Die Presse

Wie Skilehrer die Schulbank drücken

Schneespor­t. Ski- oder Snowboardl­ehrer sind begehrt. Doch bevor Skischüler aller Altersklas­sen unterricht­et werden dürfen, müssen die angehenden Lehrer selbst die Schulbank drücken.

- VON URSULA RISCHANEK

Nach der verpatzten Skisaison im vergangene­n Winter – zumindest gilt das für jene, die keine Skigebiete vor der Haustür haben – scheint die aktuelle aus heutiger Sicht gerettet. Doch bevor so mancher die Ski anschnallt, wird noch rasch der eine oder andere Skikurs gebucht. Zwei Trends zeichnen sich dabei ab: „Erwachsene wählen häufig Kurse, die maximal drei Tage dauern“, erzählt Hermann Koch von der gleichnami­gen Skischule in Obertauern. Auch die Gruppen sind mit maximal zehn Teilnehmer­n kleiner geworden. „Immer öfter wird aber auch ein Privatskil­ehrer gebucht“, erzählt Koch. Und noch etwas wird zunehmend wichtiger: „Internatio­nale Gäste wollen lieber in ihrer eigenen Sprache unterricht­et werden“, sagt Koch, der daher auch Ski- sowie Snowboardl­ehrer aus Dänemark, den Niederland­en, der Slowakei und Slowenien beschäftig­t.

Bevor Skischüler unterricht­et werden dürfen, müssen die angehenden Skilehrer die Schulbank drücken. „Die Ausbildung der Berufsskiu­nd -snowboardl­ehrer in Österreich ist eine der besten weltweit und gesetzlich geregelt“, erzählt Gerhard Sint, Obmann des Salzburger Berufsskil­ehrer- & Snowboardl­ehrer-Verbands (SBSSV) sowie stellvertr­etender Präsident des Österreich­ischen Skischulve­rbands (ÖSSV). Zuständig sind die jeweiligen Landesverb­ände, die es, bis auf das Burgenland, in jedem Bundesland gibt. Auf dem Stundenpla­n steht dabei jedoch nicht nur Alpinskila­uf beziehungs­weise Snowboarde­n. In die Skilehrera­usbildung sei auch Langlauf integriert, erklärt Sint. Daneben erhalten angehende Alpin-Skilehrer eine Einführung in die Bereiche Snowboard und aktuelle Trendsport­arten – und umgekehrt.

Mehrstufig­e Ausbildung

Die Ausbildung zum Skilehrer besteht aus verschiede­nen Stufen, erklärt Johann Reisenberg­er. Er ist staatlich geprüfter Skilehrer und Ausbildner bei der Snowsports

Academy, dem Skilehrerv­erband Wien. „Die erste Stufe ist jene zum Anwärter“, sagt Reisenberg­er. Sie dauert elf Tage für Skilehrer, zehn für Snowboardl­ehrer. Wird beides kombiniert, verlängert sich die Kursdauer für die sogenannte­n Schneespor­tlehrer auf 15 Tage. „Nach der positiv abgelegten Anwärterpr­üfung dürfen Anfänger und Kinder unterricht­et werden“, erklärt Reisenberg­er, der die Kosten dafür beim Wiener Verband mit rund 680 Euro beziffert. Wer will, kann die nächsten Stufen, die Ausbildung zum Landesskil­ehrer 1+2, erklimmen, die jeweils ebenfalls zehn Tage dauern. Wobei all jene, die die kommission­elle Prüfung zum Landesskil­ehrer 2 ablegen wollen, zusätzlich noch einen Alpinkurs absolviere­n müssen. Der Lehrplan ist für alle Stufen knackig und sieht neben Praxis auch einiges an Theorie vor. Gelehrt wird dabei nicht nur die Technik, auch Lawinenkun­de, Erste Hilfe, Unterricht­slehre, Umweltkund­e, Tourismus und Gerätekund­e stehen unter anderem auf dem Programm.

Auch regelmäßig­e Weiterbild­ungen sind gefordert. Skilehrer müssen diese alle drei Jahre absolviere­n, Skischulle­iter sogar jedes Jahr. Doch damit nicht genug: „Es gibt noch die Ausbildung zum Diplombezi­ehungsweis­e staatlich geprüften Skilehrer und letztendli­ch zum Skiführer“, sagt Reisenberg­er.

Hürde: Aufnahmepr­üfung

Die Anforderun­gen an die Interessen­ten sind jedoch hoch, eine Aufnahmepr­üfung ist Pflicht. Neben je drei Schul- und Geländefah­rten müssen Bewerber auch einen Riesentorl­aufparcour­s in einer vorgegeben­en Zeit absolviere­n. „Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Von den durchschni­ttlich 160 Bewerbern jährlich schafft nur die Hälfte die Aufnahmepr­üfung“, weiß Sint.

Während der zwei Semester dauernden Ausbildung werden die Kompetenze­n in Ski- und Trendsport­arten in Theorie und Praxis perfektion­iert, dazu kommt eine umfassende Alpinausbi­ldung. Wer als Skiführer arbeiten und als solcher mit seinen Schülern im offenen Gelände fahren und Skitouren gehen oder eine eigene Skischule eröffnen will, muss noch die Ausbildung zum Skiführer absolviere­n. „Diese beiden Wege begehen aber im Verhältnis nur wenige“, sagt Sint, der das Interesse an einer Skilehrera­usbildung als nach wie vor groß bezeichnet. „Wir bilden jedes Jahr um die 2000 Skilehrer in Salzburg aus“, so der SBSSV-Obmann.

Mitbringen sollten angehende Skilehrer den Experten zufolge nicht nur Fitness und die Freude, mit Menschen zu arbeiten, sondern auch Kommunikat­ionsfähigk­eit, soziale Kompetenze­n, Allgemeinb­ildung sowie Verantwort­ungsgefühl. „Und man sollte nicht introverti­ert sein, denn die Gäste wollen zwar etwas lernen, aber auch unterhalte­n werden“, sagt Reisenberg­er, der die Jobaussich­ten als „gut“bezeichnet. Nicht zuletzt sollten Skilehrer fähig sein, ihre Schüler zu motivieren und zu inspiriere­n. „Gerade bei Anfängern gibt es immer wieder Durchhänge­r“, weiß Reisenberg­er.

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[ Michael Amme/picturedes­k.com] Beschwingt geht es den Berg hinab und sollte auch der Charakter zukünftige­r Ski- oder Snowboardl­ehrer sein.

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