Fulminanter Tschaikowsky unter Adam Fischer
Leonidas Kavakos und die Symphoniker im Musikverein.
Eine Sternstunde: das Tschaikowsky-Violinkonzert in fulminanter Aufmachung, fesselnd musikalischer Durchdringung und in atemberaubendem Gleichklang aller Beteiligten – just im Musikverein, dem Ort sei ner Uraufführung. Solist Leonidas Kavakos darf mit seiner fast grenzenlosen Ausdruckskraft und seinem ungefährdeten handwerklichen Rüstzeug als das geigerisch rezente Maß aller Dinge gelten. Bei allem virtuosen Zuschni tt behält er die Übersicht über das Ganze, hat zugleich Mut zur inhaltlichen Attacke. Als Bonus: das Largo aus Bachs C-Dur-Sonate in entrückter Schönheit.
Dirigent Adam Fischer sekundierte mit explosivem Temperament und G’spür für gemeinsames Atmen. Die Symphoniker in Hochform waren hellwach ganz bei der Sache. In der langen Aufnahmegeschichte dieses Konzerts gibt es ein Beispiel für ein derart eingeschworenes Tandem von Solist und Dirigent: Zino Franscescatti und Dimitri Mitropoulos im New York der Fünfzigerjahre.
Heute klingen die Symphoniker selten besser, klangschöner und wienerischer als unter dem Swarowsky-Schüler Adam Fischer. Paprika statt Schmalz auch bei Brahms’ e-Moll-Symphonie: Hier hat gar das Elegische Struktur und Biss, nichts verrinnt wie in Wasserfarben, flotte Form und Kontur bestimmen die Brahms’schen Instrumentationskünste.
Hinter den Kulissen hört man immer wiede r, Adam Fischer hätte unlängst gute Karten für den Posten des SymphonikerChefdirigenten gehabt. Er wäre wohl eine exzellente Lösung gewesen. Der Intendant, der den Status quo zu verantworten hätte, hat sich indes längst aus dem Staub gemacht . . . (wagü)