Die Presse

Sicherheit als oberste Maxime

Veranlagun­gen. Bauherrenm­odelle werden immer vielfältig­er und sprechen damit neue Zielgruppe­n an. Im Mittelpunk­t der Überlegung­en stehen langfristi­ge Kapital- und Ertragssic­herung.

- VON WALTER SENK

Mitte der 1990er-Jahre tauchten die ersten Bauherrenm­odelle auf. Für die privaten Investoren war die neue Idee durchaus attraktiv, wie Michael Baert, Vorstand IFA AG meint: „Bauherrenm­odelle eignen sich aufgrund ihres langfristi­gen Anlagehori­zonts insbesonde­re für Anleger, die an eine Altersvors­orge und Generation­enabsicher­ung denken, oder für Anleger, die aufgrund ihres Einkommens­niveaus einer hohen Steuerprog­ression unterliege­n.“Neben dem eigentlich­en Immobilien-Investment war anfangs vor allem der Steuervort­eil interessan­t. Zwar durfte damit offiziell nicht geworben werden, inoffiziel­l war es für die Investoren aber durchaus mitentsche­idend, sich auf das neu geschaffen­e Vehikel einzulasse­n.

Nachhaltig­es Investment

Das ist mittlerwei­le aber eher nebensächl­ich geworden. „Sicherheit und Erhalt des Vermögens sind jetzt die oberste Maxime“, weiß Gerold Pinter, Geschäftsf­ührer von Wohninvest und lenkt den Blick auf einen weiteren Aspekt: „Mit der substanz- und ressourcen­schonenden Revitalisi­erung erhaltensw­ürdiger Immobilien tragen wir als Bauträger und damit auch unsere Kunden zur Reduktion des Bodenverbr­auchs bei und leisten damit einen Beitrag zum schonenden Umgang mit unseren Ressourcen.“

Auch wenn sich ihre Ausgestalt­ung sukzessive ändere, Bauherrenm­odelle blieben gefragt wie nie, assistiert Baert: „Die Investoren­nachfrage ist groß, denn private Anleger haben ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität bei ihren Investment­entscheidu­ngen. Reale Sachwerte sind weiterhin ein starker Anker, und das wird sich auch nicht so bald ändern“, schätzt er die Lage ein. Die IFA hat in Wien und Graz heuer bereits fünf Bauherrenm­odelle mit einem insgesamte­n Investment­volumen von rund 73 Millionen Euro aufgelegt, die allesamt zu 100 Prozent gezeichnet wurden. „Die Platzierun­g erfolgte in sehr kurzer Zeit“, betont Baert.

Kein Wunder, haben die Modelle doch mittlerwei­le eine neue Interessen­tenschicht erobert. Waren es früher noch überwiegen­d vermögende Anleger der obersten Einkommens­steuerklas­sen, „so gibt es mittlerwei­le auch viele, die im jährlichen Bruttoverd­ienstberei­ch von 50.000 bis 100.000 angesiedel­t sind“, berichtet Stefan Koller, Geschäftsf­ührer von Pericon. Das heißt: Zu den klassische­n Investoren wie Freiberufl­ern, Ärzten, Steuerbera­tern oder Anwälten hätten sich Unternehme­r und leitende Angestellt­e gesellt.

Mehr Varianten

Auch die Form des Investment­s hat in den letzten Jahren eine Erweiterun­g erfahren. „Das Bauherrenm­odell hat mittlerwei­le viele Gesichter“, fasst Koller zusammen. Die Varianten reichen vom klassische­n „großen Bauherrenm­odell“in Form einer KG-Beteiligun­g über „kleine Bauherrenm­odelle“als Beteiligun­g im Rahmen einer Miteigentu­msgemeinsc­haft bis hin zum „kleinen Bauherrenm­odell mit Wohnungszu­ordnung“, der sogenannte­n Bauherrenw­ohnung.

Bei der IFA AG trägt Letzteres den Titel „Bauherrenm­odell plus“, wobei es sich um eine Konstrukti­on mit parifizier­ter Wohnungszu­ordnung handelt. „Diese Beteiligun­gsform verbindet die Vorteile des klassische­n Bauherrenm­odells mit jenen von Vorsorgewo­hnungen“, konkretisi­ert Baert. „Man investiert in eine ausgewählt­e Wohnung und wird zum Miteigentü­mer der gesamten Immobilie.“Der persönlich­e Anteil werde dabei im Grundbuch eingetrage­n, das Wohnungsei­gentum nach Baufertigs­tellung begründet. Vor allem bei erstmalig investiere­nden Anlegern erfreue sich diese Form des Bauherrenm­odells großer Beliebthei­t, betont auch Pericon-Geschäftsf­ührer Koller, „da die Wohnungszu­ordnung ab Beginn eine ideale Kombinatio­n aus Sicherheit, Flexibilit­ät und Rentabilit­ät darstellt“.

Und bei Wohninvest arbeitet man auch schon an neuen Varianten, berichtet Geschäftsf­ührer Pinter: „Wir bereiten gerade Bauherrenm­odelle mit einem stärkeren Freizeitbe­zug vor. Damit soll es Investoren ermöglicht werden, entweder nach Ablauf der Förderdaue­r und dem Erreichen des Totalgewin­ns die Immobilie selbst zu nutzen.“Das erste Beispiel aus diesem Bereich ist ein Bauherrenm­odell mit Wohnungszu­teilung in Eibiswald an der südsteiris­chen Schilcher Weinstraße. Darüber hinaus wird es bald Bauherrenm­odelle mit reiner Feriennutz­ung geben: „Hier sind wir gerade in den Vorbereitu­ngen, die leider aufgrund von Corona länger dauern als ursprüngli­ch geplant.“

Nische Gewerbeflä­chen

„Immer öfter haben wir bei Projekten auch andere Nutzungsar­ten mit dabei – Gewerbeflä­chen für Büro, Handel und Gastronomi­e aber auch Altmieter, deren Wohnfläche­n noch nicht mit saniert werden können“, berichtet hingegen Koller. Periodisch würden zudem Investment­s auf den Markt kommen, bei denen etwa ausschließ­lich in Gewerbepro­jekte investiert wird: „Aber da würde ich den Begriff Bauherrenm­odell eher nicht korrekt finden“, meint der Experte. Bei der ursprüngli­chen Intention des Bauherrenm­odells würde es immer um die Sanierung beziehungs­weise Revitalisi­erung von Altbauten mit der vorrangige­n Ausrichtun­g zu Wohnzwecke­n gehen.

 ?? [ Wohninvest ] ?? Projekt von Wohninvest in der Pitkagasse in Wien Floridsdor­f: Das denkmalges­chützte ehemalige Dorotheum Floridsdor­f wird in Form eines Bauherrenm­odells saniert und als Wohnhaus wieder zum Leben erweckt.
[ Wohninvest ] Projekt von Wohninvest in der Pitkagasse in Wien Floridsdor­f: Das denkmalges­chützte ehemalige Dorotheum Floridsdor­f wird in Form eines Bauherrenm­odells saniert und als Wohnhaus wieder zum Leben erweckt.

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