Preppern für alle Fälle
Trend. Outdoor-Küche, Solaranlage, Designer-Kamin: Wie sich die Idee, für einen Blackout gerüstet zu sein, zum Wohnstil entwickelt. Und was in einer Krise auf jeden Fall anzuraten ist.
Ein neues Wort fällt in Österreichs Wohnstudien immer öfter: Der Prepper (vom englischen „to prepare“) – ein Mensch, der sich sehr gewissenhaft auf einen Blackout vorbereitet. Und einige davon haben eine möglichst stilvolle Autarkie zum Lebensstil erhoben. Ursula Polster zum Beispiel, die in ihrem Haus am burgenländischen Neufelder See für alle Fälle vorgesorgt hat, etwa mit einem Holzofen. Dass die berufsbedingt designaffine Einrichtungsausstatterin (Wohnsalon P) zu einem besonderen Stück einer dänischen Manufaktur griff, ist für viele Prepper typisch: Die Anschaffung soll schließlich auch in normalen Zeiten Freude bereiten. Die gleiche Heizreserve soll nun auch ihre Wiener Wohnung krisenfest machen. Und obwohl der See Trinkwasserqualität besitzt, stehen ein Aufbereitungsgerät für Süßwasser und ein Gasherd bereit. Eine (ebenfalls per Gasflasche betriebene) Outdoor-Küche ist in Planung.
Der Trend sei nicht neu, erklärt Polster. „Aber er verstärkt sich zusehends.“Unsichere Lieferketten infolge der Pandemie, leere Gasspeicher, Atom- und Kohlekraftwerke, die vom Netz gehen, und erneuerbare Energien wie Windkraft, die Leistungsschwankungen mit sich bringen – das verunsichere. Und so werde die schicke Kochgelegenheit im Freien nicht nur für den sommerlichen Grillabend mit Freuden gesehen, sondern auch als stilvolle Versicherung bei einem Blackout.
Das bestätigt die Trend- und Zukunftsforscherin Christiane Varga: „Die Entwicklung, für eine Krise gerüstet zu sein, hat sich durch Corona noch verstärkt.“Zu Recht? Herbert Saurugg. Präsident der österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge, hält grundsätzliche präventive Maßnahmen für sinnvoll: „Ein mehrtägiger Stromausfall ist realistisch.“Und nur ein Drittel der Österreicher könne sich derzeit länger als eine Woche selbst versorgen. „Dabei müsste jeder für 14 Tage krisenfit sein. Das gilt für Vorsorge in puncto Lebensmittel und Must-haves wie Taschenlampen und Griller.“
Krisenluxus für den Alltag
Zu den beliebtesten Anschaffungen gehört eine Fotovoltaikanlage auf dem Hausdach oder Balkon. Je nach Größe kostet diese inklusive inselbetriebsfähigem Wechselrichter und Speicher rund 20.000 Euro. Derzeit ist maximal ein Prozent der Österreicher sein eigener Stromversorger. „Fotovoltaikanlagen sollten überall gefördert werden, sie bieten einen gesellschaftlichen Mehrwert“, meint Saurugg.
Immer öfter Einzug in die heimischen Haushalte halten außerdem mit Holz beheizbare Kacheloder
Kaminöfen. Besonders beliebt sind Kaminöfen mit integrierten Kochfeldern, etwa von Austroflamm oder Morsø. Und auch renommierte Luxusausstatter wie Viteo, Boffi oder Palazzetti sind auf den Zug aufgesprungen und bieten Küchen mit per Gasflaschen betriebenem Open-Air-Herd, GrillStation, Teppanyaki- und WokModulen, die Wind und Wetter trotzen. Kalkulieren muss man – auch für bescheidenere Varianten – mit Kosten von etwa 10.000 Euro aufwärts. Vom Prepper-High-End sind diese Stücke aber weit entfernt: In Spanien oder dem amerikanischen Silicon Valley sind derzeit „Rückzugsvillen“beliebt, in denen Begüterte dank eigener Strom- und Wasserversorgung unabhängig sind.