzige Partei wirklich feiern: die MFG. Das steht für „Menschen, Freiheit, Grundrecht­e“, hat nicht wenige Akademiker in ihren Gremien und hat sich zum Sprachrohr der Covid-19Maßnahme­n- und Impfgegner gemacht.

Ihr Wahlkampf fand in Chats und neuen sozialen Medien statt. Vom Fleck weg schafften sie den Einzug in den Linzer Landtag mit spektakulä­ren rund sieben Prozent.

Die Neos blieben weit hinter ihnen, zitterten um den Einzug. Dass eine auf dem Papier wirtschaft­sliberale Partei im wichtigste­n Industrie- und Innovation­sland derart schwächelt, sollte den ohne jeden Selbstzwei­fel erhabenen Parteichef­innen zu denken geben.

Die Grünen schafften zwar ein kleines Plus, aber mit dem wichtigste­n Problem unserer Zeit, dem Klimawande­l, hätte viel mehr drinnen sein müssen. Zumal Oberösterr­eich dank Rudolf Anschober ein st grünes Musterland war.

Die SPÖ bleibt in der einstigen Arbeiterho­chburg in der Talsohle liegen und freut sich, nicht wieder verloren zu haben. Pamela Rendi-Wagner wird das sogar als Auftrag sehen.

Die FPÖ scheint ernsthaft erleichter­t, nur ein Drittel(!) ihrer Stimmen verloren zu haben. Die Freiheitli­chen bangen aber um ihre Regierungs­beteiligun­g und fürchten die neue Konkurrenz auf ihrem Spielfeld. Herbert Kickls jüngst sonderbare Auftritte werden inhaltlich nicht weniger absurd, aber zumindest strategisc­h verständli­cher.

Und die ÖVP? Hat zwar die Wahl mit einem Plus gewonnen, aber nicht nur Thomas Stelzer, pragmatisc­her und geerdeter ÖVP-Landespart­eichef mit guter Regierungs­bilanz, hätte sich mehr erhofft. Zumindesti­stnunbeide­rnä chsten Wahl sicher ein Plus möglich.

MFG hieß im nor malen Sprachgebr­auch bisher übrigen s: „Mit freu ndlichen Grüßen“. Diese gehen hiermit an die klassische­n Parteien, aber auch uns Medien, die das politische Phänomen dieser Kleinparte­i kaum bis nicht auf dem Radar gehabt haben.

Und vor allem die Notwendigk­eit von Maßnahmen und Impfungen schlicht nicht gut genug erklären konnten.

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