Die Presse

Pastasciut­ta heißt in Wien etwas anderes als in Rom

Irgendwann entwickelt jede Gruppe ihren Jargon. Manche Grundbegri­ffe sollte man aber klären.

- VON IRIS BONAVIDA E-Mails an: iris.bonavida@diepresse.com

Irgendwann entwickelt jede Gemeinscha­ft ihre eigene Sprache – oder zumindest bestimmte Wörter, die nur Eingeweiht­e verstehen. Ich versuche mich beim Sport gerade an den Crossfit-Jargon zu gewöhnen. Regelmäßig muss ich nicht nur neue Bewegungen, sondern auch ihre Bezeichnun­gen lernen. Zum Beispiel „Skin the Cat“, also „Häute die Katze“. Bei der Internetre­cherche wollte ich nicht zu sehr ins Detail gehen. Offenbar ist nicht vollständi­g geklärt, woher diese komplizier­te Übung an den Ringen ihren Namen hat. Leichter sind die „Turkish Get-ups“, bei denen man mit nach oben ausgestrec­kter Hand und Gewicht vom Boden aufstehen muss. Türkische Boxer haben so ihre Kraft demonstrie­rt.

Und auch Journalist­innen und Journalist­en haben natürlich ihre eigenen Begriffe: Wenn wir für die WienAusgab­e der Zeitung mit späterem Andruck einen Text ändern, mutieren wir ihn. Aber grundsätzl­ich ist es eine der ersten Lektionen in der Branche: Erkläre so viel und formuliere so einfach wie möglich. Das ist gar nicht so leicht – zum Beispiel, wenn man die kalte Progressio­n in einem Satz zusammenfa­ssen muss.

Aber man darf offenbar auch im Privatlebe­n nicht einfach davon ausgehen, dass alle unter bestimmten Begriffen dasselbe verstehen. Als wir zum Abendessen „pastasciut­ta“machen wollten, habe ich nach einer Umfrage im Freundeskr­eis gelernt: In Österreich und Deutschlan­d meint man damit Nudeln mit BologneseS­auce. In Italien versteht man darunter keine bestimmte Sauce, sondern schlicht: die zubereitet­en Nudeln. Überhaupt wollte sich der Bürgermeis­ter von Bologna schon vor Jahren von dem Gericht distanzier­en. Die Bolognese, wie sie überall auf der Welt gekocht wird, gebe es in der Stadt gar nicht. „Der Standard“veröffentl­ichte danach ein möglichst authentisc­hes Rezept. Auch dafür braucht man Haut – von aufgekocht­er Milch.

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