Anleger wollen einheitliche ESG-Infos
Eine Erhebung unter Asset Managern und Analysten hat ergeben, dass diese mit den Nachhaltigkeitsberichten der Firmen sehr unzufrieden sind.
Wien. So gut wie jedes größere Unternehmen veröffentlicht heutzutage einen Nachhaltigkeitsbericht. Die Qualität der Berichterstattung zu den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environment, Social, Governance/ESG) lässt laut einer Umfrage des Unternehmensberaters PwC unter institutionellen Investoren aber noch zu wünschen übrig. Nur rund ein Drittel der 325 befragten Asset Manager und Analysten befand die derzeitige ESG-Berichterstattung der Firmen als gut.
Für den Rest sei eher zweifelhaft, ob die Berichterstattung relevante, zuverlässige oder vollständige Informationen liefere. Ein Problem sei vor allem die Vergleichbarkeit der Kennzahlen, die verwendet werden. Einen weltweit einheitlichen Standard für das ESG-Reporting gibt es nicht. Der Studie zufolge seien Investoren auch besorgt, dass Firmen selektiv berichten und nur die für sie vorteilhaftesten Zahlen in die Berichterstattung aufnehmen könnten. Für 74 Prozent der Befragten wären einheitliche Kennzahlen allerdings wesentlich, um eine fundiertere Investitionsentscheidung treffen zu können. Auch um Unternehmen untereinander vergleichen zu können, seien Standards wichtig, sagten 73 Prozent.
Teil der Anlageentscheidung
Trotz dieser Mängel und Unsicherheiten schenken Investoren der ESG-Berichterstattung der Firmen viel Aufmerksamkeit und beziehen diese stark in ihre Analysen mit ein. 83 Prozent der Befragten begrüßen eine detaillierte Berichterstattung über diese Themen, für 80 Prozent ist ESG ein wichtiger Teil der Investitionsentscheidung.
Erwartet wird auch, dass die Themen Teil der Konzernstrategie sind. „ESG wird mittlerweile von den Investor:innen als wesentlicher Teil der Unternehmensstrategie vorausgesetzt. Merken diese, dass hier kein Engagement vorhanden ist, werden sie aktiv. Das kann auch bedeuten, dass sie sich von einem Unternehmen distanzieren und anderswo anlegen“, sagt Peter Pessenlehner, Leiter der Wirtschaftsprüfung bei PwC Österreich, laut Aussendung vom Dienstag.
Rund die Hälfte der Befragten ist laut der Umfrage bereit, sich von einer Firma zu distanzieren, die nicht genug Maßnahmen in Richtung ESG setzt. Und fast 70 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass ESG-Faktoren in die Zielvorgaben für die Vergütung von Führungskräften einfließen sollten.
Ertrag ist wichtiger als ESG
Gleichzeitig sind die Asset Manager bei den tolerierten Ertragsverlusten streng. So würden 49 Prozent für die Verfolgung von ESG-Zielen gar keinen Ertragsverlust in Kauf nehmen, weitere 32 Prozent würden maximal ein Prozent Ertragsverlust in Kauf nehmen.
Die Studie wurde im September 2021 online unter 325 Asset Managerinnen und Asset Managern und Analystinnen und Analysten aus 43 Ländern durchgeführt. Zusätzlich wurden 40 Tiefeninterviews mit Teilnehmern in elf Ländern geführt. (APA)