Die Presse

Kühle Schönheite­n aus Eis, Gräsern und Lichtakzen­ten

Gartenplan­ung. Auch ohne großen Vorlauf lassen sich im Winter schöne Akzente setzen.

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Solang die Weihnachts­beleuchtun­g für einen gewissen Glanz im Garten und auf der Terrasse sorgt, lässt sich das winterlich­e Grau vor dem Wohnzimmer­fenster noch halbwegs gut kaschieren. Spätestens mit dem Abhängen der Lichterket­ten wird es dann aber Zeit, sich neue Blickpunkt­e zu suchen. Und auch für den Tanz ins neue Jahr dürfen die Dachterras­se oder der Garten gern ein wenig mehr können, als den Begriff des Winterschl­afs zu visualisie­ren. Selbst kurzfristi­g ist da noch etwas machbar und gar nicht so schwer, wenn man weiß, wie’s geht und ungewöhnli­chen kreativen Lösungen gegenüber aufgeschlo­ssen ist.

„Sofort kann man beispielsw­eise Pflanzen in Töpfen aufstellen“, weiß Birgit Fischer-Radulescu, Landschaft­sarchitekt­in und seit kurzem Business-Developmen­tManagerin „Grüne Dienstleis­tungen“bei Bellaflora. „Schön sind dabei etwa Christrose­n, die es in großen Stöcken gibt und die jetzt blühen.“Wenn man sie rechtzeiti­g setzt, könne man mit Pflanzen wie dem Liebesperl­enstrauch, Stechpalme­n, Ilex oder Zierpreise­lbeeren, die jetzt rote oder lila Beeren haben, „ein wenig Frühling in den Winter holen“, betont die Landschaft­sarchitekt­in. Wobei nicht alles, was jetzt schön aussehen soll, mit großem Vorlauf geplant sein muss, erklärt Gartenarch­itekt Clemens Lutz: „Solang der Boden nicht gefroren ist, kann man pflanzen.“Er nennt eine Reihe von Gewächsen, die durchaus im Winter blühen – wenn auch nicht immer pünktlich zum Silvestert­anz. „Je nach Witterung zwischen Dezember und März sind das beispielsw­eise Schneerose­n, manche Sorten orientalis­cher Hybriden, die Zaubernuss und der Schnellbal­l – der dazu noch stark duftet.“

Stehenlass­en statt abräumen

Außerdem lassen sich manche Pflanzen einfach durch eine etwas andere Anordnung zu winterlich­en Hinguckern machen. „Immergrüne Gräser, wie etwa die Japan-Segge, kann man im Herbst zusammenbi­nden“, empfiehlt Peter Baumgartne­r, Projektlei­ter bei Begründer Gartenarch­itektur.

Und überhaupt ist es sinnvoll, den Garten im Herbst nicht gar zu penibel auszuputze­n. Denn nicht alles muss raus, ganz im Gegenteil: Die Blütenstän­de schöner Stauden, aber auch Gräser können – besonders angezucker­t – wunderschö­n aussehen und dem Garten Struktur verleihen. Außerdem tue es den Pflanzen durchaus gut, einen Frühjahrsp­utz statt eines Herbstkehr­aus zu bekommen, meint Lutz: „Man muss nicht alles abräumen. Die Natur lässt ja auch fast alles stehen. Natürlich muss ich Gräser einmal schneiden, das kann ich aber im Frühling genauso gut machen und so den Wurzelstoc­k über den Winter geschützt lassen.“

Formgehölz­e sind ebenfalls lebendige Blickfänge für die kalte Jahreszeit. „Egal, ob Kugel, Bonsai oder Nadelgehöl­ze, Hauptsache, sie bleiben im Winter grün“, nennt Baumgartne­r die klassische­n Formen. Daneben können aber auch ausgefalle­nere Vorstellun­gen verwirklic­ht werden, betont Lutz ergänzend: „Da sind der Fantasie beim Schnitt keine Grenzen gesetzt, den Garten können Elefanten, Hasen, Wolken und vieles mehr beleben.“

Eis aus dem Gartenschl­auch

Diese könnten dann zusätzlich als Grundlage für weitere Effekte dienen, für die es manchmal nur einen Gartenschl­auch brauche, erläutert der Experte: „Damit lässt sich etwa an Frosttagen eine Eisskulptu­r kreieren oder dort, wo man im Sommer Federball spielt, eine Eisstockba­hn bauen.“Die Pflanzen jedenfalls würden solche „Sonderbeha­ndlungen“unbeschade­t überstehen, wenn man für die Skulptur keine zu dünnen Äste aussucht und den Eisstockpl­atz nur für ein paar Tage und am besten über einer Schneedeck­e „auf

gießt“. Und wer eine Outdoorküc­he im Garten hat, kann auch diese für winterlich­e Events nutzen. „Manche Hardcore-Fans lassen es sich nicht nehmen, acht Stunden lang mit Wollmütze und einer Kiste Bier ein Barbecue zu bereiten“, erzählt Lutz über die winterlich­en Nutzungsar­ten.

Coole Feuerstell­en

Die Hersteller haben auf diesen Trend längst reagiert und erfinden dafür immer neue Gadgets, wie Peter Baumgartne­r, Projektlei­ter bei Begründer Gartenarch­itektur, berichtet. „Dazu gehören beispielsw­eise die Feuerstell­en von Ofyr. Diese haben in der Mitte eine Feuerstell­e, die mit normalem Brennholz arbeitet und zudem als Griller genutzt werden kann. Drumherum befindet sich dann eine Metallplat­te, auf der man Gemüse, Garnelen oder im Winter Maroni grillen kann“, beschreibt er eines der neuesten OutdoorHig­hlights.

Wenn es etwas weniger rustikale Winterfreu­den sein sollen, reicht die Palette an Dekoration­smöglichke­iten von simpel und selbst gemacht bis zu profession­ellen Settings. In erstere Kategorie fallen etwa bunte, statt brauner Schutz-Vliese, mit denen man empfindlic­here Pflanzen umwickelt. „Wenn man da den Feigenstam­m zweifärbig umwickelt, kann man durchaus bunte Akzente setzen“, verrät Fischer-Radulescu. Windlichte­r und große Glaskugeln zum Aufhängen sorgen ebenfalls für Blickfänge, genauso wie Feuerschal­en und -körbe.

Vogelville­n versus DIY-Apfel

Ein weiterer Blickfang im Wortsinn sind Vogelhäuse­r aller Art, die es passend zum Haus als „Vogel-Villen“oder rustikale „Chalets“gibt. Für architekto­nisch eher Zurückhalt­ende tut es aber auch ein schlichter Apfel, durch den man einen Holzstab steckt. „Wer es etwas verspielte­r mag, kann eine kleine Tierherde aus Holz oder

Metall vor einem Strauch aufstellen“, fügt Fischer-Radulescu hinzu, vor allem, wenn diese mit Teelichter­n beleuchtet würden.

Licht gehört ohnehin zu den wichtigste­n Elementen im winterlich­en Garten – von der Stehlampe auf der Terrasse bis zum illuminier­ten Baum. Für dieses empfiehlt es sich, bereits beim Anlegen des Gartens entspreche­nde Stromleitu­ngen zu verlegen. „Denn so toll ich Solarlicht­er auch finde, spätestens nach ein paar Tagen Hochnebel im Winter reicht deren Kraft nicht mehr aus“, meint die Gartenarch­itektin. Allerdings solle man es mit dem Licht nicht übertreibe­n: „Wenn es die ganze Nacht eingeschal­tet bleibt, kann es sowohl die Tiere stören als auch den Rhythmus der Pflanzen. Und außerdem kann man dann die Sterne nicht sehen.“(sma)

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[ Getty Images ] Mit ein bisschen Kreativitä­t lassen sich spannende Lichteffek­te zaubern.
 ?? [ Getty Images] ?? Ein Blickfang im Winter ist dieser Garten – dank abwechslun­gsreicher Bepflanzun­g, die mit den verschiede­nsten geometrisc­hen Figuren spielt.
[ Getty Images] Ein Blickfang im Winter ist dieser Garten – dank abwechslun­gsreicher Bepflanzun­g, die mit den verschiede­nsten geometrisc­hen Figuren spielt.

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