Zwischen Muse und Museum
Anfang des 20. Jahrhunderts suchte der junge Mann Kontakt zu seinem Vorbild, und tatsächlich sollte er für ihn ein Mentor und ein väterlicher Freund werden. Fast zeitgleich bezog der junge Mann seine neue Werkstatt, und bald darauf nahm er erstmals an einer Ausstellung teil.
Aufgrund seiner Werkstücke, die nicht nur Bewunderer hervorriefen, wurde er eines Tages verhaftet – ihm wurden „Entführung“und „Schändung“Minderjähriger vorgeworfen. Seine Muse und zwischenzeitliche Geliebte, die angeblich zuerst bei seinem Mentor gearbeitet hatte, war eine der wenigen, die an seine Unschuld glaubten; sie brachte ihm seine Sachen ins Gefängnis und engagierte einen Anwalt. An einen Vertrauten schrieb er: „Von meinen Nächstbekannten rührte sich niemand außer ihr, die ich damals kurz kannte und die sich so edel benahm, dass mich dies fesselte.“
Dennoch heiratete der Mann wenige Jahre später eine andere Frau: eine Wienerin aus gutem Hause, die im Nachbarhaus wohnte. Ziemlich dreist soll er beim letzten Treffen mit seiner Muse vorgeschlagen haben, einmal im Jahr zu dritt auf Urlaub zu fahren. Wenig überraschend lehnten beide Frauen ab – keine wollte eine Dreiecksbeziehung.
Nur vier Tage nach der Heirat wurde der Mann zum Kriegsdienst eingezogen. Nach seiner Grundausbildung und mehreren Versetzungen kam er 1917 zurück nach Wien, wo er als Schreiber beschäftigt war. Wiederum hatte er Glück: Oft erlaubten wohlwollende Vorgesetzte ihm sein künstlerisches Tun.
Da er sich trotzdem fehlbesetzt fühlte, verfasste er folgendes Ansuchen: „Meine Beschäftigung entspricht nicht meiner Qualifikation. Ich glaube, dass die Möglichkeit für mich bestünde, im Heeresmuseum eine angemessene Beschäftigung zu finden, sodass meine Kräfte nicht brachliegen müssen und ich dem Vaterlande nützen könnte.“Bald darauf wurde er beauftragt, Werke für die „Kriegsausstellung 1917“auszusuchen, und für sechs Monate war er zum Heeresmuseum abkommandiert, wo er Ausstellungen mitorganisierte – und erneut seiner Malerei nachgehen konnte.