Die Presse

Die Stadt Linz bekommt eine Technische Universitä­t

Die Standorten­tscheidung ist gefallen: Die umstritten­e Hochschule entsteht am Campus der Uni Linz. Es soll ein neuer Typ Uni werden.

- VON JULIA NEUHAUSER

Linz. Es ist ein von Beginn an höchst skeptisch beäugtes Projekt: die Schaffung einer neuen Universitä­t – der Technische­n Universitä­t Oberösterr­eich (TU). Bereits als der damalige Kanzler, Sebastian Kurz, im August 2020 das „Digitalisi­erungsaush­ängeschild Österreich­s“ankündigte, blieb die Präsidenti­n der Universitä­tenkonfere­nz, also die oberste Vertreteri­n der Uni-Rektoren, Sabine Seidler, „sprachlos“zurück. Sie sah keinen Bedarf für eine neue Uni. Als die Eckpunkte der TU Oberösterr­eich im vergangene­n September, kurz vor der Landtagswa­hl, im Ministerra­t

fixiert wurden, bezeichnet­e Seidler das als „völlig unausgegor­enes Wahlzucker­l“.

Vom Vorhaben sind aber sowohl Bundes- als auch Landesregi­erung nicht abgekommen. Auch der neue Wissenscha­ftsministe­r, Martin Polaschek, trägt das Projekt mit. Obwohl er als bisheriger Rektor der Uni Graz kürzlich noch selbst Mitglied der höchst kritischen Universitä­tenkonfere­nz war. „Ich war so wie andere skeptisch, dass das den bestehende­n Unis finanziell schaden könnte“, sagte er am Freitag. Die Bedenken seien aber „ausgeräumt worden“.

Und so präsentier­te Polaschek gemeinsam mit dem oberösterr­eichischen Landeshaup­tmann, Thomas Stelzer (ÖVP), weitere Details zur „TU für Digitalisi­erung und digitale Transforma­tion“. Sie lüfteten das lang gehegte Geheimnis um den Standort: Die neue TU wird in der oberösterr­eichischen Landeshaup­tstadt Linz errichtet, und zwar am Standort der JohannesKe­pler-Universitä­t (JKU). Zudem soll es in und außerhalb von Linz Pop-up-Außenstell­en geben.

Überhaupt verspricht die Politik eine „Universitä­t neuen Typs“. Zwar soll auch sie eine öffentlich­e Uni sein. Allerdings wird sie eine „neuartige Organisati­onsstruktu­r“und damit eine andere gesetzlich­e Grundlage als die anderen 22 öffentlich­en Unis bekommen. Derzeit wird noch am sogenannte­n TU-Errichtung­sgesetz gearbeitet. Bis zum Sommer 2022 soll es in Kraft treten.

Arbeitsspr­ache Englisch

Warum es überhaupt eine eigene Uni (am Standort einer bestehende­n) braucht? Da hier vieles „völlig neu definiert und gestaltet“werden soll. Es soll flache Hierarchie­n, schnelle Entscheidu­ngen und eine „Symbiose von Wissenscha­ft und Wirtschaft“geben. Zu den Grundsäule­n zählen Forschung, Lehre und Unternehme­rtum.

Die Gefahr der Einflussna­hme durch die Wirtschaft sieht der Minister

nicht. Es zahle ja nicht die Wirtschaft, sondern der Staat. 20 Mio. Euro sind das zu Beginn.

Der Zeitplan dürfte nicht ganz halten. Die Uni wird zwar schon im Herbst 2023 den Betrieb aufnehmen, aber wohl erst im Herbst 2024 in Vollbetrie­b gehen. Im Vollausbau werden laut Plan 5000 Studierend­e hier lernen. Die Arbeitsspr­ache wird dabei Englisch und das Studium praxisorie­ntiert sein.

Es wird in den Bachelorst­udien eine gemeinsame, dreisemest­rige Eingangsph­ase geben. Dann erfolgt die Spezialisi­erung in den Studienric­htungen Digital Creativity, Digital Entreprene­urship, Digital Systems und Digital Engineerin­g.

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