Das Rampenlicht in Katar
Formel 1. Katar will sein Image mit Sportevents aufpolieren, nach der Fußball-WM 2022 ist ein Zehnjahresvertrag mit der Motorsportserie der nächste Schachzug. Kritik bremsen die Piloten aus.
Doha. Ist alles bloß Imagepflege oder gibt es neuerdings ein bislang ungeahntes Interesse an SportEvents? In Scharen strömen schließlich Fußballer, Boxer und jetzt auch Formel-1-Fahrer in die Wüste. Geld ist ein probates Lockmittel, und in Katar soll alles mit Blick auf die Fußball-WM 2022 hergerichtet werden.
Genau ein Jahr vor Beginn des Großereignisses gleicht Katars Hauptstadt einer riesigen Baustelle. Wenn die Dunkelheit einsetzt, werden mit Bussen unzählige Arbeiter abgeholt, die zuvor den ganzen Tag für die Erneuerung der Straßen geschuftet haben. Dann werden Stadien und Strecke (GPStart Sonntag, 15 Uhr, live, ORF1, Sky) in Schuss gebracht.
Events als schönster Schmuck
„Diese Orte müssen genau im Blick behalten werden. Gleichberechtigung ist ein ernstes Thema“, wagte F1-Weltmeister Lewis Hamilton den leisen Hauch einer Kritik. Der Brite ist sich der schwierigen Menschenrechtslage und der Situation Unterdrückter in dem Emirat bewusst. Ob es auch dann einfach „Business as usual“sei? „Da der Sport an diese Orte geht, ist er verpflichtet, sein Bewusstsein für diese Themen zu schärfen“, sagte der 36-Jährige. Direkte Kritik an Katar sparte sich der MercedesStar aber.
Seit Jahren das kleine Land auf einer Halbinsel am Persischen Golf ob der Missachtung von Menschenrechten, der Ausbeutung von Arbeitsmigranten oder der Unterdrückung der freien Meinung in der Kritik. Vorgeworfen wird den Machthabern unter anderem, dass sie durch massives Engagement im Profisport erreichen wollen, ihr Image aufzupolieren. Mit der Formel 1 wurde ein Vertrag über zehn Jahre abgeschlossen. Nach der Fußball-WM wird die Rennserie das sportliche Aushängeschild des Wüstenstaats sein.
Klare Worte zur Menschenrechtslage fielen vor dem Grand Prix auf dem Losail International Circuit im Fahrerlager also nicht. Die Formel 1 sieht die Arabische Halbinsel als wichtigen Markt. Zudem können die Streckenbetreiber die hohen Antrittsgelder im zweistelligen Millionenbereich mühelos zahlen, während traditionelle Ausrichter in Europa dieser „Mitgliedsbeitrag“(Promotors Fee) vor immer größere Probleme stellt.
Ist Absage keine Option?
Erstmals finden heuer gleich fünf Rennen in Serie in der arabischen Welt statt. Nach den Stopps in Katar und Saudiarabien steigt das Saisonfinale in der Glitzerwelt Abu Dhabis. Die Saison 2022 beginnt wieder mit Rennen in Bahrain und Saudiarabien. „Ich glaube, dass das Rampenlicht, das wir mitbringen, für den Willen und die Wünsche zur Veränderung, die diese Länder schon zeigen, von Vorteil sein wird“, sagte Formel-1-Boss Stefano Domenicali der BBC: „Ich glaube nicht, dass der Ausschluss von Ländern und die Aussage, dass wir da nicht sein wollen, dazu beitragen wird, dass sich die Situation verbessert. Tatsächlich wird das Gegenteil der Fall sein.“
Keine Strafe für Verstappen
Der Protest des Formel-1-Teams Mercedes gegen eine Entscheidung der Rennkommissare beim Grand Prix in Brasilien zugunsten von Max Verstappen wird nicht weiter verfolgt. Das ist das Ergebnis einer Anhörung mit Vertretern beider Teams und des MotorsportWeltverbands FIA in Katar. In einer Videokonferenz wurde erörtert, ob womöglich ein Nachprüfungsrecht besteht. Das ist nach Ansicht der Stewards nicht der Fall, wie am Freitag mitgeteilt wurde. „Ich habe das erwartet. Wir wollten eine Diskussion auslösen, das haben wir erreicht. Wir haben nicht erwartet, dass es noch weitergeht“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Red Bulls Teamchef, Christian Horner, entgegnete: „Was soll ich Toto sagen? Es ist die richtige Entscheidung.“
Die Silberpfeile hatten am Dienstag nachträglich eine Überprüfung des Zweikampfs zwischen Verstappen und Weltmeister Lewis Hamilton beim Grand Prix am vergangenen Sonntag veranlasst. Der Red-Bull-Pilot Verstappen hatte Hamilton da neben die Strecke gedrängt.