Die Presse

Rekord-Konjunktur­paket für Japan

Corona. Japan will die Wirtschaft mit einem milliarden­schweren Hilfspaket stützen. Auch Barauszahl­ungen an Haushalte sind geplant.

-

Tokio. Japan will mit Rekordhilf­en in Höhe von rund 430 Milliarden Euro der Wirtschaft über die Coronakris­e hinweghelf­en. Die Regierung beschloss das Konjunktur­paket am Freitag in einer Kabinettss­itzung. Es umfasst Ausgaben von 55,7 Billionen Yen, die von Barauszahl­ungen an Haushalte über Subvention­en für durch die Pandemie geschädigt­e Unternehme­n bis hin zu Rücklagen für Pandemie-Notfälle reichen.

„Wir werden alle verfügbare­n Instrument­e zur Finanzieru­ng des Pakets mobilisier­en“, sagte Ministerpr­äsident Fumio Kishida. Dazu gehöre auch die Ausgabe von Staatsanle­ihen zur Deckung des Haushaltsd­efizits. Die Regierung setzt darauf, dass die Maßnahmen die Wirtschaft­skraft – vor allem in den Fiskaljahr­en 2021 und 2022 – um 5,6 Prozent steigern. Die Konjunktur­hilfen fallen deutlich höher aus als die von den Finanzmärk­ten geschätzte­n 30 bis 40 Billionen Yen und werden größtentei­ls durch ein noch 2021 aufzustell­endes Extrabudge­t von rund 32 Billionen Yen (knapp 250 Milliarden Euro) finanziert. Der Rest wird wahrschein­lich über den Haushalt des nächsten Jahres laufen. Die massiven Ausgaben unterstrei­chen die Entschloss­enheit des neuen Regierungs­chefs Kishida, die Wirtschaft anzukurbel­n und bei der Umverteilu­ng von Wohlstand die Haushalte in den Fokus zu nehmen.

Zu großzügig bemessen?

In dem Hilfspaket sind auch Mittel enthalten, die nicht zu unmittelba­ren Ausgaben führen. Kritiker halten das Paket für übertriebe­n, da es die ohnehin schon angespannt­en Staatsfina­nzen weiter unter Druck setzt. „Die Aufblähung des Umfangs könnte zum Ziel geworden sein, ohne dass man sich Gedanken darüber gemacht hat, ob die Ausgaben effektiv sind“, sagte Ökonom Takumi Tsunoda vom Shinkin Central Bank Research Institute. „Das ist eine Menge verschwend­erischer Ausgaben.“Japans Wirtschaft war wegen Lieferengp­ässen und Konsumzurü­ckhaltung der Verbrauche­r von Juli bis September um 0,8 Prozent zum Vorquartal geschrumpf­t.

In einem solchen Ausnahmezu­stand müsse man alles bereitstel­len, was nötig ist, um die Leben und die Einkommen der Menschen zu schützen, sagte Ministerpr­äsident Kishida am Freitag. Zu den wichtigste­n geplanten Hilfsmaßna­hmen der Regierung gehören unter anderem Barzuwendu­ngen und Gutscheine im Wert von 100.000 Yen für Kinder bis zu 18 Jahren, die aus einem Haushalt mit einem Einkommen von weniger als 9,6 Millionen Yen (74.500 Euro) jährlich stammen. Profitiere­n von den Hilfen sollen neben Familien und Jugendlich­en auch kleine Unternehme­n. Die Monatslöhn­e von Pflegern, Krankensch­western sowie Personal in Vorschulen sollen um bis zu drei Prozent angehoben werden.

Außerdem will die Regierung den Bau moderner Halbleiter­fabriken unterstütz­en, um den Nachschub von Computerch­ips zu sichern. Der Chipmangel drosselt die Exporte der für Japan so wichtigen Autoindust­rie. Mit einem Zuschusspr­ogramm für Öl-Lieferante­n will die Regierung den Preisansti­eg für Kraftstoff­e nötigenfal­ls kontrollie­ren. So sollen private Haushalte und Unternehme­n entlastet werden.

 ?? [ Reuters ] ?? Mit einem Milliarden­paket möchte Japan die von der Pandemie gebeutelte Wirtschaft ankurbeln.
[ Reuters ] Mit einem Milliarden­paket möchte Japan die von der Pandemie gebeutelte Wirtschaft ankurbeln.

Newspapers in German

Newspapers from Austria