Tödliches Volksschulfest
Australien. Im Inselbundesstaat Tasmanien starben mindestens fünf kleine Kinder, als eine Windbö eine Hüpfburg in die Luft riss und fortblies.
Devonport/Hobart. Polizisten, die zusammengesackt auf dem Rasen sitzen und einander stützen; eine Polizeisprecherin und ein Regierungschef, denen fast die Stimme bricht; blaue Fetzen aus Stoff und Gummi, die von einem Baum hängen – und vom tödlichen Ende eines Volksschulfestes künden: Berichte in australischen TV-Sendern lassen erahnen, welch grauenhaftes Unglück den Inselbundesstaat Tasmanien südlich des Kontinents am Donnerstag (Ortszeit) erschüttert hat. Mindestens fünf Kinder starben bei einem bizarren Unfall mit einer Hüpfburg. Mindestens vier wurden schwer verletzt.
Katastrophe beim Schulschluss
Die Katastrophe trug sich auf einer hügeligen Wiese vor der Hillcrest Primary School in der Stadt Devonport (rund 30.000 Einwohner) an der Nordküste Tasmaniens zu. Die Kinder der Volksschule feierten den Schluss des Schuljahrs und das baldige Weihnachtsfest, wozu man unter anderem eine Hüpfburg aufgestellt hatte. Plötzlich kam um etwa zehn Uhr am Vormittag eine starke Windbö auf, die die Burg samt einer Gruppe von Kindern hoch in die Luft riss, Zeugen zufolge auf mindestens zehn Meter Höhe, das entspricht drei bis vier
Stockwerken. Sie zerriss teilweise, flog etwa 50 Meter weit und fiel samt jenen Kindern, die bis dahin noch nicht zu Boden gestürzt waren, auf einen Baum. Diese Kinder waren bzw. sind fünf bis sechs Jahre alt, zahllose andere Schulkinder, Lehrer, sonstige Anwesende sowie Nachbarn der Schule mussten dem zusehen.
Es kam aus heiterem Himmel
Laut Zeugen und Meteorologen war es zu der Zeit in dieser Gegend des gebirgigen Lands kaum bis mäßig windig, die Sonne schien; es ist Sommer auf der Südhalbkugel. Die Untersuchungen zum Hergang laufen noch. Alles deutet darauf hin, dass die Burg nicht gut genug im Boden verankert bzw. gesichert war. Welche Firma oder Einzelperson sie aufstellte, war australischen Medien nicht zu entnehmen.
Tasmaniens Regierungschef, Peter Gutwein, nannte das Unglück „vernichtend und herzzerreißend“. Er wisse aber, dass die lokale Gemeinschaft in Devonport stark sei. Australiens Premier, der liberalkonservative Scott Morrison, war sichtlich erschüttert: „Kleine Kinder sind an so einem lustigen Tag zusammen, feiern . . . und es wird eine schreckliche Tragödie. Noch dazu in dieser Zeit des Jahres. Das bricht einem das Herz.“Er bete auch im Namen seiner Frau, dass alle Betroffenen über diese grauenvolle Sache hinwegkommen.
Am Zaun der Schule legten viele Bürger Blumen nieder, in einer nahen Kirche gab es eine Gedenkmesse. Tasmanien ist mit gut 550.000 Einwohnern auf rund 68.000 km2 Fläche der kleinste und bevölkerungsärmste Bundesstaat Australiens, abgesehen von den Sonderverwaltungsgebieten.
Bisher kennt man nur wenige ähnliche Fälle. 2015 etwa starben in Estland zwei Kinder, als der Wind eine Hüpfburg fortblies, 2016 in England eine Siebenjährige, als sich die Burg bei Unwetter aus der Verankerung löste und einen Hügel hinunterrollte. (wg/ag.)