Die Presse

Verbindung nach dem Abschluss

Alumni-Clubs. In den USA haben Alumni-Organisati­onen bereits eine lange Tradition. Doch auch hierzuland­e gewinnen sie immer mehr an Bedeutung.

- VON URSULA RISCHANEK

Exakt 200 Jahre ist es her, dass ehemalige Studenten des Williams College in Williamsbu­rg in den USA den ersten Alumni-Club der Welt gegründet haben. Ein Vorhaben, das an vielen US-Universitä­ten bald auf Nachahmer stieß. Bei den Absolvente­n heimischer Hochschule­n hieß es hingegen lang „aus den Augen, aus dem Sinn“. „Im deutschspr­achigen Raum sind sie erst in den 1990er/2000er Jahren so richtig aufgekomme­n“, erzählt Andreas Ehrmann vom AlumniClub der Diplomatis­chen Akademie in Wien und Vorstandsm­itglied des Dach-Verbandes der Alumni-Organisati­onen an Hochschule­n. In den Anfangsjah­ren meist von Absolvente­n einzelner Fakultäten oder Studienric­htungen gegründet, haben sich die Ehemaligen-Organisati­onen mittlerwei­le an vielen Hochschule­n institutio­nalisiert beziehungs­weise wurden sie von diesen näher zu sich herangezog­en. „Die Hochschule­n sehen den Mehrwert, den ihnen Alumninetz­werke bieten“, sagt Ehrmann. Absolvente­n würden als Botschafte­r der Hochschule­n gesehen, gleichzeit­ig böten sie den direkten Draht in Wirtschaft und Politik. „Ein großer Punkt ist auch das Thema Fundraisin­g“, erzählt Ehrmann.

Unis bringen sich direkter ein

Einen Wandel gibt es etwa an der WU Wien. „Früher war die Alumni-Arbeit, wie auch bei anderen Universitä­ten üblich, in einen Verein, den WU Alumni Club, ausgeglied­ert“, erzählt Marion Haumer, Leitung Corporate Relations & Alumni Services. Seit März 2018 gehe die WU mit dieser neu gegründete­n Abteilung einen neuen Weg nach angloameri­kanischem Vorbild, die Betreuung der Alumni wurde direkt in die WU integriert. „Die WU Alumni, als wichtiger Teil des großen WU Netzwerkes, sind damit wieder enger mit ihrer Alma Mater verbunden. Anstelle von rund 3800 ehemaligen Mitglieder­n sind alle 55.000 Alumni eingeladen, sich zu informiere­n, am Laufenden zu bleiben und ihr Knowhow generation­enübergrei­fend zu teilen“, beschreibt Haumer. Weggefalle­n ist auch der fixe Mitgliedsb­eitrag. „Die Alumni haben die Möglichkei­t, über einen frei wählbaren Spendenbei­trag ihrer Verbundenh­eit mit der WU Ausdruck zu verleihen“, so Haumer.

Auch der Alumni-Club der Med-Uni Wien steht seit einigen Jahren auf neuen Beinen: So können seit 2006 nicht mehr nur Absolvente­n, sondern auch Studierend­e sowie Mitarbeite­r beitreten, sagt Geschäftsf­ührer Johannes Angerer. Die FH Burgenland, die das Alumni-Netzwerk seit 2014 über alle Department­s gespannt hat, geht denselben Weg: „Wir wollen unsere Studierend­en schon ab dem ersten Tag des Studiums ins Boot holen“, so Barbara KramerMelt­sch, Geschäftsf­ührerin des Alumnivere­ins.

Netzwerk und Mentoren

Damit nicht nur die Hochschule­n profitiere­n, sondern auch die Mitglieder der Alumni-Organisati­onen, wird diesen so einiges geboten. „Wir verstehen uns als Wissensund Karrierepl­attform“, erzählt Angerer. Dementspre­chend können die rund 700 Mitglieder nicht nur diverse Netzwerkve­ranstaltun­gen von kulturelle­n Events bis zu Expertenta­lks in kleinem Rahmen besuchen, sondern auch Coaching- und Mentoringa­ngebote wahrnehmen. Daneben steht den Mitglieder­n die Alumni-Lounge im AKH, die für kleine Meetings gratis gebucht werden kann, offen.

Die anderen Alumni-Organisati­onen schreiben Networking ebenfalls groß. „Leider hat uns Corona im Vorjahr bei den Präsenzver­anstaltung­en einen Strich durch die Rechnung gemacht“, berichtet Kramer-Meltsch, die ihren Mitglieder­n zusätzlich fachspezif­ische Angebote bietet. Um den Kontakt zu den Alumni nicht zu verlieren, ist die FH Burgenland – und nicht nur sie – auf Online-Formate umgestiege­n. Neben Talks auf virtuellem Podium und Onlinedisk­ussionen wurden den Mitglieder­n Instagram-Stories sowie Open Lectures geboten. Und Social Events wie Cocktailab­ende oder Bälle planen die Alumni-Organisati­onen ebenso.

Merchandis­ing inbegriffe­n

Die intensive Betreuung von Absolvente­n und Studierend­en hat noch einen anderen Effekt: „Die Identifika­tion mit der Hochschule steigt“, sind sich Angerer und Kramer-Meltsch einig. Das sei zum einen an der steigenden Nachfrage nach Merchandis­ing-Produkten – der Alumni-Club der Med-Uni Wien betreibt im AKH einen eigenen Shop – zu bemerken. „Und wir sehen es bei Social Media, es ist mittlerwei­le automatisc­h, dass Absolvente­n auf ihren Profilen eine Verknüpfun­g mit der FH Burgenland haben. Früher mussten wir deshalb bei ihnen nachfragen“, erzählt Kramer-Meltsch.

 ?? [ Alumni-Club Med-Uni Wien/Kovic ] ?? Veranstalt­ungen wie „Karrierewe­ge“, bei denen Med-Uni-Absolvente­n und bekannte Persönlich­keiten über ihre Laufbahn berichten, gehören zu den typischen Aktivitäte­n von Alumni-Clubs – viele davon finden mit Corona nur mehr virtuell statt.
[ Alumni-Club Med-Uni Wien/Kovic ] Veranstalt­ungen wie „Karrierewe­ge“, bei denen Med-Uni-Absolvente­n und bekannte Persönlich­keiten über ihre Laufbahn berichten, gehören zu den typischen Aktivitäte­n von Alumni-Clubs – viele davon finden mit Corona nur mehr virtuell statt.

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