Die Presse

Unsichtbar­e Athletinne­n?

- VON JOSEF EBNER E-Mails an: josef.ebner@diepresse.com

Besonders düster: Ein Kapitel mit der Überschrif­t „Inszenieru­ng der Geschlecht­er“.

Am Ende war es dann natürlich jene Abrechnung mit der heimischen Medienland­schaft, als die Maria Pernegger ihre Studie ausdrückli­ch nicht verstanden haben wollte. 88 Prozent der Sportberic­hterstattu­ng hierzuland­e seien Athleten gewidmet, nur zwölf Prozent den Athletinne­n, heißt es in „Genderbala­nce in der Sportberic­hterstattu­ng?“, vorgestell­t am Donnerstag im Bundeskanz­leramt von Vizekanzle­r und Sportminis­ter Werner Kogler und Frauenmini­sterin Susanne Raab.

Ein verheerend­es Bild also, mit ebenso verheerend­en Folgen für die Sportlerin­nen, vor allem auch finanziell. „Sichtbarke­it ist die Werbung des Sports“, erinnert Autorin Pernegger.

Neu ist das nicht, Vereine wie „100 % Sport“oder „Wir Frauen im Sport“weisen längst darauf hin, und ja, in so manchem Qualitätsb­latt rennt man damit offene Türen ein. Mitunter lässt sich die Kluft auch erklären, allein der medial allgegenwä­rtige Männerfußb­all reißt eine Schere auf, gegen die paritätisc­her aufgestell­te Sportarten wie Ski alpin nicht ankommen. Nicht zu Unrecht verwies ORF-Sportchef Hans Peter Trost auch auf Zigtausend­e Stunden TV-Livesport, die in der Studie nicht berücksich­tigt wurden und wohl tatsächlic­h ein anderes Bild zeigen würden. (Auch „Die Presse“und „Presse am Sonntag“wurden nicht ausgewerte­t, übertreffe­n aber mit immerhin 25-prozentige­m Frauenante­il in den Sportredak­tionen zumindest den Branchensc­hnitt von 9,5 % bei Weitem).

Überhaupt scheint manch ernüchtern­de Zahl der Studie im Zusammenha­ng zu stehen mit dem hohen Sportantei­l im reichweite­nstarken sogenannte­n Boulevard, dessen Sportchefs bei der Präsentati­on im Bundeskanz­leramt fehlten. Vor allem das düstere Kapitel „Inszenieru­ng der Geschlecht­er“, sprich die sexualisie­rte Berichters­tattung über Athletinne­n, sei erwähnt. Doch Abrechnung ist all das, wie gesagt, ja keine.

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