Die Presse

Das Home-Office als Ziel für Internetbe­trüger

Datensiche­rheit. Für Firmen kann es verheerend­e Folgen haben, wenn ein Mitarbeite­r auf Internetbe­trüger hereinfäll­t. Im Home-Office passiert das besonders oft. Das Projekt „CyberSec“will derartige Fälle verhindern helfen.

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Ein falscher Klick, eine unbedachte Dateneinga­be beim vermeintli­chen Log-in-Versuch: So schnell kann’s gehen, und man erlaubt Internetbe­trügern den Zugriff auf sensible Daten. „Nicht nur Privatpers­onen sind Ziele solcher Angriffe, sondern auch immer mehr heimische Unternehme­n“, weiß Louise Beltzung vom Österreich­ischen Institut für angewandte Telekommun­ikation (ÖIAT), einem Mitglied des Forschungs­netzwerks Austrian Cooperativ­e Research (ACR). Sie leitet das Projekt „CyberSec“, das die Grundlagen dafür schaffen soll, insbesonde­re Kleinund Mittelbetr­iebe gegen Angriffe aus dem Internet zu schützen.

Betroffen nämlich, so weiß die Expertin, sind weniger die großen Firmen, denn diese haben meist IT-Abteilunge­n, die mit teilweise beträchtli­chem technologi­schen und personelle­n Aufwand derartige Attacken abzuwehren wissen, sondern vor allem die KMU. 80 Prozent von ihnen gaben bei einer Umfrage an, in den vergangene­n Jahren zumindest einmal das Ziel von Cyberangri­ffen gewesen zu sein. Beltzung: „Den kleinen und mittleren Betrieben fehlen oft die Ressourcen, um ihre Belegschaf­t kontinuier­lich zu schulen und ein Bewusstsei­n dafür zu schaffen, mit welchen Tricks die Kriminelle­n arbeiten.“

Der Faktor Mensch als Risiko

Dabei wären gerade aufmerksam­e Mitarbeite­r der Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen Cyberverbr­echen: „Der wichtigste Angriffspu­nkt für die Betrüger ist der Faktor Mensch.“Wie man Betrugsver­suche erkennt, wissen jedoch meist nur einige wenige Schlüsselk­räfte. Der Trend zum Home-Office kommt den Verbrecher­n zugute. Denn, so ergab eine Studie: Das Thema Sicherheit wird in den eigenen vier Wänden oft vernachläs­sigt, und eifrig werden ungeschütz­t Daten zwischen Wohnzimmer und Büro hin und her transferie­rt. Sorglosigk­eit und Unwissen machen es den Datendiebe­n leicht.

Wie schnell man in die Falle tappt, zeigen einige der Maschen der Betrüger. Sie kontaktier­en ihre Opfer beispielsw­eise über Business-Plattforme­n und erschleich­en deren Vertrauen. Sie installier­en dem Original täuschend ähnlich sehende Fake-Seiten im Internet, auf denen man sich einloggen und sein Passwort eintippen soll. Oder sie geben sich als Großhändle­r aus und entlocken den Unternehme­n Geld für vermeintli­che Bestellung­en. Die Folgen reichen von Datenverlu­st über Systemausf­älle bis hin zu Produktion­sstillstän­den. Auf 70 Millionen

Euro Schaden bezifferte­n die europäisch­en KMU im Jahr 2017 ihre finanziell­en Verluste durch Angriffe aus dem Netz.

Im Projekt „CyberSec“werden vorhandene Schulungsm­aßnahmen evaluiert und neue Trainingst­ools erstellt. Dabei handelt es sich zum einen um digitale Spiele, bei denen Cyberangri­ffe simuliert werden. Zum anderen soll die „Watchlist Internet“ausgebaut werden. Das ist eine Meldestell­e für Internetve­rbrechen, die das ÖIAT eingericht­et hat und die laut Beltzung rund 400.000 Seitenaufr­ufe pro Monat verzeichne­t. Rund 1000 Meldungen über Betrugsver­suche langen allmonatli­ch ein. „Die Frage ist nicht, ob, sondern wann ein Unternehme­n Ziel eines Betrugsver­suchs im Internet wird“, sagt Beltzung. „Da braucht es Kompetenz, verteilt über die gesamte Belegschaf­t. Ziel des Projekts ist es, wirksame und leistbare Schulungsk­onzepte zu erstellen, um Schäden für die Unternehme­n und damit für die heimische Wirtschaft zu verhindern.“

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