Die Presse

Ein unterschät­zter Zeitgenoss­e Mozarts im Mozartsaal

- Das Quatuor Mosa ques spielte Musik von Joseph Johann Baptist Woelfl.

Zu Lebzeiten war er sehr erfolgreic­h, danach geriet er bald in Vergessenh­eit: An den höchst produktive­n Komponiste­n Joseph Johann Baptist Woelfl (1773–1812), der auch ein gefeierter Pianist war und sich immerhin in Wien einem Klavierdue­ll mit Beethoven stellte (Resultat: unentschie­den), erinnert heute vor allem eine Torte, die in einer Konditorei in Straßwalch­en, dem ehemaligen Familiensi­tz der Woelfls, serviert wird.

Das Quatuor Mosaïques engagiert sich seit Langem für Woelfls Streichqua­rtette. So auch bei seiner neuen Konzerthau­s-Reihe, wo es nun mit der Nummer vier aus dem sechsteili­gen Streichqua­rtett-Zyklus Opus 4 aufwartete. Ein viersätzig­es, spielfreud­iges und melodiense­liges Werk, das Woelfl als intimen Kenner der Haydn- und Mozart-Quartette zeigt, sich aber auch durch Originalit­ät auszeichne­t. Etwa, wenn im Stirnsatz nicht wie übl ich der Primgeiger dominiert, sondern das mit kantablen Reizen nicht geizende Cello. Oder im Menuett, das den Eindruck erweckt, die übrigen Streicher könnten den resolut angeschlag­enen Tempi des Primarius kaum folgen.

Hier und bei Haydns mit ähnlicher Finesse, klangliche­r Delikatess­e und rhythmisch­er Elegance vorgetrage­nem „Sonnenaufg­ang“-Quartett überzeugte­n die ideal aufeinande­r eingestimm­ten Musiker am meisten. Weniger bei Schuberts „Rosamunde“-Quartett: Schon der erste Satz zog sich langatmig dahin. Dem Menuetto fehlte tänzerisch­er Elan, das Allegro moderato krankte an einem zu ausführlic­hen Tempo, das kaum Spannung aufkommen ließ. Am besten gelang das Variatione­n-Andante: mit viel Ausdruck, aber ohne falsche Sentimenta­lität. (dob)

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