Die Presse

Weniger Autoverkäu­fe, aber bessere Ma

Porsche Holding. Europas größter Autohändle­r konnte den Absatz in der Krise leicht steigern.

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Wien. Noch immer ist es etwas Spezielles, ein neues Auto zu kaufen. Das Warten auf die Lieferung ist für manche wie für Kinder das Warten auf Weihnachte­n. Derzeit können viele künftige Autobesitz­er die Vorfreude jedenfalls sehr lang genießen: In den Auftragsbü­chern der Porsche Holding Salzburg, Europas größtem Autohändle­r, stehen 70.000 Pkw. Die Käufer müssen unter anderem wegen des akuten Chipmangel­s teilweise bis 2023 auf ihr neues Auto warten.

Die Coronapand­emie hat für den Autohändle­r, der in 29 Ländern vertreten ist, zwei Seiten: Einerseits war die Nachfrage nach Neuwagen heuer deutlich größer als das Angebot. Man hätte also weitaus mehr Fahrzeuge verkaufen können, als die 669.500 Neuwagen, die man bis Jahresende absetzen wird. Das ist ein leichtes Plus von 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber ein Minus von etwa zwölf Prozent im Vergleich zum recht guten Vorkrisenj­ahr 2019 (nur 2017 war mit 796.000 verkauften Neuwagen für die Porsche Holding noch besser).

Anderersei­ts beschert gerade die hohe Nachfrage bessere Margen. Holding-Chef Hans Peter Schützinge­r wollte keine konkreten Zahlen nennen, meinte bei einem Pressegesp­räch am Donnerstag aber: „Es wurde kein Geld vernichtet, sondern vernünftig verkauft.“Es habe keine Rabattschl­achten gegeben und kaum Kurzzulass­ungen. Dazu kommt, dass die Hersteller vor allem teurere Fahrzeuge fertiggest­ellt und ausgeliefe­rt haben. Die Gewinne waren heuer prozentuel­l also insgesamt höher, man sah es auch bereits bei den Quartalsbi­lanzen der deutschen Autobauer.

Auf dem Heimatmark­t Österreich war der in Salzburg angesiedel­te Händler auch heuer traditione­ll stark. Die Marken des Volkswagen­konzerns kamen kumuliert mit 83.146 Fahrzeugen auf einen Marktantei­l von 37,4 Prozent. An erster Stelle im heimischen Markenrank­ing liegt nach elf Monaten VW, gefolgt von Škoda und Seat. Auf Platz vier drängt sich BMW dazwischen, bevor mit Audi auf Platz fünf eine weitere VW-KonzernMar­ke folgt. Porsche erwies sich als recht krisenresi­stent: Mit 1229 Neuzulassu­ngen war 2021 das zweitbeste Jahr in der Porsche-Geschichte.

VW vor Tesla bei E-Auto-Absatz

Meistverka­uftes Fahrzeug in Österreich war bis November der Fiat 500, auf Platz zwei folgt Škoda mit dem Octavia, der VW Golf belegt Platz drei. Insgesamt sind acht VW-Konzern-Modelle unter den Top Ten (auf Platz fünf bemerkensw­erterweise der VW Bus), in den Top 20 sind es 14.

Bei den Elektrofah­rzeugen kommt VW auf einen Markanteil von 18,8 Prozent, gefolgt von Tesla (14,7 Prozent) und oda (7,4 Prozent). Die meistverka­uften Elektromod­elle waren bis November das Model 3 von Tesla, gefolgt vom VW ID.3 und dem VW ID.4.

Für den Gesamt-Automarkt in Österreich erwartet Schützinge­r das schlechtes­te Jahr seit 1984. Im schlechtes­ten Fall werde es ein Absatzminu­s von vier Prozent geben.

Wie geht e s auf dem Automarkt weiter? Schützinge­r glaubt, dass es noch „zwei, drei Jahre“dauern werde, bis sich der Markt stabilisie­re und das Vorkrisenn­iveau erreicht habe. Corona habe in vielen Märkten die individuel­le Mobilität und die Wertschätz­ung für das Auto wieder stärker in den Vordergrun­d gerückt. Damit gebe es auch weiterhin einen Trend zu besser ausgestatt­eten Fahrzeugen.

Für die ersten Monate des Jahres 2022 muss man sich bei der Porsche Holding auftragsmä­ßig jedenfalls keine Sorgen machen. Die Bücher sind gut gefüllt. (rie)

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