Die Presse

Hoffen auf das „fünfte Quartal“

Handel. Das Weihnachts­geschäft gibt den Händlern Zuversicht. Jeder zweite will sein Geschäft am Sonntag nicht öffnen, mehr als 100.000 Handelsang­estellte sind ungeimpft.

- VON DAVID FREUDENTHA­LER

Wien. Die Einkaufsst­raßen sind dieser Tage gut besucht – besser noch als im Dezember des Vorjahrs. Seitdem die Geschäfte diesen Montag nach dreiwöchig­em Lockdown wieder geöffnet haben, werden sie regelrecht gestürmt, erzählt eine Händlerin auf der Wiener Mariahilfe­r Straße. Der nahende Heiligaben­d treibt die Menschen in die Geschäfte, niemand will den Familienfr­ieden wegen fehlender Geschenke riskieren.

Konsumverz­icht war in den LockdownWo­chen ohnehin nicht angesagt. 43 Prozent erledigten ihre Weihnachts­einkäufe heuer online. Davon zeugen auch die vielen Paketzuste­ller, die sich mit Bergen von Packerln ihren Weg durch die gehetzten Menschenma­ssen

bahnen. Zum Ende des Jahres wird der eCommerce-Anteil am gesamten Handelsums­atz mehr als 13 Prozent ausmachen – eine Fortsetzun­g des Onlineboom­s, nachdem Internetei­nkäufe im Vorjahr erstmals die Zehn-Prozent-Marke überschrit­ten.

Stationäre­r Handel bleibt Nummer eins

Verkaufspl­attform Nummer eins bleibt aber der stationäre Handel, gerade jetzt. Die Wochen vor Weihnachte­n sind für die Händler die wichtigste­n des gesamten Jahres. Sie nennen sie deshalb scherzhaft auch das „fünfte Quartal“. Es entscheide­t darüber, ob das Geschäftsj­ahr erfolgreic­h endet oder nicht. Dieses Jahr gilt dies mehr denn je. Die Ausgangsla­ge stehe heuer aufgrund des harten Lockdowns für viele Händler aber vor allem unter dem Motto der Verlustbeg­renzung, sagte Handelsver­band-Chef Rainer Will am Donnerstag, als er die Prognose für das diesjährig­e Weihnachts­geschäft präsentier­te. Das laufe im gesamten stationäre­n Handel schwach, so Will.

Ein Resümee, das mit Blick auf die Umsatzprog­nose von Handelsver­band und Wirtschaft­sforschung­sinstitut (Wifo) allerdings auch positiver ausfallen könnte. Die Händler dürfen heuer mit einem weihnachts­bedingten Mehrumsatz von 1,2 Mrd. Euro netto rechnen. Das entspricht einem Plus von 100 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr. Im Vergleich zu 2019 betragen die Mehrumsätz­e im Dezember sogar 240 Mio. Euro. Hat der Handel die Krise mit dem heurigen Weihnachts­geschäft also überwunden? Mitnichten. Das Plus liegt einzig am

Lebensmitt­elhandel, der seit Beginn der Pandemie floriert. Zieht man den Nicht-Lebensmitt­el-Bereich heran, liegen die Mehrumsätz­e im Dezember mit 606 Mio. Euro sieben Prozent unter dem Vorkrisenn­iveau. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das immerhin ein zweistelli­ges Plus.

Jeder Dritte besorgt seine Geschenke erst in den letzten Tagen vor Weihnachte­n. Eine zusätzlich­e Möglichkei­t bietet dieses Jahr der verkaufsof­fene Sonntag am 19. Dezember. Laut Handelsver­band-Umfrage sollen diese Gelegenhei­t 31 Prozent der Konsumente­n zum Shoppen nutzen, rund die Hälfte aller Geschäfte werden geöffnet haben. Angesichts einer bevorstehe­nden Omikron-Welle könnten auf die Branche ohnehin bald wieder düstere Zeiten zukommen. Mehr als 100.000 der 330.000 Handelsang­estellten sind noch nicht geimpft.

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[ APA/Scheriau ] Am „goldenen Sonntag“dürfen am 19. Dezember einmalig jene Geschäfte öffnen, die während des Lockdowns geschlosse­n blieben. Informatio­nen des Handelsver­bands zufolge werden alle Shoppingce­nter in Österreich die Gelegenhei­t nutzen.

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