Rüge für Direktorin nach Alleingang
Schule. Nach Omikron-Verdacht wurden alle Gymnasiasten heimgeschickt. Eine „problematische“Kommunikation, sagt der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer.
Wien. Der Verdacht auf mehrere Omikron-Fälle unter Schülern des Wiener Piaristengymnasiums – mittlerweile wurde ein erster Fall bestätigt – hatte am Mittwoch die Direktorin veranlasst, die gesamte Schülerschaft bis Weihnachten nach Hause zu schicken. Per Mail ersuchte sie die Eltern, die Kinder nach Möglichkeit bis Weihnachten zu Hause zu lassen.
Und das, obwohl von der Wiener Gesundheitsbehörde (MA 15) nur die drei betroffenen Klassen in Quarantäne geschickt worden sind. Der Alleingang der Schulleitung rief dann am selben Abend die Wiener Bildungsdirektion auf den Plan. Die Eltern der Schüler bekamen ein weiteres Mail von der Schuldirektorin: „Im Auftrag der Bildungsdirektion“teile man mit, dass der Präsenzunterricht doch stattfinde. Die Lehrer unterrichten aus der Klasse, Distance Learning sei möglich.
Die Direktorin habe Dinge an die Eltern kommuniziert, die „problematisch“ gewesen seien, sagte Bildungsdirektor Heinrich Himmer am Donnerstag zur „Presse“. „Eine Entscheidung der Gesundheitsbehörde gegenüber den Eltern anzuzweifeln, das geht nicht“, sagte er. „Das zerstört das Vertrauen in die Institutionen in diesem Land.“Zudem sei eine Empfehlung der Schulleitung, die Kinder zu Hause zu lassen, nicht vorgesehen. „Ich mache die Regeln nicht, mein Job ist es, zu schauen, dass sie eingehalten werden.“
Nur die Gesundheitsbehörde könne gesamte Schulen schließen, sagte Himmer. Die Bildungsdirektion ebenfalls, aber immer in Rücksprache mit dem Gesundheitsamt. „Es muss Gründe dafür geben.“Eine allgemeine Verunsicherung reiche nicht. Schulautonom könne man Schritte setzen wie gestaffelte Beginn- oder geänderte Pausenzeiten, um Durchmischungen zu vermeiden. Auch eine Abstimmung mit den Eltern bezüglich Distance Learning sei legitim. Am Ende hätten jedoch die Eltern die Wahlfreiheit, ob ihr Kind den Präsenzunterricht besucht.
„Es gibt immer wieder Fälle von Schulen, die lieber schließen wollen“, sagte Himmer. In dem Fall halte er Rücksprache mit der MA 15. „Aber als Bildungsdirektor steht mir nicht an, zu sagen, die Gesundheitsbehörde kann das nicht beurteilen.“
Drei Verdachtsfälle
In dem Gymnasium in Wien Josefstadt wurde am Donnerstag der erste Omikron-Fall bestätigt. Vier weitere Schüler standen unter Verdacht, sich mit der Omikron-Variante angesteckt zu haben. Das Ergebnis der Sequenzierung sei allerdings noch ausständig, hieß es aus der MA 15.
Hintergrund des ursprünglichen Vorgehens der Direktorin, die für eine Stellungnahme nicht erreichbar war, dürfte die Sorge über die verschärften Quarantäneregeln bei Omikron gewesen sein. So müssen enge Kontaktpersonen (K1) trotz Impfung für 14 Tage in Quarantäne – ohne die Möglichkeit auf früheres Freitesten.