Konzerne spalten sich auf was bringt das überhaupt?
General Electric, Johnson & Johnson und Toshiba spalten sich auf. Anleger können künftig gezielter investieren. Nicht immer ist das sinnvoll.
General Electric reicht es. Das Industriekonglomerat wird sich in den nächsten drei Jahren selbst zerschlagen – und in ein Luftfahrt-, ein Energie- und ein Medizintechnikunternehmen aufspalten. Damit macht man den Weg rückgängig, der vor etwa 20 Jahren eingeleitet worden ist und das damals weltgrößte Unternehmen fast in den Ruin geführt hätte. Der einst von Thomas Edison gegründete Konzern hatte sich mit Übernahmen und schnellem Wachstum überhoben. Seitdem versucht General Electric, sich einiger Altlasten zu entledigen, was sich aber hinzieht. Zuletzt kostete eine Aktie um 77 Prozent weniger als Ende der 1990er-Jahre. Die Ankün digung der Aufspaltung kam an der Börse gut an. Die Aktionäre hoffen, dass die drei neuen Firmen insgesamt mehr Anleger anlocken werden als das Konglomerat. Denn immerhin können Investoren dann gezielt auswählen.
Eine ähnliche Überlegung hegt Johnson & Johnson, das sich in zwei Firmen aufspalten will. Die eine soll rezeptfreie Medikamente und Hygieneprodukte wie „Listerine“-Mundspülung und „Penaten“-Babypuder verkaufen, die andere Krebsmedikamente und den Covid-Impfstoff.
Auch der von einem Bilanzskandal gebeutelte japanische ToshibaKonzern will das Energie- und Infrastrukturgeschäft sowie die Halbleiterund Festplattensparte abspalten. Übrig bleibt das Druckergeschäft. Doch wozu das Ganze? Toshiba steht unter massivem Druck von aktivistischen Investoren, die das Management zu Verän derungen dränge n. Einige sind der Ansicht, dass die Teile an der Börse mehr wert sein könnten als das Ganze. Die Differenz würden sie gern haben. Kritiker hegen Bedenken. Eine Aufspaltung se i nur dann sinnvoll, wenn eine kleine wachstumsstarke Sparte von den anderen gebremst werde. Im Fall von Toshiba schaffe man durch eine Aufspaltung aber nur drei mittelmäßige und mittelgroße Firmen – statt eines Topkonzerns.
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer, der noch immer an der umstrittenen Übernahme des Düngemittelkonzerns Monsanto vor fünf Jahren kiefelt, will einen solchen Schritt nicht setzen. „Der Bereich, auf den wir uns konzentrieren, ist Life Sciences“, sagte Bayer-Chef Werner Baumann kürzlich zu Bloomberg. Die drei Sparten Pharma, Crop Science und Consumer Health fielen darunter.
Wer die Pharmafirma Bayer haben will, muss auch die Agrarfirma Bayer nehmen. Und umgekehrt. Und ist so zu einer gewissen Streuung gezwungen. Aktionäre von General Electric, Johnson & Johnson oder Toshiba werden aber bald stat t einer großen Position zwei bis drei kleine haben. Und sich die Frage stellen, ob sie nicht eine aufstocken und die andere abstoßen sollen. Aber welche? Die mit der höheren Bewertung oder die mit dem faderen Narrativ?
Dass Abspaltungen generell schlechter sind als die Konzerne, von denen sie abgetrennt worden sind, lässt sich nicht sagen. Die Siemens-Aktie ist zwar stärker gestiegen als ihre vor einem Jahr abgespaltene Kraftwerkstochter Siemens Energy. Und Pfizer hat sich da nk seines Covid-Impfstoffs besser entwickelt als die abgetrennte Generikatochter Viatris. Doch die Immofinanz konnte nie mit der 2014 abgespaltenen und später von der Vonovia übernommenen Buwog mithalten. Doch das weiß man vorher nicht. Im Zweifelsfall ist es nicht ganz falsch, alle Positionen zu behalten. So ist man wenigstens besser diversifiziert.
Die abgespaltene Siemens Energy hinkt hinter Siemens her. Doch die Buwog stieg stärker als die Immofinanz.