Holpriger Start der 2-G-Kontrollen
Im Donauzentrum herrschen am ersten Tag der 2-G-Kontrollen noch Unwissenheit und Verwirrung.
Wien. „Da steht aber nur eine Impfung in Ihrem Grünen Pass“, sagt eine Verkäuferin. Eine ältere Dame streckt ihren Impfpass der Mitarbeiterin des Schuhgeschäfts entgegen. „Gut, dass Sie den Impfpass mit Ihren drei Impfungen mithaben“, sagt sie.
In vielen Geschäften des Shoppingcenters Westfield Donauzentrum spielen sich am Dienstagvormittag ähnliche Szenen ab. Außerhalb der Geschäfte ist das Bild normal, eigentlich wie immer. Keine Kontrollen am Eingang des Shoppingcenters, keine Richtungsweiser zur Stempelvergabe, womit man sich die Kontrollen in den Geschäften ersparen würde.
Im Herzen des Einkaufszentrums leuchten schon von Weitem die grellen Buchstaben „Rezeption“entgegen. Auf dem Tresen steht ein Schild mit der Aufschrift: Freiwilliger 2-G-Check. Das Centermanagement weist darauf hin, dass die Kontrolle den Geschäften unterliegt, aber: Zur Unterstützung der Shopp-Partner gebe es jedoch die Möglichkeit, sich bei den Rezeptionen einen Stempel zu holen. Eine Verkäuferin hastet zu den beiden Rezeptionisten und fragt: „Ich hab eine Kundin mit Stempel im Geschäft. Die sagt, sie hätte den von euch bekommen?“„Ja, wenn uns Personen ein gültiges Genesenenoder Impfzertifikat mit einem amtlich gültigen Lichtbildausweis zeigen, bekommen sie einen roten Stempel mit ,Westfield‘. Der gilt dann für alle Geschäfte im Donauzentrum“, erklärt die Rezeptionistin der Verkäuferin. Da also viele noch nicht von den Stempeln wissen, wird hauptsächlich in den Geschäften durch die Mitarbeiter 2-G-kontrolliert. Dabei hat sich das Donauzentrum eigentlich für die Stempel-Lösung anstelle von Bändchen entschieden. Der Handelsverband steht den Bändchen ohnehin skeptisch gegenüber, da es einer für Dritte wahrnehmbaren Offenlegung von Gesundheitsdaten entspräche. Mittels eines Stempels sei dies diskreter möglich.
„Es geht mir auf die Nerven“
Nicht nur diese Verkäuferin weiß nichts von der bestehenden Möglichkeit des Donauzentrum-Stempels. Auch die wenigsten Kunden haben einen Stempel, geschweige denn dass sie wüssten, wo man einen bekommen sollte. Eine junge Frau will gleich zur Rezeption, als sie von dem Stempel erfährt: „Ich wurde nämlich schon mehrmals kontrolliert, und es geht mir schon auf die Nerven, das Handy und meinen Ausweis dauernd aus der Tasche zu holen.“Die 2-G-Regel im nicht lebensnotwendigen Handel gilt zwar schon seit Wochen, aber jetzt muss sie von den Betrieben überprüft werden. Bei Verstößen müssen Kunden mit einer Strafe von 1450 Euro, Geschäfte mit einer von bis zu 3600 Euro bis hin zur Betriebssperre rechnen. Schon klar, dass daher die Geschäfte im Donauzentrum ihre Kunden durch Mitarbeiter kontrollieren lassen. Zumindest „solange weniger los ist. Wenn mehr los sein sollte, werden wir erst an der Kassa kontrollieren, weil wir sind nur zu dritt“, erklärt eine Verkäuferin.
Die Kundschaft im Donauzentrum stört sich allerdings nicht an den Kontrollen. „Ich wurde in einem Sportgeschäft an der Kassa kontrolliert. Das hat gut gepasst und geht geschwind“, sagt ein junger Mann. Offensichtlicher ist die Kontrolle bei einem benachbarten Modegeschäft. Hier setzt man auf schwarze Absperrbänder mit einer vor dem Geschäft stehenden Mitarbeiterin. Sie hat ein Tablet umgehängt. Mit einer kann sie die QRCodes der Kunden scannen und überprüfen. Damit ist sofort klar, dass es sich um eine Art Eingangsschleuse handelt. In einem menschenleeren Geschäft setzt man, wieder anders, auf Kontrolle beim Kauf, obgleich im Moment nur eine Person von der Kassiererin zu kontrollieren wäre. Sie ist stattdessen mit ihrem Handy beschäftigt.
Die Verordnung zur 2-G-Kontrollpflicht im Handel wurde Montagabend veröffentlicht – sechs Stunden vor Inkrafttreten. So mancher sieht das als Grund für den holprigen Start. Die Leitung des Donauzentrums zog am Abend eine positive Bilanz. Die Möglichkeit zum 2G-Check samt Stempel habe sich im Laufe des Vormittags „rasch herumgesprochen und wurde bereits zu Mittag rege in Anspruch genommen“, hieß es.
Dienstagnachmittag sollten bei einem runden Tisch im Innenministerium letzte Details geklärt werden. Zu den Stempeln blieben rechtliche Fragen offen. Ungeklärt sind laut Handelsobmann Rainer Trefelik, ob die erlaubt sind. Auch für die Polizei ist diese Frage ungelöst, so der Sprecher des Innenministeriums Patrick Maierhofer.