„Obdachlose haben trotzdem Hunger“
Hilfe. Die Pandemie hat vieles schwieriger gemacht. Der Canisibus liefert unverdrossen Suppe an Bedürftige. Hygiene ist wichtig – aber auch, dass jeder eine Schüssel in die Hand bekommt.
Wien. Obdachlosigkeit gibt es auch in der Pandemie. Zum Teil ist es für Betroffene noch schwieriger, weil so manche Einrichtung den Betrieb reduziert oder sogar ganz heruntergefahren hat.
„Zumindest im ersten Lockdown haben wir das sehr stark bemerkt“, sagt Josef Heinzl. Der Koordinator des Canisibus der Caritas musste anfangs mit Ausfällen kämpfen – viele Freiwillige fielen aus. „Aber Obdachlose haben trotzdem Hunger.“Also sei man trotz Pandemie laufend mit dem Bus unterwegs gewesen, der Obdachlosen in Wien Suppe bringt.
Abstand bei der Ausgabe
Ganz am Anfang, da sei die Verunsicherung besonders groß gewesen. „Im ersten Lockdown sind die Nerven blank gelegen“, meint Heinzl. Da habe man unter anderem einen eigenen Tisch aufgestellt, auf dem die Helfer die Suppe abstellten, und die Obdachlosen konnten sie sich von dort abholen. Damit eben der direkte Kontakt zwischen diesen beiden Gruppen verhindert oder zumindest möglichst verringert wurde. Dazu wurden Schilder aufgestellt, auf denen stand, dass man Abstand halten muss, und welche Regeln nun gelten.
„Da war viel Geschick gefragt.“Weil die Begegnungen beim Bus für die Betroffenen wichtig sind – es geht nicht nur um die Suppe selbst, es geht auch um manche Geste. Und so hätten sich viele Obdachlose beschwert, dass sie den Teller mit der Suppe nicht mehr direkt in die Hand bekamen. „Aber gerade das hätten sie als wichtig empfunden.“
Mittlerweile ist – egal ob gerade Lockdown gilt oder nicht – wieder so etwas wie Normalität eingekehrt. Wenn auch mit gewissen Einschränkungen. Zwar bekommt nun jeder Obdachlose den Teller wieder direkt in die Hand. Doch wenn es etwa um Gewürze geht, ist es komplizierter geworden. Salz- und Pfefferstreuer stehen aus hygienischen Gründen nicht mehr auf dem Tisch – stattdessen werden bei Bedarf Säckchen ausgegeben.
Während des ersten Lockdowns ging man auch dazu über, Einweggeschirr zu verwenden. So nutzte man etwa Fehlchargen von Joghurtbechern, die von Unternehmen gespendet wurden, als Behälter für die Suppe. „Als man dann gemerkt hat, dass das Virus vor allem über die Luft übertragen wird“, sagt Heinzl, „sind wir wieder auf Mehrweg umgestiegen.“Bis zu 400 Gäste pro Tag werden betreut – ebenso viele Schüsseln und Löffel werden gebraucht. Was zuletzt ein Problem war, weil der Geschirrspüler einging, mit dem all das Besteck und Geschirr gereinigt wird.
„Und das mitten im Betrieb.“Was bedeutete, dass man zum Teil händisch spülen musste, aber auch, dass man zu anderen Einrichtungen ausweichen musste – die Canisibus-Küche ist im Keller des Caritas-Hauses für junge Wohnungslose in Ottakring untergebracht, und so fuhr man das Geschirr quer durch das ganze Gebäude. „Wir haben dann ein kleineres und älteres Gerät aus dem Lager revitalisiert“, sagt Heinzl. Aber das reiche für die Bedürfnisse der Einrichtung halt nicht aus.
5000 Euro aus Spenden
Also muss ein neues Gerät angeschafft werden – um etwa 5000 Euro, die man aus Spenden finanzieren muss. So wie auch die ganze Canisibus-Aktion ausschließlich von Spendern getragen wird. Das nächste Projekt ist dann übrigens ein Elektrobus, den man von einem Hersteller gesponsert bekommt. Gerade für kurze Strecken sei der die beste Lösung, meint Heinzl. So hat man zumindest ein Fahrzeug, das ohne fossile Brennstoffe auskommt – damit man bei der Betreuung von Obdachlosen auch aufs Klima schaut.
Spendenaktion: Caritas der Erzdiözese Wien, IBAN: AT47 2011 1890 8900 0000, BIC: GIBAATWWXXX, Verwendungszweck: Canisibus. Dieser Ausgabe liegt ein Spenden-Erlagschein bei.