Wiener Mozart mit Akkuratesse
Leif Ove Andsnes und Kollegen spielten im Musikverein Kammermusik aus den Jahren 1785/86.
„Dieses Mozartische Produkt aber ist wirklich kaum anzuhören, wenn es unter mittelmäßige Hände fällt und vernachlässigt vorgetragen wird“, es sei „im Vortrage die äußerste Präzision aller vier Stimmen erfordert“– so wurde einst über Mozarts Klavierquartett in Es-Dur geurteilt. Welch ein Glück, dass im BrahmsSaal vier höchst präzise agierende Künstler am Werk waren, um dieses vielschichtige Stück Kammermusik zu präsentieren: Leif Ove Andsnes (Klavier), Matthew Truscott (Violine), Joel Hunter (Viola) und Frank-Michael Guthmann (Cello) bestachen mit Exaktheit, sie ließen aber auch immer wieder nonchalant die humoristische Seite des Werks aufblitzen.
Andsnes hat ja unlängst eine Reihe mit in Wien 1785/86 entstandenen Werken Mozarts begonnen. Nun tat es ihm merklich gut, sich ganz auf das Klavierspiel zu konzentrieren, statt wie zu Beginn des Zyklus auch vom Flügel aus zu dirigieren. Mit großer Akkuratesse, selbst in rasanten Läufen, präsentierte er Stücke, die ein Genie im Schaffensrausch zeigen. Das, gerade von Salzburg nach Wien übersiedelt, auch ein wenig am Hausmusik-Markt vorbei komponierte, weil sein Anspruch zu hoch war. Das zeigte zu Beginn Mozarts Klaviertrio in B-Dur, gespielt mit viel Klarheit und Gefühl für melancholische Passagen.
Zwischen Trio und Quartett platzierte man einige Lieder, etwa „Die Zufriedenheit“oder „Das Veilchen“. Die bayrische Sopranistin Christiane Karg phrasierte elegant und kostete hohe Töne, die ihr besonders gut lagen, gekonnt aus. Freitönend und luftig leicht klang ihr Sopran, selbst in anspruchsvollen Bögen und rasanten Tonsprüngen. (tst)