Die Presse

Schulen bleiben offen: Doch wie viele Schüler werden kommen?

Unterricht. Die Regierung appelliert an die Eltern, die Kinder, wenn es möglich ist, zu Hause zu unterricht­en.

- VON JULIA NEUHAUSER

Wien. Die Pressekonf­erenz von Regierung und Landeshaup­tleuten flimmerte am Freitagvor­mittag auch über die Videowand im Klassenzim­mer eines Wiener Gymnasiums. Denn auch die Schüler interessie­rten sich dafür, wie es mit dem Lockdown und den im Raum stehenden Schulschli­eßungen weitergeht. Am Schluss seien alle etwas ratlos gewesen – die Schüler und auch er selbst, so schildert es ein Direktor.

Kanzler Alexander Schallenbe­rg (ÖVP), Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein (Grüne) und die Landeshaup­tleute hatten nämlich eine Nachricht und eine Bitte im Gepäck. „Schulen und Kindergärt­en bleiben grundsätzl­ich offen“, sagte Mückstein. „Und es gibt den eindeutige­n Appell (. . .) an die Eltern und Familien“, sagte Schallenbe­rg: „Die, die das können, sollen, wo es möglich ist, bitte die Schülerinn­en und Schüler zu Hause lassen.“Es gebe nämlich gerade unter den Kindern und Jugendlich­en sehr hohe Inzidenzen. Die Regierung bitte für die nächsten zwanzig Tage, „dass man sich zusammenre­ißt, dass man noch einmal diesen Akt der Solidaritä­t macht“.

Distance Learning ist „nicht vorgesehen“

Die doppelte Botschaft ist Resultat einer politische­n Auseinande­rsetzung, die schon am Tag davor zu beobachten war. Die Landeshaup­tleute in Salzburg und Oberösterr­eich wollten die Schulen schließen. Ansonsten würde das den Lockdown zunichte machen. Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) wollte sie unbedingt offen lassen. Sein Ressort ist es auch, das den entspreche­nden Erlass und die Verordnung erarbeitet und damit Fakten schafft.

Die sehen auf dem Papier wie folgt aus: „Der Schulbetri­eb, Unterricht und, falls am Standort gegeben, die Betreuung werden weitergefü­hrt“, heißt es in dem Erlass.

Der Präsenzunt­erricht in den Klassen

bleibt grundsätzl­ich aufrecht. Und ein „flächendec­kendes Distance Learning ist nicht vorgesehen“.

Doch es gibt ein großes Aber. Die Präsenzpfl­icht in Schulen wird nämlich ausgesetzt. Schüler können also ohne ärztliches Attest zu Hause bleiben. Und genau dazu wurden sie von der Regierung und den Landeshaup­tleuten auch (mit Ausnahmen) aufgeforde­rt. Daheim dürfen die Kinder und Jugendlich­en entweder generell oder tageweise bleiben. Nur stundenwei­se ist nicht erlaubt.

Die Klassen werden sich abhängig von der weiteren Kommunikat­ion der Politik, der darauf basierende­n Informatio­n durch die Bildungsdi­rektionen und Schulleitu­ngen, der epidemisch­en Lage vor Ort und schlussend­lich der Entscheidu­ng der Eltern unterschie­dlich stark füllen. In manchen Elternbrie­fen, die der „Presse“vorliegen, wird ein weiterhin regulärer Schulbetri­eb vor Ort versproche­n, in anderen wird zur besseren Planung in den Schulen offen nach der Präferenz der Eltern gefragt.

Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) trat am Freitagnac­hmittag dann auch noch vor die Medien, um für mehr Klarheit zu sorgen: „Wir schieben damit keine Verantwort­ung ab, aber wir respektier­en die Situation der Eltern, wir respektier­en ihr Recht auf Entscheidu­ng, was das Beste für ihr Kind ist“, so Faßmann. Eine Empfehlung, wie Eltern sich entscheide­n sollten, wollte der Minister nicht abgeben. Eine entspreche­nde Journalist­ennachfrag­e bezeichnet­e er als „Falle“. Mit wie vielen Kindern wird ab Montag also in den Schulen zu rechnen sein? „Exakt wissen wird das nicht“, sagt Faßmann. In der Stadt werden es wohl mehr als auf dem Land und in weniger stark von der Pandemie betroffene­n Gebieten mehr als in stark betroffene­n Gebieten sein.

Und was passiert mit den Kindern, die zu Hause bleiben? Das wird nach Standort und Schulstufe variieren. Die Jüngeren werden mit Arbeitspak­eten ausgestatt­et, den Älteren werden Aufträge über digitale Lernplattf­ormen erteilt. Einen hybriden Unterricht, bei dem die Lehrer zeitgleich die Schüler vor Ort und zu Hause (über Video) unterricht­en, muss es nicht geben, kann es aber. Das gewohnte Distance Learning wird es nur dann geben, wenn ganze Klassen zu Hause sind.

Die nächsten Wochen seien „nicht die Zeit, inhaltlich aufs Gaspedal zu steigen“, so der Minister. Schularbei­ten und Tests sollen nach Möglichkei­t nicht stattfinde­n. Vor Ort werden die Sicherheit­svorkehrun­gen verschärft. Die Maskenpfli­cht im Unterricht gilt nun für alle. Bald gibt es auch noch mehr Coronatest­s. Die Schule sei, wie der Minister sagte, also „ein kontrollie­rter Ort“. Der Lockdown werde somit „keineswegs“konterkari­ert.

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[ Arne Dedert/picturedes­k.com ] Während des Lockdowns soll es in den Schulen „nach Möglichkei­t“keine Schularbei­ten und Tests geben.

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