Der Coup des Hirscher-Schützlings
Ski. Manuel Feller fährt auch in Alta Badia auf das Podest. Gleich dahinter gelingt Patrick Feurstein ein bemerkenswerter Befreiungsschlag.
Alta Badia/Wien. Es war still geworden um Patrick Feurstein. Früh war das Vorarlberger ÖSV-Talent von Ferdinand Hirscher in Sachen Skitechnik und Materialabstimmung unter die Fittiche genommen worden. Es folgten Achtungserfolge im Europacup – und dann nichts mehr. Im Vorwinter bestritt Feuerstein überhaupt kein Skirennen mehr, von rätselhaften Kopfschmerzen war die Rede gewesen.
Dann tauchte der inzwischen 25-Jährige am Beginn dieses Olympiawinters doch plötzlich im ÖSV-Riesentorlaufteam auf und erzählte im Detail seine Leidensgeschichte, in der der Skisport nur noch Nebensache war.
Die hartnäckigen Kopfschmerzen hatten zwischenzeitlich Feursteins Leben bestimmt, sie begleiteten ihn vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, niemand konnte helfen. An Training war nicht zu denken, vielmehr war fraglich, ob er je wieder ein normales Leben führen kann. Erst die Diagnose einer Nervenentzündung, die sich vom Hals in den Kopf verlagert hat, brachte die Lösung. Feurstein zog nach Salzburg, um dort mit Gernot Schweizer, einst Betreuer von Marcel Hirscher, im Stile eines Formel1-Piloten an der Nackenmuskulatur zu arbeiten. Die Kopfschmerzen bekam er in den Griff, sich Ziele für seine Comebacksaison zu stecken, wäre aber vermessen gewesen.
Die große Aufholjagd
Seit diesem Sonntag ist nun alles anders. Der Mellauer raste beim Riesentorlauf von Alta Badia auf Platz vier, geschlagen nur von Sieger Henrik Kristoffersen, WeltcupDominator Marco Odermatt und Manuel Feller, der Nummer eins im ÖSV-Technikteam. Feursteins
Befreiungsschlag gelang auf einer der anspruchsvollsten WeltcupStrecken überhaupt, nicht zufällig hat Marcel Hirscher sechsmal in Folge auf der Gran Risa gewonnen.
Vom 27. Platz aus ging er in den zweiten Durchgang, markierte dort Laufbestzeit, und machte insgesamt 23 Ränge gut. Erst der Halbzeit-Siebente und spätere Sieger Kristoffersen warf ihn vom Platz des Führenden. Zwar hatte sich die Piste in Alta Badia schon eisiger präsentiert als bei Feursteins Coup, vor allem im Steilhang wurden die Schläge mehr und mehr. Zu nutzen vermochte das sonst aber niemand, am Ende fand sich Feurstein mitten in der Riesentorlauf-Elite wieder. „Wunderschön. Ein Wahnsinnsrennen, ein super zweiter Lauf“, meinte er.
Nicht weniger bemerkenswert war der nächste dritte Platz von Manuel Feller. Der Tiroler, 29, hatte den Riesentorlauf im Vorwinter eigentlich schon abgeschrieben und wollte sich nur noch auf den Slalom konzentrieren. Zu groß war die körperliche und mentale Beanspruchung geworden, die Skitechnik hatte unter seinen Rückenverletzungen gelitten und Feller viel Kritik einstecken müssen.
Doch der Mann aus Fieberbrunn biss sich durch, behielt seinen Startplatz in den Top 30, und nun, da er sich endlich schmerzfrei wähnt, fuhr er im dritten Riesentorlauf der Saison prompt zum zweiten Mal aufs Podest. „Ich stehe am Start und freue mich auf den Lauf, so soll Skifahren sein“, meinte Feller.
Trotz des Ausfalls von Roland Leitinger, der noch fehlenden Konstanz von Stefan Brennsteiner und des Trainingsrückstands von Marco Schwarz schlägt sich das ÖSVRiesentorlaufteam also beachtlich. Schließlich galt die Truppe der ExHirscher-Trainer Mike Pircher und Ferdinand Hirscher bis zuletzt als ÖSV-Großbaustelle. Schon heute können Feller, Feurstein und Co. beim zweiten Riesentorlauf auf der Gran Risa nachlegen (10/13.30 Uhr, live, ORF1, Eurosport). RIESENTORLAUF Alta Badia
1. Henrik Kristoffersen (NOR) 2:25,04 Min.
2. Marco Odermatt (SUI) +0,31 Sek.
3. Manuel Feller (AUT) +0,37
Weiters: 4. Patrick Feurstein (AUT) +0,58 5. Luca de Aliprandini (ITA) +0,69 10. Stefan Brennsteiner (AUT) +0,95 18. Marco Schwarz (AUT) +1,48. Gesamtweltcup: 1. Odermatt 533 2. Mayer 405.