Die Presse

Tote bei Attacke am Tempelberg

Israel. In der Altstadt von Jerusalem hat ein palästinen­sischer Angreifer auf Zivilisten und Polizisten geschossen – ein Israeli starb: Es war das zweite Attentat innerhalb weniger Tage.

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Wien/Jerusalem. Der Mann, der als orthodoxer Jude verkleidet war, eröffnete am Sonntag mitten in der Altstadt von Jerusalem das Feuer. Er tötete einen 30-jährigen Israeli und verletzte vier weitere Personen. Der Attentäter wurde nach Angaben eines Polizeispr­echers von Sicherheit­skräften noch am Tatort erschossen. Neben einem Maschineng­ewehr habe er auch ein Messer bei sich gehabt, hieß es.

Beim Attentäter handele es sich um einen Palästinen­ser. Der Minister für öffentlich­e Sicherheit, Omer Bar-Lev, sagte vor Journalist­en, der Schütze sei ein Mitglied des politische­n Arms der Hamas aus dem Flüchtling­slager Schuafat im Osten Jerusalems. Die Ehefrau des Mannes habe das Land drei Tage zuvor verlassen.

Die Schießerei habe „32 oder 36 Sekunden gedauert“. Die Straße sei zu dem Zeitpunkt nahezu menschenle­er gewesen, „ansonsten hätte es noch viel mehr Tote gegeben“.

Die Hamas-Organisati­on veröffentl­ichte eine Erklärung, in der sie den Vorfall als „heroische Operation“bezeichnet­e. Der Widerstand der Palästinen­ser gegen die zionistisc­he Besatzung werde weiterhin mit allen Mitteln geführt, erklärte sie. Dies gelte so lange, bis die Besatzer von den heiligen Stätten und dem gesamten Land vertrieben seien, sagte Sprecher Abdel Latif al-Kanu.

Der Anschlag ereignete sich denn auch in unmittelba­rer Nähe des Tempelberg­es: Der Tempelberg (Al-Haram al-Sharif ) mit dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee ist die drittheili­gste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel gestanden sind.

Es kommt im Bereich der streng bewachten Anlage immer wieder zu gewaltsame­n Vorfällen: Im Mai hatten massive gewaltsame Auseinande­rsetzungen die schwersten Kämpfe zwischen dem israelisch­en Militär und radikalen Palästinen­sern aus dem Gazastreif­en seit Jahren ausgelöst.

Der Vorfall ist der zweite Anschlag in Jerusalem innerhalb von vier Tagen. Zuletzt hatte am Mittwoch in Jerusalem ein 16-jähriger Angreifer zwei israelisch­e Grenzpoliz­isten mit einem Messer verletzt. Er wurde von den Sicherheit­skräften erschossen.

Jerusalem, das besetzte Westjordan­land und Israel waren ab Oktober 2015 monatelang Schauplatz antiisrael­ischer Angriffe, die zumeist von einzelnen jungen Palästinen­sern verübt wurden.

Etwa 200.000 Israelis leben in Ost-Jerusalem, wo auch 300.000 Palästinen­ser wohnen. Der israelisch­e Siedlungsb­au in Ost-Jerusalem und dem Westjordan­land ist völkerrech­tlich illegal. Er wurde unter allen israelisch­en Regierunge­n seit 1967 fortgesetz­t. Israels Premiermin­ister Naftali Bennett sagte, er habe die Sicherheit­skräfte angewiesen, nun ganz besonders wachsam zu sein.

Dimiter Tzantchev, der designiert­e EU-Botschafte­r in Israel, teilte via Twitter mit, seine Gedanken seien bei den Opfern des „feigen Angriffs in der Altstadt von Jerusalem“und verurteilt­e „diesen sinnlosen Angriff auf Zivilisten“.

Solidaritä­t mit Israel

In Österreich wurde der Anschlag verurteilt. Das Außenminis­terium zeigte sich auf Twitter entsetzt über den feigen Terrorangr­iff in Jerusalem und bekräftigt­e seine Solidaritä­t mit Israel. Der Tweet wurde auch von Bundeskanz­ler Alexander Schallenbe­rg (ÖVP) weiterverb­reitet.

Innenminis­ter Karl Nehammer (ÖVP), der erst in der Vorwoche die Jerusaleme­r Altstadt besucht hatte, verurteilt­e den Anschlag „auf das Schärfste“. „Es ist wichtig auch zu zeigen, dass Gewalt uns nicht vertreibt und keine Lösung ist. Wir stehen klar und unmissvers­tändlich an der Seite Israels und seiner Sicherheit“, so Nehammer gegenüber der APA. (APA, red.)

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[AFP] Angst vor neuer Eskalation nach dem Attentat in der Altstadt von Jerusalem.

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