Unsichtbare Athletinnen?
Besonders düster: Ein Kapitel mit der Überschrift „Inszenierung der Geschlechter“.
Am Ende war es dann natürlich jene Abrechnung mit der heimischen Medienlandschaft, als die Maria Pernegger ihre Studie ausdrücklich nicht verstanden haben wollte. 88 Prozent der Sportberichterstattung hierzulande seien Athleten gewidmet, nur zwölf Prozent den Athletinnen, heißt es in „Genderbalance in der Sportberichterstattung?“, vorgestellt am Donnerstag im Bundeskanzleramt von Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler und Frauenministerin Susanne Raab.
Ein verheerendes Bild also, mit ebenso verheerenden Folgen für die Sportlerinnen, vor allem auch finanziell. „Sichtbarkeit ist die Werbung des Sports“, erinnert Autorin Pernegger.
Neu ist das nicht, Vereine wie „100 % Sport“oder „Wir Frauen im Sport“weisen längst darauf hin, und ja, in so manchem Qualitätsblatt rennt man damit offene Türen ein. Mitunter lässt sich die Kluft auch erklären, allein der medial allgegenwärtige Männerfußball reißt eine Schere auf, gegen die paritätischer aufgestellte Sportarten wie Ski alpin nicht ankommen. Nicht zu Unrecht verwies ORF-Sportchef Hans Peter Trost auch auf Zigtausende Stunden TV-Livesport, die in der Studie nicht berücksichtigt wurden und wohl tatsächlich ein anderes Bild zeigen würden. (Auch „Die Presse“und „Presse am Sonntag“wurden nicht ausgewertet, übertreffen aber mit immerhin 25-prozentigem Frauenanteil in den Sportredaktionen zumindest den Branchenschnitt von 9,5 % bei Weitem).
Überhaupt scheint manch ernüchternde Zahl der Studie im Zusammenhang zu stehen mit dem hohen Sportanteil im reichweitenstarken sogenannten Boulevard, dessen Sportchefs bei der Präsentation im Bundeskanzleramt fehlten. Vor allem das düstere Kapitel „Inszenierung der Geschlechter“, sprich die sexualisierte Berichterstattung über Athletinnen, sei erwähnt. Doch Abrechnung ist all das, wie gesagt, ja keine.