Die Aufholjagd und ihre Nebengeräusche
Formel 1. Ein überlegener Lewis Hamilton schlägt bei der Katar-Premiere zurück, das Titelrennen mit Max Verstappen ist offener denn je. Auch der Ton hinter den Kulissen wird rauer. „Wir sind bei Mixed-Martial-Arts angekommen.“
Doha. Das Rennen war am Ende eine klare Angelegenheit. Lewis Hamilton fuhr in seinem Mercedes von der Pole-Position, erobert tags zuvor dank einer Fabelrunde, souverän zu seinem 102. Grand-PrixSieg, den ersten in Katar, wo die Formel auf dem Losail International Circuit an diesem Sonntag ihre Premiere feierte.
Zweiter wurde Max Verstappen im Red Bull, das WM-Duell geht also weiter, Verstappens Vorsprung schmolz aber einmal mehr, acht Punkte sind es noch vor den letzten beiden Saisonrennen in Saudiarabien und Abu-Dhabi.
Der WM-Zweikampf und vor allem, was sich dabei abseits der Strecke abspielt, dominierte auch den Renntag in Katar. Denn dieses Mal hatte das Regulativpendel gegen Verstappen ausgeschlagen. Der WM-Führende hatte wenige Stunden vor dem Start eine Strafe kassiert, weil er gelbe Flaggen im Qualifying missachtet hatte, und musste das Rennen vom siebenten statt des zweiten Startplatzes angehen. „Natürlich die falsche Entscheidung“, tönte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. „So etwas eineinhalb Stunden vor dem Rennen zu machen, ist schrecklich.“
Zur Erinnerung: Eine Woche zuvor in Brasilien waren die Regelhüter gleich zweimal mit Disqualifikationen bzw. Strafversetzungen gegen WM-Rivale Hamilton vorgegangen. Der Brite hatte in Interlagos dann trotz allem von Platz zehn aus gewonnen.
Während zwischen Hamilton und Verstappen großteils harte, aber gesunde Konkurrenz herrscht, ist der Ton hinter den Kulissen in Katar immer rauer geworden. Mercedes hatte ein Verstappen-Manöver in Brasilien beeinsprucht um klarzustellen, was im Finish des Titelkampfes erlaubt ist. Teamchef Toto Wolff erklärt: „Wir fahren die Ellenbogen aus, weil es die Regeln nun erlauben. Volle Attacke.“Red Bull drohte nun seinerseits mit einem Protest gegen den Heckflügel der Mercedes, der dem Auto angeblich zu verdächtig hohem Topspeed verhilft.
Schlechte Stimmung herrschte in Katar zwischen den Teamchefs. „Es gibt keine Beziehung. Jeder folgt seinen eigenen Interessen“, meinte Red Bulls Horner. „Es ist das erste Mal, dass Mercedes wirklich gefordert ist. Und es ist spannend, wie die Leute reagieren, wenn sie unter Druck stehen.“
Wolff entgegnete, er habe im Privatleben weit mehr Drucksituation als die derzeitige auszustehen gehabt und stellte klar, dass die Handschuhe herunten sind. „Was als olympisches Boxen begonnen hat, ist zum Profiboxen geworden und jetzt sind wir bei Mixed-Martial-Arts angekommen.“(Red.)