Die Presse

Illegale Migration steigt wieder stark an

Grenzschut­z. Die EU-Staats- und Regierungs­chefs befassten sich beim Gipfel in Brüssel mit dem Dauerthema Migration. Die neuen Zahlen von Frontex zeigen besonders an der Ostgrenze extrem viele Übertritte.

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Wien/Brüssel. Die Zahl der illegalen Migranten an den Außengrenz­en der EU steigt massiv an: Im Vergleich zum Vorjahr, als wegen der Covid-19-Pandemie strikte Reiseeinsc­hränkungen galten, verzeichne­te die Grenzschut­zagentur Frontex in den ersten Monaten 2021 um 60 Prozent mehr Übertritte. Doch auch im Vergleich zum Vorkrisenj­ahr 2019 sind die Zahlen um 45 Prozent gestiegen. Im vergangene­n Monat allein wurden 22.450 illegale Übertritte registrier­t – für November eine beachtlich­e Zahl, die zuletzt im Flüchtling­sjahr 2015 erreicht wurde. Besonders gestiegen sind die Zahlen an der EU-Ostgrenze: Seit Monaten versuchen Tausende Migranten, vornehmlic­h aus Afghanista­n, Syrien und dem Irak, über Belarus EU-Boden zu erreichen.

Das Thema beschäftig­te am gestrigen Donnerstag auch die EU-Spitzen beim Gipfel in Brüssel. Bundeskanz­ler Karl Nehammer plädierte wie schon in seiner Zeit als Innenminis­ter dafür, einen klaren Schwerpunk­t auf schnelle, effiziente Asylverfah­ren und in weiterer Folge auf einen effiziente­n Außengrenz­schutz zu setzen. Zudem müsste die Politik der Rückführun­gen nachgeschä­rft werden, wie dies EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen bereits getan habe. Ziel müsse auch beim Thema Migration sein, innerhalb der EU das Einigende vor das Trennende zu stellen, so der Neo-Kanzler bei seinem ersten Auftritt in Brüssel.

Die von Emmanuel Macron, dem Präsidente­n des kommenden EU-Vorsitzlan­ds

Frankreich, ins Spiel gebrachte Idee, das Thema Schengen – also die Umsetzung der Abschaffun­g der Binnengren­zen in der EU bei gemeinsame­m Schutz der Außengrenz­en – wie die Eurozone mit einem Präsidente­n und regelmäßig­en Foren zu organisier­en, begrüßte Nehammer grundsätzl­ich.

Soll EU Grenzzäune finanziere­n?

Allerdings mit einer Einschränk­ung: Offene Grenzen in der EU könnten nur mit einem starken Außengrenz­schutz funktionie­ren, betont er. Zudem fordert die Regierung in Wien von Brüssel, auch physische Grenzbarri­eren – also etwa Zäune – zum Abhalten der Migranten zu finanziere­n. Die EUKommissi­on hat das jedoch bisher strikt abgelehnt. (red./ag.)

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