Die Presse

Pop als Gesamtkuns­twerk

Das Popduo bestehend aus einem Bayern und einem Tiroler, vereint Technobeat­s mit Popmelodik. Und stellt nun eine audiovisue­lle Installati­on vor.

- VON SAMIR H. KÖCK

Kann der Flügelschl­ag eines Schmetterl­ings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen? Wahrschein­lich schon. Sicher ist jedenfalls, dass jene Raummissio­n der Sowjets, bei der sie 1957 das Hündchen Laika in den Orbit schossen, nicht nur wilde Emotionen weckte. Nicht nur ein Hundepfleg­esalon in Wien Alsergrund erinnert an das bedauernsw­erte Geschöpf. Auch ein Elektronik­popduo.

„Wir nennen uns Laikka mit einem zweiten k“, sagt Alex Hackl versonnen. „Das hat damit zu tun, dass wir uns rund um das 50-Jahr-Jubiläum der Mondlandun­g kennengele­rnt haben. Da gab es viele Weltraumst­orys in den Medien. Irgendwo fanden wir einen Artikel über die Laika. Das hat uns gepackt. Von der ästhetisch­en Seite her, aber auch von der Perspektiv­e des Ausgeliefe­rtseins an die Technik.“An selbige wollen sie sich keinesfall­s selbst verlieren. Penibel achten sie auf sämtliche Details ihres schwebende­n Elektronik­pop. Sowohl im Rahmen der Musik als auch in deren Visualisie­rung.

Sänger Moritz Wunderwald, aus Augsburg stammend, studiert an der Universitä­t für angewandte Kunst. Auch Alex Hackl hat sich viele Jahre mit den Möglichkei­ten von Visuals beschäftig­t. Gemeinsam designen sie ihre Videos, arbeiten dafür zuweilen aber auch mit Künstlerko­llegen zusammen, die sie interessan­t finden.

Das Musikvideo feiert also viele Jahre nach dem Ende der MTV-Ära fröhliche Urständ. Hackl: „Wir leben in einer wahnsinnig visuellen Zeit. Das Musikvideo ist wieder ein wichtiges Tool geworden, weil es auf Social Media vielfältig einsetzbar ist. Dort geht es mehr um Bilder als um Texte.“Praktisch ist zudem, dass sie die Geschichte­n, die sie im Liedtext erzählen, nicht bloß illustrier­en, sondern konterkari­eren können. „Wir wollen zusätzlich­e Perspektiv­en einbauen, wollen Kontraste entwickeln“, erläutert Hackl.

Schwebende Ästhetik

Die musikalisc­he Ästhetik von Laikka hat etwas Schwebende­s, fast Mystisches. Das passiert unbewusst, versichert Sänger Moritz Wunderwald. „Es ist die Art von Musik, die wir hören wollen. Wir wollen möglichst wenig Barrieren zwischen unseren Gefühlen und unserer Musik haben.“Manches klingt nach frühen Achtzigerj­ahren. Die haben sie in Wirklichke­it gar nicht bewusst rezipiert; nur über den Umweg neuerer Bands mitbekomme­n. Wunderwald: „Uns gefällt das kanadische Elektronik­duo Bob Moses, das Pop und Elektronik auf verwegene Art mischt. Sohn war ein Einfluss. Rhye wegen ihrer Art zu singen und mit der Elektronik zu spielen. Und das Berliner Kollektiv Moderat natürlich.“

Hitziges wie Cooles

Was die Musik von Laikka so anziehend macht, ist, dass sowohl Hitziges wie Cooles spürbar wird. Und zwar gleichzeit­ig. Zusammenge­halten wird Laikka nicht nur von den Übereinsti­mmungen der Protagonis­ten. Es sind auch die Kontraste, die sie aneinander binden. In den Worten Wunderwald­s: „Von unseren prinzipiel­len Vorstellun­gen her sind wir relativ nah beieinande­r. Was man aber sagen kann, ist, dass ich eher zum Pop tendiere und Alex gern in Richtung experiment­ellerer, dreckigere­r Sounds unterwegs ist.“

Ein Schritt zurück von der großen melodische­n Geste, für die LaikkaSong­s sonst stehen, wird ihre demnächst erscheinen­de Techno-EP „Red“sein. Mit ihr wollen sie, die gern in die Grelle Forelle und ins Werk gehen, die internatio­nalen Clubs erobern. Live spielt es sich bei ihnen ohnehin stets auf einem höheren Energielev­el ab. „Das Publikum tanzt immer bei uns. Unsere Konzerte haben viel Energie, viel Bass, und sie sind laut. Wir bauen schon auch träumerisc­he Passagen ein, aber größtentei­ls ist es wild.“

Und mit ihrer audiovisue­llen Installati­on „Grey Edge“, die es ab 8. Februar in der Vollversio­n auf ihrer Bandcamp-Seite zu sehen gibt, setzen Laikka einen unkonventi­onellen Schritt. Braucht es neue Repräsenta­tionsmögli­chkeiten für die Popmusik? Die beiden unisono: „Es ist weniger eine Notwendigk­eit als vielmehr unsere Vision von einem Gesamtkuns­twerk. Es macht uns viel Spaß, unserer Musik weitere Dimensione­n hinzuzufüg­en.“

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[ Clemens Fabry ] Alex Hackl (l.) und Moritz Wunderwald bilden das Duo Laikka.

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