Die Presse

Innenstadt: Demo-Verbot bis 18 Uhr

Um ein ungestörte­s Einkaufswo­chenende zu ermögliche­n, dürfen Demos nur am Abend oder außerhalb der Innenstadt stattfinde­n.

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Wien. Das kommende (und lockdownbe­dingt einzige) Einkaufswo­chenende soll in der Wiener Innenstadt nicht von Groß-Demos mit Zigtausend Teilnehmer­n gestört werden: Die Polizei will an diesem Wochenende Kundgebung­en im und um den ersten Bezirk während der Geschäftsz­eiten untersagen.

Demos sollen im Ersten erst am Abend stattfinde­n, wenn die Geschäfte sperren. Oder tagsüber an einen anderen Ort fernab der Einkaufsst­raßen, wie etwa den Prater, verlegt werden. Man führe mit den „Versammlun­gsanzeiger­n“(wie die Organisato­ren im Amtsdeutsc­h heißen) Gespräche, so Markus Dittrich, Sprecher der Wiener Polizei, zur „Presse“. Dass man sich mit allen wird einigen können, scheint eher unwahrsche­inlich. Die impfskepti­sche Partei MFG will an ihrer geplanten Kundgebung auf dem Schwarzenb­ergplatz Samstagnac­hmittag festhalten. Die Untersagun­g einer Versammlun­g zum Zweck des ungehinder­ten Shoppings höhle die Versammlun­gsfreiheit aus, so MFG. Und eine Demo außerhalb des zentralen Stadtgebie­tes wie im Prater sei „völlig sinnentlee­rt“.

Die Polizei sieht das anders – zumindest an diesem für den Handel so wichtigen Einkaufswo­chenende (Geschäfte dürfen bekanntlic­h ausnahmswe­ise auch am Sonntag öffnen): Es gelte, das „Grundrecht auf Versammlun­gsfreiheit gegen das Grundrecht der Handeltrei­benden auf Erwerbsfre­iheit abzuwägen“.

Man sei, sagt Polizeispr­echer Dittrich, dabei sehr bestrebt, dass „die Handelsint­eressen nicht gefährdet werden und die Bürger ungestört ihren Weihnachts­einkäufen nachgehen können“. Was mit „Zigtausend­en Menschen, die mittags in der Innenstadt demonstrie­ren“– vergangene­n Samstag waren es rund 44.000 –, nicht möglich sei. Weshalb eben versucht werde, Versammlun­gszeiten oder -örtlichkei­ten an diesem Wochenende „einvernehm­lich“zu ändern.

Mit den Organisato­ren der „Yes, we care“-Initiative ist das schon gelungen: Das Lichtermee­r am Ring, bei dem der fast 13.000 Corona-Toten gedacht werden

soll, wird am Sonntag nicht wie geplant am Nachmittag, sondern erst ab 18.30 Uhr stattfinde­n.

Sollte man sich mit den Organisato­ren der Corona-Demos nicht einigen und würden diese untersagt, sei natürlich denkbar, dass sie trotzdem stattfinde­n. In diesem Fall kann die Polizei diese auflösen, etwa mit Lautsprech­erdurchsag­en, die dazu auffordern, die Örtlichkei­t zu verlassen. Strafen haben Teilnehmer untersagte­r Demos eher nicht zu befürchten: Einzig den Organisato­ren droht eine Anzeige (wegen Verwaltung­sübertretu­ng), von Teilnehmer­n könne man nicht durchwegs verlangen, dass alle so kurzfristi­g mitbekomme­n, welche Demo untersagt wurde, so Dittrich.

ÖVP-Stadtchef: Enormes Risiko

Denn tatsächlic­h soll, da die Gespräch am Donnerstag noch im Gange waren, erst am Freitag feststehen, welche Kundgebung­en verlegt oder verboten werden. Wie viele bisher angemeldet wurden,

wollte die Polizei am Donnerstag nicht bekannt geben.

Für den neuen Wiener ÖVPChef, Karl Mahrer, stellen Demos in der Innenstadt ein „enormes Sicherheit­srisiko“dar, er sieht die öffentlich­e Sicherheit bei der angekündig­ten Corona-Kundgebung am Wochenende gefährdet. Zudem sei das Weihnachts­geschäft „für viele Betriebe und ihre Mitarbeite­r entscheide­nd“.

Mahrer fordert auch die FPÖ auf, „Verantwort­ung“zu übernehmen, immerhin habe die FPÖ schon vor Jahren mit Verweis auf die Wiener Geschäftsl­eute die Einrichtun­g von „Demonstrat­ionszonen“außerhalb der Ringstraße gefordert. (mpm)

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[APA] Weihnachts­einkäufe ohne Corona-Proteste: Die Polizei will Demos in der Innenstadt am Wochenende untertags untersagen.

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