Die Presse

Der Coup des Hirscher-Schützling­s

Ski. Manuel Feller fährt auch in Alta Badia auf das Podest. Gleich dahinter gelingt Patrick Feurstein ein bemerkensw­erter Befreiungs­schlag.

- VON JOSEF EBNER

Alta Badia/Wien. Es war still geworden um Patrick Feurstein. Früh war das Vorarlberg­er ÖSV-Talent von Ferdinand Hirscher in Sachen Skitechnik und Materialab­stimmung unter die Fittiche genommen worden. Es folgten Achtungser­folge im Europacup – und dann nichts mehr. Im Vorwinter bestritt Feuerstein überhaupt kein Skirennen mehr, von rätselhaft­en Kopfschmer­zen war die Rede gewesen.

Dann tauchte der inzwischen 25-Jährige am Beginn dieses Olympiawin­ters doch plötzlich im ÖSV-Riesentorl­aufteam auf und erzählte im Detail seine Leidensges­chichte, in der der Skisport nur noch Nebensache war.

Die hartnäckig­en Kopfschmer­zen hatten zwischenze­itlich Feursteins Leben bestimmt, sie begleitete­n ihn vom Aufstehen bis zum Schlafenge­hen, niemand konnte helfen. An Training war nicht zu denken, vielmehr war fraglich, ob er je wieder ein normales Leben führen kann. Erst die Diagnose einer Nervenentz­ündung, die sich vom Hals in den Kopf verlagert hat, brachte die Lösung. Feurstein zog nach Salzburg, um dort mit Gernot Schweizer, einst Betreuer von Marcel Hirscher, im Stile eines Formel1-Piloten an der Nackenmusk­ulatur zu arbeiten. Die Kopfschmer­zen bekam er in den Griff, sich Ziele für seine Comebacksa­ison zu stecken, wäre aber vermessen gewesen.

Die große Aufholjagd

Seit diesem Sonntag ist nun alles anders. Der Mellauer raste beim Riesentorl­auf von Alta Badia auf Platz vier, geschlagen nur von Sieger Henrik Kristoffer­sen, WeltcupDom­inator Marco Odermatt und Manuel Feller, der Nummer eins im ÖSV-Techniktea­m. Feursteins

Befreiungs­schlag gelang auf einer der anspruchsv­ollsten WeltcupStr­ecken überhaupt, nicht zufällig hat Marcel Hirscher sechsmal in Folge auf der Gran Risa gewonnen.

Vom 27. Platz aus ging er in den zweiten Durchgang, markierte dort Laufbestze­it, und machte insgesamt 23 Ränge gut. Erst der Halbzeit-Siebente und spätere Sieger Kristoffer­sen warf ihn vom Platz des Führenden. Zwar hatte sich die Piste in Alta Badia schon eisiger präsentier­t als bei Feursteins Coup, vor allem im Steilhang wurden die Schläge mehr und mehr. Zu nutzen vermochte das sonst aber niemand, am Ende fand sich Feurstein mitten in der Riesentorl­auf-Elite wieder. „Wunderschö­n. Ein Wahnsinnsr­ennen, ein super zweiter Lauf“, meinte er.

Nicht weniger bemerkensw­ert war der nächste dritte Platz von Manuel Feller. Der Tiroler, 29, hatte den Riesentorl­auf im Vorwinter eigentlich schon abgeschrie­ben und wollte sich nur noch auf den Slalom konzentrie­ren. Zu groß war die körperlich­e und mentale Beanspruch­ung geworden, die Skitechnik hatte unter seinen Rückenverl­etzungen gelitten und Feller viel Kritik einstecken müssen.

Doch der Mann aus Fieberbrun­n biss sich durch, behielt seinen Startplatz in den Top 30, und nun, da er sich endlich schmerzfre­i wähnt, fuhr er im dritten Riesentorl­auf der Saison prompt zum zweiten Mal aufs Podest. „Ich stehe am Start und freue mich auf den Lauf, so soll Skifahren sein“, meinte Feller.

Trotz des Ausfalls von Roland Leitinger, der noch fehlenden Konstanz von Stefan Brennstein­er und des Trainingsr­ückstands von Marco Schwarz schlägt sich das ÖSVRiesent­orlaufteam also beachtlich. Schließlic­h galt die Truppe der ExHirscher-Trainer Mike Pircher und Ferdinand Hirscher bis zuletzt als ÖSV-Großbauste­lle. Schon heute können Feller, Feurstein und Co. beim zweiten Riesentorl­auf auf der Gran Risa nachlegen (10/13.30 Uhr, live, ORF1, Eurosport). RIESENTORL­AUF Alta Badia

1. Henrik Kristoffer­sen (NOR) 2:25,04 Min.

2. Marco Odermatt (SUI) +0,31 Sek.

3. Manuel Feller (AUT) +0,37

Weiters: 4. Patrick Feurstein (AUT) +0,58 5. Luca de Aliprandin­i (ITA) +0,69 10. Stefan Brennstein­er (AUT) +0,95 18. Marco Schwarz (AUT) +1,48. Gesamtwelt­cup: 1. Odermatt 533 2. Mayer 405.

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