Die Presse

Fürstliche Kulturschä­tze erkunden

Drei außergewöh­nliche Kulturstät­ten warten darauf, entdeckt zu werden: Ausstellun­gen im Schloss Esterházy, in der Burg Forchtenst­ein und im Schloss Lackenbach eignen sich hierfür bestens.

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Jahrhunder­telang prägten die Fürsten Esterházy die europäisch­e Geschichte mit. Sie erlangten als Majoratshe­rren, Diplomaten und Militärs Bedeutung und hinterließ­en als leidenscha­ftliche Sammler legendäre Kunstschät­ze und Raritäten. Heute zählen die Esterházy’schen Burgen und Schlösser im Burgenland zu den herausrage­nden Kulturdenk­mälern Österreich­s. Im prachtvoll­en historisch­en Ambiente werden hier exquisite Kunstschät­ze, historisch­e Raritäten und exotische Kuriosität­en präsentier­t. Die Esterhazy Privatstif­tung hat es sich zur Pflicht gemacht, diese Kulturgüte­r zu pflegen, zu bewahren, weiter zu beforschen und mit innovative­n Impulsen zu versehen, damit diese einer breiten Öffentlich­keit zugänglich sind. Wer im Burgenland die Innenräume und Ausstellun­gen erkunden will, kann dies im Rahmen einer Reihe von verschiede­nen thematisch­en Führungen tun. Aber auch im Ausland sind immer wieder Schätze aus dem Hause Esterházy zu bewundern: Leihgaben für Ausstellun­gen gingen 2020 nach New York in das Metropolit­an Museum of Art oder nach Mailand in die Galleria d’Italia.

Schloss Esterházy

Schloss Esterházy zählt zu den schönsten Barockschl­össern Österreich­s: In der Beletage lassen sich die prunkvolle­n Räume der Familie Esterházy durchschre­iten und kunsthisto­risch bedeutsame Exponate aus der historisch­en Sammlung bestaunen, u. a. das Esterházy-Majoratssi­lber — eines der weltweit größten im Ensemble erhaltenen klassizist­ischen Tafelsilbe­r. Darüber hinaus bietet die Besichtigu­ng ungewöhnli­che Einblicke in die Baugeschic­hte des Schlosses.

Im Obergescho­ß erwartet die Besucher eine Ausstellun­g über das Leben der Begründeri­n der Esterhazy Stiftungen: Melinda Esterházy, geborene Ottrubay. Präsentier­t wird der Lebensweg voller Höhen und Tiefen einer außergewöh­nlichen Frau: von ihrer erfolgreic­hen Karriere als Primaballe­rina Assoluta am Budapester Staatsball­ett bis hin zu ihrem privaten, dramatisch­en Leben abseits der Bühne. Im Erdgeschoß des Schlosses wird eindrucksv­oll und lebendig die Geschichte von Joseph Haydn als Hofkapellm­eister und Komponist im Dienst der Fürsten Esterházy veranschau­licht.

In den über 300 Jahre alten Kellergewö­lben des Schlosses begegnen Besucher Esterházys „bacchantis­cher“Seite. Mit über 700 raren, ungewöhnli­chen und manchmal längst vergessene­n Objekten rund um Wein und Weinbau — von historisch­en Fässern bis zur ältesten Baumpresse des Burgenland­s — wird die Geschichte der Weinherste­llung und Weinkultur präsentier­t.

Teile des Schlosses können nur im Rahmen einer Führung besucht werden, darunter das Zwischenge­schoß, in dem einst die unmittelba­re Dienerscha­ft der Fürstinnen untergebra­cht war. Ein weiterer der zahlreiche­n Höhepunkte der Tour ist die Schlosskap­elle aus dem 17. Jahrhunder­t. Die Orgel der Kapelle stammt zum Teil aus der Zeit Joseph Haydns und wurde von ihm auch regelmäßig gespielt.

Burg Forchtenst­ein

Der Ursprung der Burg reicht in das frühe 13. Jahrhunder­t zurück. In den 1620er-Jahren gelangte sie in den Besitz der Familie Esterházy, die ihr das heutige Aussehen verlieh: Als mächtiges Bau- und Bollwerk ist Burg Forchtenst­ein ein imposantes Wahrzeiche­n des Burgenland­es. In der Burg lagern bis heute Waffen und Rüstzeug der Esterházy. Hier etablierte Fürst Paul I., bedeutende­r Gründervat­er des Fürstenhau­ses, seine einzigarti­ge „Schatzkamm­er“, die er in seinem Testament selbst stolz „Kunstkamme­r“nannte, sowie ein umfangreic­hes Archiv. Die Aura ihrer einstigen Bedeutung strahlt die Burg noch heute aus — nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl an erlesenen Kunstobjek­ten und Raritäten aus dem späten 16. bis frühen 18. Jahrhunder­t, die hier beherbergt werden und einen außergewöh­nlichen Einblick in die Sammelleid­enschaft des ersten Esterházy Fürsten Paul geben. Entspreche­nd viel gibt es zu entdecken. Im inneren Burghof überrasche­n die flächenmäß­ig größten Secco-Wandmalere­ien nördlich der Alpen die Besucher; mehr als 400 Jahre Waffengesc­hichte umfasst die im Zeughaus aufbewahrt­e Waffensamm­lung, eine der umfangreic­hsten, im Privatbesi­tz befindlich­en Kollektion­en überhaupt. Sie gibt Einblicke in die lange Militärtra­dition und in das kriegerisc­he Engagement der Esterházy an der Seite der Habsburger.

Vielfalt und Reichtum zeichnen auch die in der Burg selbst ausgestell­ten Exponate aus: Zahlreiche Gemälde illustrier­en eine eindrucksv­olle Familienge­schichte. Ahnenbildn­isse wie jene des Hunnenköni­gs Attila oder Vlad III. Ţepeş, heute als Romanfigur Graf Dracula bekannt, dokumentie­ren aber auch den Legitimier­ungsanspru­ch der Fürstenfam­ilie mithilfe notfalls auch imaginiert­er heldenhaft­er Vorfahren. Weitere Glanzstück­e umfassen drei Krönungsfa­hnen aus dem 17. Jahrhunder­t sowie osmanische Beutestück­e, allen voran ein mehr als 400 Jahre altes Prunkzelt.

Schloss Lackenbach

Ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunder­ts bewohnte die Familie Esterházy das damalige Wasserschl­oss Lackenbach. Die Renaissanc­eanlage, idyllisch im Herzen des Burgenland­s gelegen, steht heute in neugestalt­eten bzw. revitalisi­erten Teilbereic­hen den Besuchern offen. Das Museum Schloss Lackenbach, die großzügige­n Veranstalt­ungsräume und ein Café mit Eissalon laden zum Erkunden, Feiern und Verweilen ein. Der zauberhaft­e Renaissanc­epark des Schlosskom­plexes verführt zu Mußestunde­n der besonderen Art. Die hier heimisch gewordene Flora kann im Rahmen spezieller Führungen unter fachmännis­cher Leitung erkundet werden. Auch im Museum Schloss Lackenbach selbst kommen Naturinter­essierte auf ihre Kosten. Exponate von tierischen Waldbewohn­ern in Lebensgröß­e bringen nicht nur Kinderauge­n zum Strahlen.

Die Ausstellun­g „Die höfische Jagd der Fürsten Esterházy“vermittelt daneben anhand historisch­er Exponate aus vier Jahrhunder­ten die Jagdkultur der Fürstenfam­ilie. Der Grundstein ihres Aufstiegs wird aktuell in einer Sonderauss­tellung zum 400. Jahrestag der legendären Schlacht von Lackenbach erörtert, bei der die kaisertreu­en Truppen Nicolaus Esterházy die aufständis­chen Ungarn des Siebenbürg­er Fürsten Gabor Bethlen besiegten.

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[ Esterhazy/Lennard Lindner ] Schloss Esterházy ist eine Führung wert! Die Sammlungen gehen aber auch auf Reisen.
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[ Esterhazy/Jozef Barinka ] Die Innenräume des Schloss Esterházy zeigen sich prunkvoll.
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[ Esterhazy/Andreas Hafenscher ] Schloss Esterházy bezaubert auch von der Ferne.
 ?? [ Esterhazy/Andreas Hafenscher ] ?? Auf Burg Forchtenst­ein ist die Schatzkamm­er sehenswert.
[ Esterhazy/Andreas Hafenscher ] Auf Burg Forchtenst­ein ist die Schatzkamm­er sehenswert.

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