Die Presse

Nervenzell­en bremsen ihre Nachbarn

- Das Gehirn trennt so ähnliche Muster am besten.

Ist das eine schwarze Katze oder ein Panther? Unser Gehirn muss den Unterschie­d in Windeseile erkennen, denn Erste können wir streicheln, vor Zweitem müssten wir fliehen. Von der Gestalt und Farbe her ähneln sich Katze und Panther, doch die Größe ist entscheide­nd. In der Neurobiolo­gie spricht man von Mustertren­nung: Wie schafft das Gehirn, so ähnliche Muster doch auseinande­rzuhalten, damit wir nicht auf den Panther zugehen und ihn kraulen wollen?

Ein Team um Peter Jonas am Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneu­burg forscht am Gehirn und seinen Fähigkeite­n, Muster korrekt einzuordne­n. Es verbindet Untersuchu­ngen am Rattengehi­rn mit digitalen Modellen der Nervenzell­en und Synapsen. Bisher basierten solche Computermo­delle auf Miniaussch­nitten der Hirnregion, bildeten also höchsten die Aktivität von zehn bis 1000 Neuronen ab. Für eine Studie von Erstautor Jose Guzman erschuf das Team nun eine Simulation von 500.000 Nervenzell­en, die alle miteinande­r wechselwir­ken. So viele „Körnerzell­en“stecken nämlich im echten Gyrus dentatus, der ein kleiner Teil des Hippocampu­s im Rattenhirn ist. An dem Modell testeten die Forscher eine Reihe von Ideen, wie die Mustertren­nung dort abläuft (Nature Computatio­nal Science, 16. 12.).

Kontraste gut verstärken

Von allen Herangehen­sweisen war die Hemmung von benachbart­en Zellen die erfolgreic­hste: Ähnlich wie in der Netzhaut im Auge eine Kontrastve­rstärkung klappt, hemmen auch Körnerzell­en im Hippocampu­s ihre direkten Nebenzelle­n, um das eine Muster vom anderen besser zu unterschei­den. Nun sollen Einblicke in die echten Mäuse- und Rattenhirn­e dieses digitale Modell auf seine Richtigkei­t prüfen. (APA/vers)

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