Endet die Senkung der Umsatzsteuer?
Steuerpolitik. Ökonomen plädieren dafür, dass die Absenkung der Umsatzsteuer für Gastronomie und Hotellerie ausläuft. Die Wirtschaftskammer sieht das anders.
Wien. Bald kommt der Jahreswechsel, und nach dem bisherigen Plan der Bundesregierung soll dann die temporäre Absenkung der Umsatzsteuer von zehn auf fünf Prozent in der Gastronomie und Hotellerie enden. Geht es nach dem Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts, Gabriel Felbermayr, und einigen anderen Ökonomen soll die temporäre Absenkung wie geplant beendet werden. Mario Pulker, Spartenobmann Gastronomie in der Wirtschaftskammer, setzt sich hingegen vehement für die Beibehaltung ein.
Mittlerweile fordert die Wirtschaftskammer sogar, dass die temporäre Senkung der Umsatzsteuer auch auf andere Branchen ausgeweitet wird, die ebenfalls in den Lockdowns ihre Geschäfte schließen mussten. Die Rede ist etwa von Friseuren, Fußpflegern,
Kosmetikern, Nagelstudios, Masseuren und natürlich auch von Piercern und Tätowierern.
Ganz anders sehen das die führenden Ökonomen und Ökonominnen im Land. Felbermayr, Monika Köppl-Turyna (Eco Austria), Lars Feld (IHS), Christoph Badelt (Fiskalrat) und Tobias Thomas (Statistik Austria) brachten bei einem Treffen mit Finanzminister Magnus Brunner klar zum Ausdruck, dass die Regelung Ende des Jahres wie geplant auslaufen soll. Auf Twitter argumentierte Felbermayr, dass die Absenkung in der Krise „wenig Effekt“habe: Die Entlastung sei schwach, wenn die Umsätze gerade gering seien. Bekanntlich herrschte bzw. herrscht in der Gastronomie und Hotellerie derzeit noch ein Lockdown – das bedeutet viel weniger Umsatz.
Und genau daher sind die Branchenstimmen laut, die Hilfe doch beizubehalten wenn man endlich wieder Umsatz generieren dürfe, da kein Lockdown herrscht. Felbermayr erwartet nach dem Lockdown hingegen eine „starke Nachfrage“, wodurch die „GastroBranche die Umsatzsteuer-Anpassung gut weitergeben kann“.
Gibt „zielgerichtetere Hilfen“
Mit dem Ausfallsbonus und weiteren Hilfen stehen aus Sicht des Ökonomen aber „andere, zielgerichtetere und billigere Hilfen“bereit.
„Wer Pleiten verhindern will, muss uns die Chance geben, im nächsten Jahr noch von den fünf Prozent Umsatzsteuer profitieren zu können“, forderte hingegen der Wiener Kaffeesieder-Obmann Wolfgang Binder. (APA)