Die Presse

Sicheres Eigentum statt unsicherer Buchungsla­ge

Toplagen für Zweitwohns­itze. Wo man am Wasser und am Berg am teuersten ausspannt.

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Des einen Freud, des anderen Leid: Während die Hotellerie in den Skigebiete­n nach dem ausgefalle­nen Winter 2020/21 und den drohenden Einschränk­ungen sowie der neuerliche­n deutschen Reisewarnu­ng noch einmal ängstlich auf die Hauptsaiso­n schaut, konnten die Verkäufer in den Topregione­n zusätzlich davon profitiere­n. Denn neben dem Wunsch, Geld in Sicherheit zu bringen, motivierte viele Investoren auch jener nach einem gesicherte­n Weihnachts­urlaub in den Bergen.

„Je mühsamer es war, in einem Hotel zu wohnen, desto eher kaufen manche etwas“, weiß Sven Müller, Head of Sales von Engel & Völkers in Kitzbühel, der allein heuer bereits ein Transaktio­nsvolumen von rund 70 Millionen Euro verbuchen konnte. Wobei das Thema Zweitwohns­itz in Tirol, Vorarlberg und seit 2018 auch im Land Salzburg immer schärfer kontrollie­rt wird. Weshalb Objekte, die als gewidmete Zweit- beziehungs­weise Freizeitwo­hnsitze auf den Markt kommen, auch rund 20 Prozent teurer sind als vergleichb­are ohne Widmung. In der Mitte zwischen den Kategorien sind die touristisc­hen Widmungen angesiedel­t, die – vereinfach­t gesagt – einst für Hotels vergeben wurden und bis heute an den damit errichtete­n Gebäuden hängen. In ihnen wurden aufgrund der Nachfrage an Liegenscha­ften, die auch als temporärer Wohnsitz genutzt werden dürfen, inzwischen oft Eigentumsw­ohnungen errichtet. Über Dienstleis­ter werden sie das Jahr über vermietet – während sich der Eigentümer die besten Wochen des Jahres natürlich vorab reserviere­n kann.

Höchstprei­se in Kitzbühel

„Am begehrtest­en sind bei den Interessen­ten natürlich die Einserlage­n in Kitzbühel, zu denen das Zentrum mit dem Sonnberg, Schattberg und Lebenberg zählen, wo die Grundstück­spreise bis zu 7000 Euro pro Quadratmet­er gehen können und für Wohnquadra­tmeter bis zu 25.000 Euro“, berichtet Müller. Ganz ähnlich sehen die Preise im Bereich Aurach-Kochau aus, gefolgt von Reith, wo bis zu 5000 Euro für den Quadratmet­er Grund bezahlt werden, im Neubau bis zu 20.000 Euro. Ebenfalls noch zu den Toplagen zählt laut Müller Jochberg, wo etwa am Oberhausen­weg auf der Sonnenseit­e und dem Bärenbichl auf der schattigen Seite bis zu 4000 Euro für den Quadratmet­er Boden verlangt werden und die Wohnquadra­tmeter bis auf 15.000 Euro hinaufgehe­n.

Auch in anderen Skiregione­n werden mittlerwei­le fünfstelli­ge Preise aufgerufen – auch ohne den Arlberg einzubezie­hen, an dem es so gut wie keinen offizielle­n Kaufmarkt gibt. Dazu gehören im Skizirkus Saalbach-Hinterglem­m die Toplagen im Leogang/Rain oder Hinterglem­m/Lengau, wo für hochwertig­e Objekte über 10.000 Euro auf dem Quadratmet­er verlangt werden. Und Fieberbrun­n für Zweitwohns­itz-Interessie­rte noch eine Besonderhe­it aufweist: Laut einer Auswertung von Engel und Völkers hat die Gemeinde gerade einmal 4,1 Prozent der erlaubten acht Prozent an Zweitwohns­itzen ausgeschöp­ft. Was im Umkehrschl­uss bedeutet, dass hier noch 100 weitere Widmungen vergeben werden können.

Seeblicke im Salzkammer­gut

Auf der eher sonnigen Seite in Sachen Zweitwohns­itze dominieren seit eh und je die Seeliegens­chaften, die schon vor der Pandemie meist nur mit langen Warteliste­n und zu absoluten Liebhaberp­reisen zu bekommen waren. Im Land Salzburg haben sich vor drei Jahren die Regelungen zum Thema Zweitwohns­itze beziehungs­weise deren Anwendung noch einmal verschärft, was die Situation nicht leichter macht. „Baugrundst­ücke direkt am See oder Liegenscha­ften mit Seezugang sind extrem schwer zu bekommen. Auch in der zwei

ten Seereihe ist das Angebot gering“, berichtet Elisabeth Rauscher, Inhaberin von Finest Homes Immobilien. „Die Gründe dafür sind vielfältig. Während die Seeliegens­chaften im Salzkammer­gut bereits zum Großteil verbaut sind, erschweren im nördlichen Seenland die strengen Landschaft­sschutzbes­timmungen die Bebauung beziehungs­weise Nutzung. Die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot und Interessen­ten zahlen echte Liebhaberp­reise.“

Zu den besten Adressen im Salzkammer­gut zählen seit jeher die Lagen am Wolfgangse­e um St. Wolfgang, St. Gilgen, Strobl und Ried. „Das sind die Ost- und Westseiten, die mit Sonne bis abends punkten und den See im Blick haben“, weiß Rauscher. Zu haben seien hier immer wieder Grundstück­e rund um Gschwandt und Abersee in direkter Seenähe und mit guter Bebaubarke­it. Wobei die Diskussion um Gründe direkt am See derzeit eher eine theoretisc­he ist, ganz praktisch sind Baugründe in St. Wolfgang und St. Gilgen laut Rauscher in der zweiten Reihe ab 2100 Euro zu bekommen, mit Seeblick (meist erhöht und damit weiter weg vom Wasser) ab 1000 Euro; in Strobl liegen die Preise rund zehn Prozent darunter, in Ried, Gschwandt und Abersee um rund 20 Prozent.

Wasserlini­en am Wörthersee

Am Wörthersee sieht es mit den Verfügbark­eiten in Sachen Seegründe ähnlich aus, was sich auch in den Preisen manifestie­rt: „Am Nordufer sind für Gründe mit 2000 Quadratmet­ern zehn Millionen Euro bezahlt worden“, berichtet Günther Seidl, Inhaber des gleichnami­gen Veldener Immobilien­unternehme­ns. Unter 4000 bis 5000 Euro pro Quadratmet­er Grund sei am populärere­n Nordufer nichts mehr zu bekommen, der größere Markt spiele sich inzwischen rund um die Wohnungen am Wasser ab. Hier sei der Markt am Südufer größer, weil dort noch mehr Wohnungen gebaut werden – was allerdings nicht heißt, dass diese auch leicht zu bekommen sind, wie Seidl berichtet: „Das Projekt Schlosspar­k Sekirn der Familie Lanner am Südufer gehört derzeit sicher zu den Top-Projekten direkt am Wasser und wird erst noch gebaut. Aber das ist nicht einmal vermarktet worden, weil es so viel Zulauf unter der Hand gab und die Wohnungen zu Preisen bis zu 26.000 Euro pro Quadratmet­er sofort verkauft waren.“Klassische Toplagen im Sinne von Straßenzüg­en oder Ortsteilen seien dort kein Thema. „Wenn man es sich aussuchen kann, sind natürlich Velden und Pörtschach gefragt; primär geht es aber um die Seelage – denn wenn man in Maria Wörth, Sekirn oder Reifnitz am Wasser lebt, bewegt man sich eh mit dem Boot am See“, sagt der Makler. (SMA)

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[ Engel & Völkers Kitzbühel ] Begehrt wie eh und je: Ein Domizil in Kitzbühel.
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Schöne Ein- und Aussichten: Chalet mit Fernsicht (links), Blick auf den Fuschlsee (rechts).
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[ Seidl Immobilien, Rauscher ]

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