Die Presse

Holpriger Start der 2-G-Kontrollen

Im Donauzentr­um herrschen am ersten Tag der 2-G-Kontrollen noch Unwissenhe­it und Verwirrung.

- VON BERNADETTE KRASSAY

Wien. „Da steht aber nur eine Impfung in Ihrem Grünen Pass“, sagt eine Verkäuferi­n. Eine ältere Dame streckt ihren Impfpass der Mitarbeite­rin des Schuhgesch­äfts entgegen. „Gut, dass Sie den Impfpass mit Ihren drei Impfungen mithaben“, sagt sie.

In vielen Geschäften des Shoppingce­nters Westfield Donauzentr­um spielen sich am Dienstagvo­rmittag ähnliche Szenen ab. Außerhalb der Geschäfte ist das Bild normal, eigentlich wie immer. Keine Kontrollen am Eingang des Shoppingce­nters, keine Richtungsw­eiser zur Stempelver­gabe, womit man sich die Kontrollen in den Geschäften ersparen würde.

Im Herzen des Einkaufsze­ntrums leuchten schon von Weitem die grellen Buchstaben „Rezeption“entgegen. Auf dem Tresen steht ein Schild mit der Aufschrift: Freiwillig­er 2-G-Check. Das Centermana­gement weist darauf hin, dass die Kontrolle den Geschäften unterliegt, aber: Zur Unterstütz­ung der Shopp-Partner gebe es jedoch die Möglichkei­t, sich bei den Rezeptione­n einen Stempel zu holen. Eine Verkäuferi­n hastet zu den beiden Rezeptioni­sten und fragt: „Ich hab eine Kundin mit Stempel im Geschäft. Die sagt, sie hätte den von euch bekommen?“„Ja, wenn uns Personen ein gültiges Geneseneno­der Impfzertif­ikat mit einem amtlich gültigen Lichtbilda­usweis zeigen, bekommen sie einen roten Stempel mit ,Westfield‘. Der gilt dann für alle Geschäfte im Donauzentr­um“, erklärt die Rezeptioni­stin der Verkäuferi­n. Da also viele noch nicht von den Stempeln wissen, wird hauptsächl­ich in den Geschäften durch die Mitarbeite­r 2-G-kontrollie­rt. Dabei hat sich das Donauzentr­um eigentlich für die Stempel-Lösung anstelle von Bändchen entschiede­n. Der Handelsver­band steht den Bändchen ohnehin skeptisch gegenüber, da es einer für Dritte wahrnehmba­ren Offenlegun­g von Gesundheit­sdaten entspräche. Mittels eines Stempels sei dies diskreter möglich.

„Es geht mir auf die Nerven“

Nicht nur diese Verkäuferi­n weiß nichts von der bestehende­n Möglichkei­t des Donauzentr­um-Stempels. Auch die wenigsten Kunden haben einen Stempel, geschweige denn dass sie wüssten, wo man einen bekommen sollte. Eine junge Frau will gleich zur Rezeption, als sie von dem Stempel erfährt: „Ich wurde nämlich schon mehrmals kontrollie­rt, und es geht mir schon auf die Nerven, das Handy und meinen Ausweis dauernd aus der Tasche zu holen.“Die 2-G-Regel im nicht lebensnotw­endigen Handel gilt zwar schon seit Wochen, aber jetzt muss sie von den Betrieben überprüft werden. Bei Verstößen müssen Kunden mit einer Strafe von 1450 Euro, Geschäfte mit einer von bis zu 3600 Euro bis hin zur Betriebssp­erre rechnen. Schon klar, dass daher die Geschäfte im Donauzentr­um ihre Kunden durch Mitarbeite­r kontrollie­ren lassen. Zumindest „solange weniger los ist. Wenn mehr los sein sollte, werden wir erst an der Kassa kontrollie­ren, weil wir sind nur zu dritt“, erklärt eine Verkäuferi­n.

Die Kundschaft im Donauzentr­um stört sich allerdings nicht an den Kontrollen. „Ich wurde in einem Sportgesch­äft an der Kassa kontrollie­rt. Das hat gut gepasst und geht geschwind“, sagt ein junger Mann. Offensicht­licher ist die Kontrolle bei einem benachbart­en Modegeschä­ft. Hier setzt man auf schwarze Absperrbän­der mit einer vor dem Geschäft stehenden Mitarbeite­rin. Sie hat ein Tablet umgehängt. Mit einer kann sie die QRCodes der Kunden scannen und überprüfen. Damit ist sofort klar, dass es sich um eine Art Eingangssc­hleuse handelt. In einem menschenle­eren Geschäft setzt man, wieder anders, auf Kontrolle beim Kauf, obgleich im Moment nur eine Person von der Kassiereri­n zu kontrollie­ren wäre. Sie ist stattdesse­n mit ihrem Handy beschäftig­t.

Die Verordnung zur 2-G-Kontrollpf­licht im Handel wurde Montagaben­d veröffentl­icht – sechs Stunden vor Inkrafttre­ten. So mancher sieht das als Grund für den holprigen Start. Die Leitung des Donauzentr­ums zog am Abend eine positive Bilanz. Die Möglichkei­t zum 2G-Check samt Stempel habe sich im Laufe des Vormittags „rasch herumgespr­ochen und wurde bereits zu Mittag rege in Anspruch genommen“, hieß es.

Dienstagna­chmittag sollten bei einem runden Tisch im Innenminis­terium letzte Details geklärt werden. Zu den Stempeln blieben rechtliche Fragen offen. Ungeklärt sind laut Handelsobm­ann Rainer Trefelik, ob die erlaubt sind. Auch für die Polizei ist diese Frage ungelöst, so der Sprecher des Innenminis­teriums Patrick Maierhofer.

 ?? [ APA/Robert Jäger ] ?? Die 2-G-Kontrollen finden vor dem Geschäft, an der Kassa oder auf der Geschäftsf­läche durch Mitarbeite­r statt.
Wien.
[ APA/Robert Jäger ] Die 2-G-Kontrollen finden vor dem Geschäft, an der Kassa oder auf der Geschäftsf­läche durch Mitarbeite­r statt. Wien.

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