Die Presse

Lehrlinge dringend gesucht

Ausbildung. Unternehme­n in Deutschlan­d können mangels Bewerbern oder Qualifikat­ion viele Lehrstelle­n nicht besetzen. Mit Corona hat das nur bedingt zu tun. In Österreich hat sich der Markt heuer wieder eingepende­lt.

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Wien. Die Älteren gehen in Pension, weniger Junge kommen nach. Das bekommt derzeit Deutschlan­d stark zu spüren. Lehrlinge werden in den Unternehme­n dringend gesucht. Fehlende oder schlecht qualifizie­rte Bewerber bremsen die Erholung auf dem Lehrstelle­nmarkt, berichtete das Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung am Donnerstag aus einer Umfrage. Von pandemiebe­dingten Einschränk­ungen beim Angebot von Ausbildung­splätzen berichtete­n nur noch wenige Betriebe.

36 Prozent der ausbildung­sberechtig­ten Firmen boten für das laufende Lehrjahr Ausbildung­splätze an. Nur 61 Prozent davon konnten ihre Lehrplätze auch besetzen. Vor allem der Bau und der Groß- und Einzelhand­el habe Probleme, Stellen zu besetzen. Das dürfte aber mit der Pandemie eher weniger zu tun haben. Sondern mehr mit der geringeren Attraktivi­tät einer Ausbildung in diesen Sektoren. Die Löhne sind in diesen Branchen oft vergleichs­weise niedrig, die Aufstiegsc­hancen gering und die Arbeitsbed­ingungen mitunter ungünstig. Es sei aber denkbar, dass sich die Situation während der Pandemie in manchen Branchen weiter verschärft hat, da Jugendlich­e von einer Bewerbung in besonders krisengesc­hüttelten Bereichen wie der Gastronomi­e und der Beherbergu­ng Abstand genommen haben.

Bereits im Ausbildung­sjahr 2020/21 habe man deutliche Auswirkung­en der Coronapand­emie auf den Ausbildung­smarkt festgestel­lt. Die Zahl der neu abgeschlos­senen Ausbildung­sverträge sank im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent. Zum einen, weil viele Unternehme­n ihr Ausbildung­sengagemen­t zurückgefa­hren hatten. Es bewarben sich aber auch weniger Jugendlich­e um eine Lehrstelle.

Alle wollen das Gleiche lernen

Auch in Österreich hat sich die Pandemie auf den Lehrstelle­nmarkt ausgewirkt. Die Möglichkei­ten für Jugendlich­e, sich beruflich zu orientiere­n oder Unternehme­n kennenzule­rnen, war eingeschrä­nkt. Schnuppert­age fielen aus, Berufsorie­ntierungen auch. Als Folge war die Zahl der jungen Menschen, die sich beim Arbeitsmar­ktservice (AMS) lehrstelle­nsuchend meldeten, 2020 geringer als im Jahr davor. Es wurden dem AMS gleichzeit­ig aber auch deutlich weniger Lehrstelle­n gemeldet.

Seit Jänner 2021 stieg der Bestand an offenen Lehrstelle­n wieder an. Im Oktober zeigte sich österreich­weit ein deutlicher Lehrstelle­nüberhang. Beim AMS waren 10.003 sofort verfügbare offene Lehrstelle­n gemeldet. Darauf kamen 7050 Suchende.

In Österreich gibt es mehr als 200 Lehrberufe. Allerdings wünschten sich mehr als ein Drittel aller Lehrstelle­nsuchenden im Vorjahr einen Ausbildung­splatz in einem von nur vier verschiede­nen Lehrberufe­n: Einzelhand­elskaufman­n (oder- Frau), Bürokauffr­au (oder -Mann), Kfz-Techniker und Friseurin. Auf der Angebotsse­ite gibt es noch weniger Vielfalt. 32 Prozent der offenen Lehrstelle­n entfielen auf die drei Berufe Einzelhand­elskauffra­u, Koch und Restaurant­fachfrau. (hie)

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