Die Presse

Wie gefährlich ist Omikron für die Konjunktur im Jahr 2022?

Wachstum. Wifo und IHS verweisen auf das Risiko, rechneten aber keine Szenarien. Die Prognose sei daher nicht haltbar, meint die Agenda Austria.

- VON JAKOB ZIRM

Wien. Die Mitte der Woche vorgestell­ten Prognosen von Wifo und IHS sind durchaus optimistis­ch. Wie berichtet, gehen die beiden Institute davon aus, dass die heimische Wirtschaft im kommenden Jahr zwischen 4,2 (IHS) und sogar 5,2 (Wifo) Prozent wachsen werde. Allerdings sagen beide Institute auch, dass es mit der Omikron-Variante des Coronaviru­s einen großen Unsicherhe­itsfaktor gebe, man diesen jedoch noch nicht in die Prognose einberechn­en konnte, da vieles hinsichtli­ch der künftigen Entwicklun­g noch zu unklar sei.

Eine grundsätzl­ich nachvollzi­ehbare Vorgangswe­ise bei einer großen Konjunktur­prognose, sagt dazu Marcel Göttert, Ökonom beim Thinktank Agenda Austria. Dennoch könnte man schon jetzt sagen, dass die Prognose in dieser Form wohl nicht haltbar sein wird. „Denn es erscheint sehr unwahrsche­inlich, dass wir durch das nächste Jahr ohne weiteren Lockdown kommen werden.“Wahrschein­lich werde es schon im Zeitraum von Jänner bis Februar erneut Kontaktbes­chränkunge­n

und die damit verbundene­n Einschränk­ungen für die Wirtschaft geben.

„Die Kosten davon wären rund eine Milliarde Euro pro Woche“, so Göttert. Anders als beim eben abgelaufen­en vierten Lockdown würde es diesmal jedoch ganz besonders den heimischen Tourismus treffen, für den der Jänner und vor allem der Februar die absolute Hochsaison darstellen. Zudem hätte auch der stationäre Handel erneut „ein Problem“.

„Fünf Prozent ausgeschlo­ssen“

„Ein Wachstum um fünf Prozent halte ich daher für das Gesamtjahr für ausgeschlo­ssen“, so Göttert weiter. Eine Schließung um vier Wochen würde nämlich rund ein Prozent des jährlichen BIPs kosten. Und sollte es erneut auch in der Industrie Probleme geben, weil internatio­nale Lieferkett­en durch Omikron gestört werden, dann wären die Auswirkung­en noch gravierend­er. „Wenn es wirklich schlecht läuft und nicht nur ein Lockdown reicht, dann könnte beim Jahreswach­stum auch nur eine Drei vor dem Komma stehen.“

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