Ein Kraul-Weltmeister aus Österreich
Schwimmen. Felix Auböck eroberte bei der Kurzbahn-WM in Abu Dhabi in Rekordzeit Gold über 400 Meter Kraul. Es dient dem Olympia-Vierten als Selbstbestätigung – und Antrieb für neue Ziele.
Abu Dhabi/Wien. Felix Auböck hat es geschafft. Was dem so talentierten, austrainierten und gütigen Riesen aus Bad Vöslau bei den Spielen in Tokio noch verwehrt geblieben war, wurde für den 1,97 Meter großen Ausnahmekönner bei der Kurzbahn-WM in Abu Dhabi traumhafte Wirklichkeit. Auböck kraulte über 400 Meter nicht nur zur erhofften Medaille, sondern schwamm in 3:35,9 Minuten auch OSV-Rekord und eroberte WM-Gold.
Damit ist ein Österreicher Weltmeister, der 24-Jährige strahlte und konnte das Geschaffte kaum in Worte fassen. Es ist auch beinah einzigartig, vor Auböck hatte nur mit Markus Rogan (April 2008, 200 Meter Rücken) ein Österreicher die WM – im Kurzbahn-Becken über 25 Meter in Manchester – gewonnen.
Welch ein Kraftakt dieser Auftritt war, dokumentiert die Zeit: Auböck war als Vorlaufschnellster in den Endlauf eingezogen, und da setzte er um, was er der „Presse“nach der Ankunft aus England versprochen hatte: aggressiv sein, sich nicht zuerst Zeit lassen, um seinen Rhythmus zu finden. Der Niederösterreicher (SU Mödling) gab vom Start weg Speed und Atemzüge (jedes zweite Tempo, rechts) vor und flog in 3:35,9 Minuten über das Wasser. Den hohen Stand dazu hatte er in vielen Übungen auch in der Südstadt verinnerlicht.
Der Lohn dieser Knochenarbeit, die
ihn pro Monat 80 und noch mehr Kilometer
im Pool abspulen lässt, ist eine Goldmedaille. Und eine Bestzeit, die Richtwert für alle weiteren Ziele sein muss, sofern man sie auf die Langbahn umzulegen vermag:
Er unterbot seinen eigenen Rekord um 1,58 Sekunden. Das ist in dieser Sportart mehr als nur Welt. Trotzdem. Sein Vorsprung auf den Litauer Danas Rapsˇys betrug nur 0,33 Sekunden.
Der OSV-Star wollte Gold unbedingt „mit persönlicher Bestleistung“schwimmen. Als Selbstbestätigung für Verpasstes in Tokio, als er um 0,13 Sek. an Bronze (400 Meter) vorbeigeschrammt war. Dass in Abu Dhabi vielen Größen der Zunft (etwa alle Australier oder die US-Stars Ledecky und Dressel) fehlten, sie gaben nach Olympia der Regeneration, US-Meetings oder der gut entlohnten ISL-Serie den Vorzug, darf nicht unerwähnt bleiben. Schmälern tut es Auböcks Leistung keineswegs.
Der Riese aus Bad Vöslau
Er war einst von daheim ausgezogen, um seine Karriere als Schwimmer und seine Ausbildung als Student im Ausland voranzutreiben. Er lebte in Berlin, war auf dem Michigan-College und will im Mai 2022 das Masters-Programm für International Relations and
ZUR PERSON
Felix Auböck (*19. Dezember 1996) lebt und studiert derzeit in Loughborough, England. Der Schwimmer, 1,97 Meter groß, wird von der Koryphäe Andrew Manley trainiert. Er schwamm bei der Kurzbahn-WM in Abu Dhabi zu Gold über 400 Meter Kraul. Der Olympia-Vierte von Tokio erfüllte sich damit einen Lebenstraum, seine nächsten Ziele: WM in Fukuoka, die Spiele 2024 in Paris.
Economy an der Universität von Loughborough nahe Leicester abschließen. Andere Techniken, Systeme und die höhere Lage verhalfen ihm zu Erfolgen. Er kletterte trotzdem erst heuer so richtig die Leiter des Erfolgs empor: Im Mai gewann er EM-Silber in Budapest über die 400 m Kraul, im August schaffte er es in drei Olympia-Endläufe. Neben täglichem Studium gab es Training, in den ersten drei Novemberwochen folgte ein Höhentrainingslager in der Sierra Nevada. Seine Grundlage wurde besser, es gab sozusagen mehr Luft und Vision. Denn im Jänner startet Auböck bereits die nächste Mission: Dann beginnt sein Trainingszyklus für die Langbahn-WM in Fukuoka. Und der ganze weite Blick ist längst ausgerichtet, auf die Sommerspiele in Paris 2024.
Lange oder kurze Bahn, Stellenwert da oder Bedeutung mit fehlenden Stars dort: Dieses Gold kann Auböck und dem Schwimmverband keiner mehr nehmen. Ob diese Medaille dazu genutzt werden kann, um wieder so einen Hype zu generieren, wie es einst mit Rogan gelang? Als neues Aushängeschild taugt der sympathische Riese aus Bad Vöslau definitiv.
Das ist Wahnsinn! Du siehst diese Eins bei der WM. Das ist mehr, als ich mir je zu träumen erhofft hätte.
Felix Auböck