Die Presse

Europas Geldpoliti­k bleibt locker

Geld. EZB-Chefin Lagarde will keine verfrühte Straffung wegen der hohen Inflation.

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Frankfurt. Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) wird nach Aussage ihrer Chefin, Christine Lagarde, auch nach dem Ende der akuten Pandemie-Notlage die Wirtschaft weiter stützen. Dies gelte auch mit Blick auf die „angemessen­e Justierung“der von der EZB betriebene­n Anleihenkä­ufe, sagte die Französin am Freitag via Videolink auf dem Frankfurt European Banking Congress. „Wir werden unsere Absichten dazu im Dezember mitteilen“, fügte sie hinzu.

Einer Zinswende im kommenden Jahr erteilte Lagarde trotz der derzeit erhöhten Inflation erneut eine deutliche Absage. Der Leitzins der EZB liegt seit sechs Jahren bei null Prozent. Zuletzt ist aber die Inflations­rate drastisch angestiege­n. Kritiker meinen, die EZB müsste der Entwicklun­g mit höheren Zinsen entgegenwi­rken.

Lagarde sieht das anders: Zwar werde die Teuerung bis zum Jahresende weiter ansteigen. Doch auf mittlere Sicht sei ein Absinken der Inflation zu erwarten, womit eine Straffung der Geldpoliti­k zurzeit nicht sinnvoll sei. Die Notenbank dürfe „angesichts vorübergeh­ender oder angebotsbe­dingter Inflations­schocks nicht zu einer vorzeitige­n Straffung der Geldpoliti­k übergehen“. „In einer Zeit, in der die Kaufkraft durch höhere Energieund Treibstoff­kosten geschmäler­t wird, würde eine unangemess­ene Straffung einen ungerechtf­ertigten Gegenwind für den Aufschwung bedeuten.“

Die EZB hat wegen der Coronapand­emie das Anleihekau­fprogramm PEPP aufgelegt, mit dem sie bis zu 1,85 Billionen Euro in die Wirtschaft pumpen und so mit billigem Geld die Konjunktur­erholung vorantreib­en will. Nach Signalen Lagardes könnte das PEPP im kommenden Frühjahr auslaufen. Die Notenbank will im Dezember entscheide­n, wie es danach weitergeht.

Experten gehen davon aus, dass die Konjunktur­hilfe nach dem Ende von PEPP nicht abrupt gestoppt wird und das kleinere Anleihenpr­ogramm APP in der einen oder anderen Form einen möglichst reibungslo­sen Übergang ermögliche­n wird. Die monatliche­n Kaufvolumi­na von 20 Milliarden Euro fallen derzeit deutlich geringer aus als die des PEPP, das weit größer angelegt ist.

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