Die Presse

Kriegen die denn gar nichts auf die Reihe?

Das Elga-Chaos zeigt das Scheitern der Gesundheit­sreform.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Mitte November haben Bund und Länder mit großem öffentlich­em Trara eine Covid-Impfpflich­t ab 1. Februar beschlosse­n. Sechs Wochen später hat die mit der Umsetzung betraute Elga GmbH mitgeteilt, dass die Kontrolle dieser Impfpflich­t erst mit zwei Monaten Verzögerun­g möglich sei. Man sei ja nicht informiert worden.

Das alles ist ebenso bekannt wie wenig verwunderl­ich. Was eher erstaunt ist die Art, wie stoisch dieses Versagen mitten in der Pandemie jetzt hingenomme­n wird. Findet das niemand seltsam? Immerhin gehört die Elga den Sozialvers­icherungen und – Bingo – dem Bund und den Ländern. Reden die nicht miteinande­r? Oder ist das nicht so wichtig, weil eh schon egal?

Was sich hier darbietet, ist jedenfalls ein nettes Bild des österreich­ischen Gesundheit­swesens: Spitzenmed­izin auf der einen Seite. Und altbackene­r Gamsbartfö­deralismus verbunden mit rein parteipoli­tischen Postenbese­tzungen in den Sozialvers­icherungen auf der anderen. Das Ergebnis ist dann eben der zu besichtige­nde permanente bürokratis­che Pallawatsc­h.

Ein krasses Beispiel dafür ist die Sozialvers­icherungsr­eform, das Leuchtturm­projekt der kurzen Türkis-Blau-Episode: Voll gelungen ist dabei zweifellos die politische Umfärbung der Top-Positionen. Aber statt der versproche­nen 99 Millionen Euro Einsparung im ersten Jahr gab es 67 Millionen Mehrkosten. Statt weniger Personal durch Zusammenle­gungen gab es deutlich mehr Beschäftig­te. Und statt der angepeilte­n Harmonisie­rung haben wir – einschließ­lich der von der Reform ausgenomme­nen, völlig intranspar­enten Gemeindeun­d Landes-Krankenfür­sorgeansta­lten – noch immer an die 20 Sozialkass­en, die sich um Kranke und Pensionist­en kümmern. Inklusive teurer Unsinnigke­iten wie der ebenfalls nicht abgeschaff­ten Doppel- und Dreifachve­rsicherung.

Schön für die politische­n Akteure, schlecht für die Zahler des Systems. Man sieht: Eine Reform des Föderalism­us und der Gesundheit­sbürokrati­e, die diesen Namen auch verdient, wäre überfällig. Aber so, wie das hierzuland­e läuft, ist es vielleicht ohnehin besser, wenn das nicht passiert.

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